Die Förderung im Rahmen der Charta für Regional- und Minderheitensprachen durch das tschechische Regierungsamt scheint wenig bekannt. Die Bohemia Troppau war erstmals mit einem Projektantrag erfolgreich.

 

Im Jahr 2006 unterzeichnete die Tschechische Republik die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Daraus entstand ein Förderprogramm mit dem Titel „Förderung der Einführung der Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ (Podpora implementace Evropské charty regionálních či menšinových jazyků), welches das Regierungsamt der Tschechischen Republik verwaltet. Die Förderung kann bis zu 70 Prozent der Kosten von Projekten decken, die zur Sprachausbildung, zur Analyse der Anwendung der Minderheitensprache und der Effektivität des Sprachunterrichts sowie zum Erhalt verschiedener Bezeichnungen in der Minderheitensprache dienen.

Das Gesamtbudget des Programms beträgt pro Jahr etwa drei Millionen Kronen (rund 116 000 Euro). Obwohl das nicht besonders viel scheint, sind 2018 und 2019 nicht genügend Anträge eingegangen, um die gesamte Summe auszuschöpfen. Die meisten der fünfzehn Anträge stellte im Jahr 2018 die polnische Minderheit, die deutsche Minderheit hingegen beantragte in den letzten Jahren in diesem Rahmen keine Förderung.

Ein möglicher Grund dafür liegt in der Schwierigkeit der Antragstellung. Wir und die Mitarbeiter anderer Minderheiten sind meistens ehrenamtliche Laien. Eine Förderung setzt jedoch ein detailliertes Studium des Programms und Handbuches sowie Fachkenntnisse im Bereich der Buchhaltung und anderer Vorschriften voraus.

Für 2019 hat die gemeinnützige Gesellschaft BOHEMIA Troppau der deutschen Minderheit erstmals ein Projekt beantragt und bewilligt bekommen. Die Bohemia wird ausschließlich durch Projekte finanziert. Wir müssen also jedes Jahr genügend Projekte beantragen und Fördermittel erringen, um die Betriebskosten decken zu können.

Die Förderung aus dem Regierungsprogramm für dieses Jahr ist für ein Projekt bestimmt, dass den Deutschunterricht im Hultschiner Ländchen unterstützt. Die Eigenleistung finanzieren wir durch die Schulgebühr der Kursteilnehmer und durch die Förderung der Deutschen Botschaft. Der Bezug zur Minderheit ist dadurch gegeben, dass die meisten Eltern oder bereits die Kinder bundesdeutsche Reisepässe besitzen. Der Unterricht für Vorschulkinder, Schulkinder und Erwachsene findet in den gemieteten Lehrräumen in Klein- und Groß Hoschütz (Malé Hoštice, Velké Hoštice), Schepankowitz (Štěpánkovice), Kuchelna (Chuchelná) und Ellgoth (Lhota) statt. Die gesamte Anzahl der Schüler liegt zwischen 60 und 90. Sie werden von vier bis sechs Lehrerinnen betreut.

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Deutschunterricht in Kindergärten gemacht. Wenn die Kinder früh auf eine einfache Weise an die Fremdsprache herangeführt werden, überträgt sich der Bezug zu dieser fast automatisch in die Grundschule und bildet somit die Grundlage einer lebenslänglichen Sprachkompetenz. Das erfordert jedoch Marketingarbeit: Jemand muss die Elterntreffen am Anfang und im Laufe des Jahres besuchen und Werbung machen. Während des Jahres muss zudem in Zusammenarbeit mit der Direktorin die Qualität geprüft und zum Ende des Schuljahres die Zufriedenheit der Eltern mit dem Unterricht überprüft werden. Hinter solchen Projekten steckt also eine Menge an unsichtbarer Leistung. 

Wir haben auch schon einen Antrag für das Jahr 2020 gestellt und hoffen, dass er bewilligt wird. Damit könnten wir zumindest einen Teil der Betriebskosten decken und für den Deutschunterricht zum Beispiel ein Notebook anschaffen.


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