Wie es nach dem Abitur weitergehen kann, dazu konnten sich Schüler der Deutschen Schule Prag (DSP) beim „Tag der Universitäten“ informieren. Mehr als 20 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und Tschechien boten den Schülern einen Einblick in Studienmöglichkeiten und die Chance, ihre zukünftige Alma Mater kennenzulernen.

Medizin, Politikwissenschaften, Jura, Architektur oder Astrophysik. Allein in Deutschland wurden zum Wintersemester 2018/19 über 8000 Bachelorstudiengänge angeboten, kaum jemand behält da den Überblick. Doch damit nicht genug, bei der Wahl des Studienfaches stellt sich auch die Frage nach dem Ort – etwa nahe bei der Familie oder doch ins Ausland? Es sind große Entscheidungen, die nach dem Abitur getroffen werden müssen, was Schüler und auch Eltern durchaus überfordern kann. Traditionell veranstaltet die DSP den „Tag der Universitäten“, der den Schülern eine Orientierung geben und sie bei der Studien- und Berufswahl unterstützen soll.

Mehr als 20 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und Tschechien waren am 11. November im Foyer der DSP mit einem Informationsstand vertreten und gaben den Schülern der 10. bis 12. Klassen die Möglichkeit, mit ihrer zukünftigen Alma Mater ins Gespräch zu kommen und mehr über die Studienmöglichkeiten an den jeweiligen Hochschulen zu erfahren. Parallel dazu stellten sich die Hochschulen auch in Vorträgen vor. Über 200 Schüler nahmen am „Tag der Universitäten“ teil, auch angehende Abiturienten von anderen Gymnasien in Tschechien und sogar aus der Slowakei waren extra für diesen Tag angereist, berichtet Hans Kistler, der an der Deutschen Schule Englisch und Geschichte unterrichtet und den Studieninformationstag organisierte.

Einige Schüler der DSP haben schon ziemlich konkrete Vorstellungen, wie es für sie nach dem Abitur einmal weitergehen könnte. „Ich würde gerne Modedesign studieren. Ich interessiere mich sehr für Mode und es macht mir Spaß, den ganzen Trends zu folgen und auch selbst kreativ zu sein“, erzählt Veronika, die in die 10. Klasse geht und sich gerade einen Vortrag von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg angehört hat. Ihre Mitschülerin Bruna interessiert sich hingegen für ein Studium der Physiotherapie. Ob sie dazu bereits etwas im Rahmen des Studieninformationstages erfahren konnte? „Ich habe noch mit niemandem hier darüber geredet, aber habe schon gesehen, dass einige Universitäten das anbieten.“

Viele Schüler sprechen mehrere Fremdsprachen oder sind sogar bilingual aufgewachsen (siehe Teil 4 der Serie „Bilingualität“ im LandesEcho). Daher ist einigen schon klar, dass sie nicht in Tschechien bleiben möchten und ziehen ein Studium im Ausland in Betracht. Isabella, die fließend Deutsch, Englisch, Tschechisch und Französisch spricht und sich für ein Studium der Gentechnik interessiert, ist sich noch etwas unsicher bei der Wahl des Studienortes: „Eigentlich habe ich immer gesagt, dass ich überhaupt nicht in Deutschland studieren möchte, höchstens in München, weil meine Familie von dort kommt und es meine Heimat ist. Ich habe mir auch überlegt, nach Irland zu gehen, weil es dort im Bereich Gentechnik sehr gute Universitäten gibt und weil ich Irland total schön finde. Aber es kann auch sein, dass es mich irgendwo anders hin verschlägt.“ Ihr Mitschüler Huy, der entweder Internationale Beziehungen oder Medizin studieren möchte, ist sich dagegen schon sicher, wohin es gehen soll: nach Deutschland. In welche Stadt genau, spiele dabei eigentlich keine große Rolle. Mehrsprachigkeit ist auf jeden Fall ein Thema, das auch auf die Studienwahl einen bedeutenden Einfluss nimmt.Katharina Wirges und Samule Hoefman von der Hochschule Kaiserslautern - Foto: Manuel Rommel

Doch was bewegt die Hochschulen dazu, den teilweise weiten Weg nach Prag auf sich zu nehmen? Katharina Wirges ist Studienberaterin an der Hochschule Kaiserslautern, an der vor allem Studiengänge im Bereich der Ingenieurwissenschaften angeboten werden. Am „Tag der Universitäten“ an der DSP ist die Hochschule Kaiserslautern zum ersten Mal vertreten, es sei gewissermaßen ein „Testlauf“, sagt Wirges. Denn die dortigen Studiengänge werden auch sehr stark von Abiturienten aus Tschechien nachgefragt, nun wolle man diese gezielt ansprechen und für die Hochschule Kaiserslautern gewinnen. Nicht zuletzt spiele Tschechien für die deutsche und internationale Automobilbranche eine wichtige Rolle, Studierende mit Tschechischkenntnissen sind also Gold wert.

Schon seit vielen Jahren traditionell beim Studieninformationstag vertreten ist die Universität Passau. Diese habe einen ausgeprägten Osteuropa-Schwerpunkt und biete Studiengänge an, in denen man Kultur- und Sprachwissenschaften mit Wirtschaft kombinieren kann, wie z. B. den Bachelorstudiengang „Kulturwirtschaft“, berichtet Studienberaterin Ulrike Bunge. Zudem könne man viele Studienfächer mit Tschechisch kombinieren. Daher ist die Hochschule – neben der Nähe zu Tschechien – auch für Schüler der DSP besonders attraktiv. Warum man sonst noch in Passau studieren sollte? Ulrike Bunge hat eine Antwort: „Die Uni Passau hat den schönsten Campus Deutschlands.“


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