Die Sudetendeutsche Landsmannschaft feierte in Regensburg den 200. Geburtstag des Brünner Pioniers der Genetik Gregor Johann Mendel.
Gregor Johann Mendels 200. Geburtstag wird sowohl in Tschechien als auch in Deutschland gefeiert. Der Begründer der Vererbungslehre, nach welchem die Mendelschen Regeln der Vererbung benannt sind, ist ein zentraler Wegbereiter der modernen Genetik. Am vergangenen Dienstag, den 13. September 2022, widmete ihm die Sudentendeutsche Landsmannschaft im Festsaal des Bezirks Oberpfalz einen ganzen Abend. Untermalt wurde der Festakt von dem Gesang des Ensembles Renner, welches Pavel Křížkovskýs Kompositionen auf Latein, Deutsch und Tschechisch vortrug. Křížkovský war Ordensbruder von Mendel und seine Musik dürfte wohl auch den forschenden Mönch aus Brünn begleitet haben.
Prof. Ulf Broßmann, Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft, referierte auf dieser Festveranstaltung zum Werdegang Mendels. Mendel wurde im Juli 1822 in dem kleinen Ort Heinzendorf (Hyncice) geboren. Er wuchs in einer Bauernfamilie auf, die von ihren Erträgen kaum leben konnte. Auf Grund seiner außerordentlichen schulischen Leistungen wurde ihm der weitere Bildungsweg nahegelegt. Schließlich studierte er an der philosophischen Lehranstalt in Olmütz (Olomouc), 1843 trat er in das Augustinerkloster St. Thomas in Alt-Brünn ein. 1951 führte ihn sein Weg weiter an die Universität Wien, an welcher er mit Auszeichnung ein naturwissenschaftliches Studium absolvierte.
Prof. Ulf Boßmann zeichnete Mendels Weg vom Bauernjungen zum forschenden Mönch nach. Foto: Tobias Eisch
Von der Erbse zur modernen Genetik
Im Kloster setzte er seine naturwissenschaftlichen Forschungen fort. Dieses galt dem damaligen Verständnis nach als aufgeklärt und liberal und bot beste Voraussetzungen für zahlreiche Experimente. Hier arbeitete er intensiv zur Vererbungslehre, führte an 30.000 Erbsen 10.000 Kreuzungen durch und hielt die Gesetzgebungen fest, die er aus seinen Beobachtungen ableitete. Doch auch in anderen Bereichen führte sein Forschungsdrang zu neuen Erkenntnissen. So erkannte er durch umfassende meteorologische Beobachtungen, dass menschliche Eingriffe in die Natur Einfluss auf das Klima haben. Die Zeit war allerdings noch nicht reif für seine Erkenntnisse und so fanden sie erst Jahre nach seinem Ableben ihren Weg in den wissenschaftlichen Kanon.
Zu den Grundlagen, die Mendels Forschung legte, berichtete Professor Widmar Tanner, der an der Universität Regensburg zu Zellbiologie und Pflanzenphysiologie forschte und lehrte. Bis zu Mendel sei man in der Wissenschaft davon ausgegangen, dass die Pollen einen präformierten Embryo enthalten. Die Eizelle sei daher nur eine Art Amme. Der Samen enthalte folglich alles weitergegebene Erbgut und die Eizelle würde ihm lediglich einen geeigneten Raum bieten. Dem widersprach Mendel. Er habe erkannt, dass die Nachkommen nicht nur der Pollenpflanze gleichen. Er erkannte zudem dominante und rezessive Faktoren, die allerdings beide im Erbgut erhalten bleiben. Dies gelang ihm über die Farbe der Erbsen. So kreuzte er gelbe mit grünen Erbsen, die ersten Nachkommen waren alle grün. Kreuzte er allerdings die Nachkommen, so war jede vierte Erbse wieder gelb. Er habe damit gezeigt, dass auch rezessive Erbfaktoren weitergegeben werden und wiedervortreten können. Die Grundlage der Mendelschen Vererbungslehre war geschaffen.
Tanner führte an diesem Abend von Mendel durch eine Geschichte der Genetik bis zur heutigen praktischen Anwendung. Diese sei zum Beispiel der mRNA-Impfstoff, der momentan für medizinische Durchbrüche sorgt. Allgemein sei die Genetik aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Eine Genetik, deren Grundlagen Mendel legte, auch wenn diese zu seinen Lebzeiten nie anerkannt wurden.
Prof. Widmar Tanner referierte zu den Grundlagen, die Mendel für die moderne Genetik legte. Foto: Tobias Eisch