Am vergangenen Sonntag wurde auf die kürzlich wiedererrichtete Mariensäule ein Brandanschlag verübt. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden, sodass lediglich Schäden am Sockel entstanden. Der Tatverdächtige sei nach Angaben der Polizei ein Gegner der Wiedererrichtung der Mariensäule.
Noch kein Monat ist vergangen, seit die Replik der umstrittenen Mariensäule wieder auf dem Prager Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) steht, und schon gab es einen Versuch, die Säule zu beschädigen. Am Sonntagmorgen gegen 7.30 Uhr versuchte ein 42-jähriger Mann mithilfe von in Brand gesetzten Stofffetzen, an der Säule ein Feuer zu legen. Durch Überwachungskameras wurde eine Polizeistreife auf den Vorgang aufmerksam, woraufhin diese das Feuer mit einer Wasserflasche aus dem Streifenwagen löschte. Der Tatverdächtige wurde von der Polizei festgenommen.
Der Schaden am Sockel der Mariensäule wird auf ca. 15.000 Tschechische Kronen (ca. 562 Euro) geschätzt. Auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte die Prager Polizei mehrere Fotos, auf denen die Brandspuren und verschmorte Reste der Stofffetzen zu sehen sind. Die Mariensäule selbst ist nicht beschädigt worden. Laut Polizei habe der Tatverdächtige mit der Handlung seine Missbilligung der Wiedererrichtung der Mariensäule zum Ausdruck bringen wollen. „Wir untersuchen die Tat unter dem Verdacht der Unruhestiftung und Beschädigung fremden Eigentums. In diesem Fall droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren“, sagte Polizeisprecher Jan Rybanský am Montag.
Die Mariensäule selbst wurde nicht beschädigt, am Sockel hat das Feuer Spuren hinterlassen – Foto: Městská policie hl. m. Prahy
Karlsbrücken-Reiniger kam wieder zum Einsatz
Auch der Bildhauer Petr Váňa, der die Replik der Mariensäule schuf, meldete sich zu Wort: „Schon am Sonntag habe ich Miloslav Černý angerufen, der auch das Graffiti von der Karlsbrücke entfernt hat, damit dieser uns hilft. Er ist gleich hergekommen und hat mit einem Hochdruck-Wasserreiniger den Ruß entfernt.“ Im letzten Jahr hatten zwei deutsche Touristen die Prager Karlsbrücke mit einem fünf mal zwei Meter großen Graffiti beschädigt.
Die finalen Arbeiten an der Mariensäule bis zur geplanten Fertigstellung am 15. August seien durch den Vorfall aber nicht beeinträchtigt worden.
Seit dem 4. Juni – nach über 101 Jahren – steht die Mariensäule wieder auf dem Prager Altstädter Ring. Foto: Manuel Rommel
Die im Jahr 1650 errichtete Mariensäule wurde einst von Kaiser Ferdinand III. als Dank gegen die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Schweden gestiftet. Im Jahr 1918 wurde sie von aufgebrachten Bürgern, die in ihr ein Symbol der Habsburger Monarchie sahen, zerstört. Nach jahrelangen Debatten hatte der Prager Stadtrat im Januar die Wiedererrichtung der Mariensäule beschlossen. Am 4. Juni wurde die Säule aufgestellt.