Der Oberste Gerichtshof bestätigte das Urteil gegen den Angeklagten, der Bombenanschläge auf die Botschaften Israels, Chinas und der USA in Prag vorbereitete. Der Täter nahm sich andere Anschläge zum Vorbild und setzte erste Schritte seines Plans bereits um.

Der Oberste Gerichtshof in Olmütz (Olomouc) bestätigte das Urteil gegen einen inzwischen 18-Jährigen, einen Terroranschlag vorbereitet zu haben. Er wurde zu 30 Monaten Haft verurteilt, die zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt wurden. Daneben wurde eine ambulante psychiatrische Behandlung angewiesen. Die Suche nach einem Motiv führt unter anderem ins rechtsextreme Milieu und verschwörungsideologische Internetforen.

Detaillierte Planungen und Testläufe

Der damals 17-jährige Täter wollte nach Angaben des Gerichts Autos mit Sprengstoff vor den Botschaften der USA, Chinas und Israels zur Explosion bringen. Bereits 2021 habe er damit begonnen, einen detaillierten Plan für die Bombenanschläge auszuarbeiten. Er beschaffte sich Material zur Herstellung der Sprengsätze und der Montage eines Zünders. Zudem testete er ein erstes Modell in einem Wald, um anschließend die Sprengkraft zu erhöhen. Auf seinem Rechner wurden neben den Bauanleitungen für die Bomben auch Recherchen zu den Anfahrtszeiten der Rettungskräfte gefunden.

Das Gericht kam auf Grund der Vorbereitungen, der Komplexität seines Plans und den ersten Schritten der aktiven Umsetzung seines Vorhabens zu der Schlussfolgerung, dass der Angeklagte beabsichtigte, den Anschlag auch tatsächlich durchzuführen. Dem Richter zu Folge spielte auch seine autistische Störung, das Asperger-Syndrom, eine Rolle für sein Motiv. Andere Spuren führen in das rechtsextreme Milieu, wie etwa das geplante Anschlagsdatum.

Rechtsextremer Hintergrund

Der Täter gestand, dass er seinen Plan 2025 zum Jahrestag des Terroranschlags von Timothy McVeigh in Oklahoma City umsetzen wollte. McVeigh brachte 1995 unter dem Murrah Federal Building einen LKW zur Explosion und ermordete damit 168 Menschen, über 800 wurden verletzt. Der Anschlag galt als schwerster und folgenreichster in der Geschichte der USA vor dem 11. September 2001. McVeigh sympathisierte mit rechtsextremen Milizen in den USA und teilte die in dieser Szene verbreitete antisemitische Verschwörungserzählung der „Neuen Weltordnung“. Nicht nur in der Wahl des Datums, sondern auch mit dem Plan, Autobomben zu verwenden, zeigt sich eine direkte geistige Nähe des tschechischen Täters zu McVeigh.

Der Angeklagte habe sich von historischen Terroranschlägen im Ausland inspirieren lassen, um ähnliches in der Tschechischen Republik durchzuführen, erklärte der Olmützer Oberstaatsanwalt Radim Daňhel. Die Tat taucht auch im Extremismus-Bericht des tschechischen Innenministeriums auf. Hier wird sie in die Kategorie Rechtsextremismus eingeordnet und dient als Beispiel für die wachsende Gefahr isolierter Online-Communities. Von diesen gehe laut polizeilichen Erkenntnissen die größte Bedrohung in Tschechien aus, heißt es in dem Bericht.

Bewährungsstrafe und ambulante Behandlung

Das Urteil setzt sich aus der Schwere der Tat, der Minderjährigkeit des Täters und seiner diagnostizierten psychischen Störung zusammen. In der ersten Instanz wurde er zusätzlich zur Bewährungsstrafe zu einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik verurteilt, das Oberlandesgericht milderte das Urteil nun auf eine ambulante Behandlung ab. Die Experten hätten diese als effektiver bewertet, da die Familie wesentlichen Einfluss auf die Selbstreflexion des Angeklagten habe, erklärte der Verteidiger. „Unserer Meinung nach steht die psychische Störung nicht im Zusammenhang mit der begangenen kriminellen Tätigkeit“, erläuterte dieser nach dem erstinstanzlichen Urteil, das nun leicht abgemildert wurde.

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