Nach dem queerfeindlichen Anschlag auf eine Bar am vergangenen Mittwoch in Preßburg (Bratislava) fordern Verbände konkrete Schritte zum Schutz von Menschen, die einer sexuellen oder geschlechtlichen Minderheit angehören. Sie sind nach den Roma die am stärksten von Gewalt bedrohte Gruppe in der Tschechischen Republik.
Am vergangenen Mittwoch schoss der 19-jährige Sohn eines slowakischen neofaschistischen Politikers zehnmal auf Besucher der einzigen queeren Bar in Bratislava. Matúš (23) und Juraj (27) starben noch am Tatort, eine weitere Person überlebte ihre Verletzungen nach mehreren Operationen. In seinem Manifest rief der Angreifer dazu auf, Politiker, Juden und Homosexuelle, sowie deren Familien im Zuge eines angeblichen Rassenkriegs zu ermorden. Auch queere Verbände in der Tschechischen Republik sehen sich einer wachsenden Gefahr ausgesetzt und fordern daher einen besseren Schutz.
Gleicher Schutz wie andere Minderheiten
„Wir alle fragen uns, ob so ein Anschlag auch in unserem Land passieren kann. Ich kann Ihnen versichern, dass das möglich ist. Es kann heute passieren, es kann morgen passieren“, erklärte Klára Kalibová bei der Vorstellung des Aufrufes „Gemeinsam gegen Gewalt“, den bereits 23 Verbände unterzeichneten. Zu ihnen gehören beispielsweise „Prague Pride“ oder „Jsme fér“. Sie fordern konkrete Schritte des tschechischen Parlaments als Reaktion auf den Anschlag. Dazu gehört auch eine Änderung des Strafgesetzbuches. Menschen aus sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten sollen demnach den gleichen Schutz erhalten wie andere rechtlich besonders geschützte Gruppen.
Außerdem fordern sie die rechtliche Gleichstellung in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen. Dazu gehören auch die Einführung der Ehe für alle und ein Ende der Pflicht zur Zwangssterilisierung von Transmenschen für eine Geschlechtsangleichung. Davon erhoffen sich die Betroffenen eine positive Auswirkung auf die öffentliche Meinung und die Akzeptanz von LGBT*-Personen in der Gesellschaft. Inzwischen können auch Privatpersonen den Aufruf unterzeichnen. Für Mittwoch, den 26. Oktober, riefen die Organisatoren zudem zu einer Demonstration auf dem Prager Altstädter Ring auf.
Queerfeindliches Klima in Tschechien
In der Tschechischen Republik sind LGBT*-Menschen nach den Roma die am stärksten von Gewalt auf Grundlage von Vorurteilen bedrohte Gruppe, zeigt eine Umfrage von In Iustitia. „Täter von homophoben und transphoben Angriffen werden jedoch von den Strafverfolgungsbehörden nicht in der gleichen Weise strafrechtlich verfolgt wie Täter von rassistischen, ethnischen, nationalistischen oder religiösen Angriffen“, so Kalibová.
Der Aufruf kritisiert zudem das feindselige Klima durch Hassrede in Tschechien, das die Grundlage für solche Gewalttaten schaffe. Vor einem Jahr sorgte beispielsweise Präsident Zeman mit seiner Äußerung, dass ihm Transgender-Menschen von „tiefster Seele zuwider“ seien, europaweit für Aufsehen.