In Tschechien verbringen Kinder und Jugendliche immer mehr Zeit online – bis zu mehreren Stunden täglich. Dabei droht ein wachsender Teil von ihnen, in die digitale Abhängigkeit zu rutschen. Das zeigen neue Zahlen.
Im August veröffentlichte das Nationale Beobachtungszentrum für Drogen und Sucht seinen alljährlichen Bericht über Suchterkrankungen in der Tschechischen Republik. Neben dem weiterhin hohen Konsum klassischer Suchtmittel wie Alkohol und Tabak thematisiert der Bericht das Risiko übermäßiger Mediennutzung. Vor allem Kinder und Jugendliche litten unter den Folgen, die von Schlaf- und Konzentrationsproblemen bis hin zu Schwierigkeiten in der Schule und im Familien- und Freundeskreis reichten.
Onlinesucht trifft besonders Kinder & Jugendliche
Laut dem aktuellen Bericht des Nationalen Beobachtungszentrums für Drogen und Sucht sind Kinder, und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren am stärksten von exzessiver Nutzung digitaler Medien beeinflusst. Schätzungsweise 12 bis 22 Prozent der Kinder, und 8 bis 19 Prozent der Jugendlichen verbrächten vier Stunden oder mehr mit Online-Spielen. 20 bis 30 Prozent der Kinder und bis zu 50 Prozent der Jugendlichen nutzten in der gleichen Zeit die sozialen Medien. Etwa jedes zehnte Kind und fast jeder fünfte Jugendliche ist in dem Zusammenhang onlinespielsüchtig, In die Kategorie „Risiko im Zusammenhang mit der Nutzung sozialer Medien“ fallen etwa jedes zehnte Kind und gut jeder dritte Jugendliche. Übermäßige Mediennutzung betrifft jedoch nicht ausschließlich die jungen Bevölkerungsgruppen: Unter den Erwachsenen gelten bis zu zwei Prozent, also etwa 120.000 bis 165.000 Menschen, als hochgradig onlinesuchtgefährdet.
Bisher keine Hilfsangebote bei Onlinesucht
Der Bericht zeigt, dass Kinder und Jugendliche mit einer digitalen Abhängigkeit zwei- bis sechsmal häufiger mit Schlaf- und Essstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen sowie einem Nachlassen der persönlichen Hygiene zu kämpfen haben. Langfristig umfassten die Konsequenzen nicht nur eine reduzierte körperliche Aktivität, eingeschränkte soziale Kontakte und den Verlust von Freundschaften, sondern auch Konflikte in Schule oder Beruf sowie eine Vernachlässigung von Freizeitaktivitäten. Trotz der wachsenden Nachfrage konstatiert der Bericht, dass es in Tschechien bisher keine spezialisierten Beratungsstellen für digitale Abhängigkeit gebe.
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