Heute vor 79 Jahren verübten zwei Fallschirmjäger der tschechoslowakischen Exilarmee in Prag das Attentat auf den Organisator der Vernichtung der Juden Reinhard Heydrich. Unweit eines Denkmals erinnert nun auch ein großflächiges Graffiti an die Tat.
Fallschirmjäger, die aus einem Flugzeug abspringen. Zwei Menschen mit Rucksäcken, die laufen, sich verstecken, an einer Haustür klingeln. Ein großes Graffiti an einer großen Mauer im achten Prager Stadtbezirk erzählt die Geschichte von Jozef Gabčík und Jan Kubiš, die heute vor 79 Jahren das Attentat auf den nationalsozialistischen „Reichsprotektor von Böhmen und Mähren“, Reinhard Heydrich, verübten. Schöpfer des Graffiti ist der Architekturstudent Jakub Marek, der sich unter 23 Einsendungen durchsetzte. Das Kunstwerk befindet sich ganz in der Nähe des Ortes, wo das Attentat verübt wurde und ist als Ergänzung des bereits bestehenden Denkmals gedacht. Es ist Teil des Projekts „Kunst für die Stadt – MuralArtUM“, mit dem große Flächen verschönert werden sollen. Flächen, die sonst häufig Ziel von freien Graffitis werden. Die Mauer in Prag 8 befindet sich entlang der Straßenbahnhaltestelle „Vychovatelna“ (Erziehungsanstalt) an einer viel befahrenen vierspurigen Straße.
Das Graffiti des Studenten Jakub Marek an der Tram-Haltestelle „Vychovatelna“. Foto: Steffen Neumann
„Die Form eines Graffitis bzw. Comics ist jungen Menschen näher als ein geschriebener Text oder eine Vorlesung. Deshalb haben wir uns für diesen Entwurf entschieden, um den Vorbeigehenden und Vorbeifahrenden eines der wichtigsten Ereignisse der modernen Geschichte, die Operation Anthropoid zur Beseitigung des Reichsprotektors Heydrich näher zu bringen“, kommentierte das Kunstwerk der Stadtbezirksrat Michal Švarc.
Das Graffiti erinnert in Form von Kreuzen auch an die Vielzahl der Opfer der Rache der Nationalsozialisten. Dazu gehörte die Vernichtung der Dörfer Liditz (Lidice) bei Prag und Lezaky (Ležáky) in Ostböhmen sowie die Verfolgung und Tötung Tausender unschuldiger Menschen. Den beiden Attentätern und ihren Helfern gelang es, sich zu verstecken. Ihr Rückzugsort in der Krypta der Kirche der Heiligen Cyrill und Method wurde erst durch den Hinweis eines Verräters entdeckt.