Ein Treffen zwischen dem Verband der Deutschen in den Regionen Reichenberg/Lausitz-Nordböhmen e. V. und dem Verein „Hartauer Kreative“ aus Zittau verbindet die Nachbarstädte.
Es ist inzwischen längst zu einer schönen Realität geworden, dass die Menschen über einstmals unüberwindlich scheinende Grenzen aufeinander zugehen und sich die Hand reichen. Besonders deutlich wird das in solchen Regionen wie dem Dreiländereck „Euroregion Neiße-Nisa-Nysa“. Dazu ein jüngstes, erfreuliches Beispiel. Seit August bestehen nun schon vielversprechende Kontakte zwischen dem Verband der Deutschen, Region Reichenberg, Lausitz-Nordböhmen und dem Verein „Hartauer Kreative“ aus dem gleichnamigen Ortsteil der Nachbarstadt Zittau. Auch dort ist die Zusammenarbeit über die Neiße hinweg längst zum Alltag geworden. Besonders betrifft das z. B. Aktivitäten beim „Fest am Dreiländereck“ und Wettbewerben um den schönsten, selbst gestalteten Weihnachtsbaum in Grottau (Hrádek nad Nisou), wo traditionell auch die Landfrauen aus Reichenau (polnisch Bogatynia) vertreten sind.
Die neue Verbindung wurde maßgeblich durch die Vermittlung von Michaela Janyská geknüpft, die im Zittauer Rathaus für die internationale Zusammenarbeit im Städtebund „Kleines Dreieck“, aber auch darüber hinaus verantwortlich ist. Ihre Anfrage stieß bei Petra Laurin, der Leiterin des Begegnungszentrums Reichenberg (Liberec) und des „Hauses der tschechisch-deutschen Verständigung“ in Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou), sofort auf offene Ohren. Und so kam es Ende August zu einem ersten Treffen in der Jeschkenstadt.
Während des Treffens kam es bei Kaffee und Kuchen, Sekt und Schnittchen erneut zu herzlichen Gesprächen. Foto: Petra Laurin
Petra Laurin zeigte den Gästen beim Rundgang viele Sehenswürdigkeiten. Besonders begeistert waren diese vom prachtvollen Rathaus, welches sogar von innen besichtigt werden konnte. Schnell merkte man auf beiden Seiten, dass die Chemie stimmte. Und Sprachprobleme gab es ja ohnehin nicht zu überwinden. So war es nur logisch, dass vor wenigen Tagen ein Gegenbesuch im Vereinshaus des Zittauer Ortsteils Hartau stattfand. Eine ideale Gelegenheit für Gastgeberin Irmgard Blischke die Tätigkeit ihrer Vereinsmitglieder an zahlreichen Exponaten vorzustellen.
Die Gründung des Vereins geht auf das Jahr 2000 zurück. Damals begann in Hartau das 625. Ortsjubiläum, und eine Handvoll engagierte Frauen wollten gemeinsam zu dessen würdiger Gestaltung beitragen. So wurde die Idee einer Kreativausstellung geboren. Sie mobilisierten mit Erfolg das ganze Dorf. Über 200 Exponate von den Einwohnern gingen ein und konnten präsentiert werden. Es hatte allen viel Freude bereitet. Warum also sollten sie sich nicht auch in Zukunft regelmäßig treffen und kreativ arbeiten? Gesagt getan: Am 25. November 2000 trafen sich zwölf Hartauer Frauen im damaligen Kretscham (heute Lernhaus), um ihren Verein „Hartauer Kreative“ aus der Taufe zu heben. Von unzähligen Höhepunkten wusste die 80-jährige Vereinsvorsitzende Blischke ihren Gästen zu erzählen. Das sind Zittauer Stadtfeste, Ausstellungen in der Zittauer Sparkasse, Tage des offenen Denkmals, das Zittauer historische Stadtfest „Spectaculum Citaviae“, den Tag der Sachsen und ein Pressefest in Leipzig. Modenschauen auf Vereinbarung gibt es nicht nur in Alters- und Pflegeheimen, sondern auch auf besonderen Wunsch bei runden Geburtstagen.
Die 30 Frauen und vier Männer treffen sich jeden Mittwoch zur kreativen Tätigkeit im weitesten Sinne. Die Palette dessen, was da gepflegt wird, ist bunt. Schneidern, Stricken, Sticken, Häkeln, Fadengrafik, Aquarellmalerei, selbst das Klöppeln gehört dazu. Natürlich sind die Vereinsmitglieder auch gern bereit, diese Fähigkeiten und Fertigkeiten an Interessenten weiterzugeben. Für neue Vorschläge sind sie ebenfalls sehr empfänglich.
Weiterer Teil des Vereinslebens sind die vier großen Veranstaltungen – der Frauentag, Buchlesungen, die Adventfeier und die jährliche Ausfahrt. Hinzu kommen Auftritte von Kleinkünstlern und öffentliche Spielnachmittage. Sehr wichtig ist den Hartauern auch die Zusammenarbeit mit tschechischen und polnischen Vereinen innerhalb des Städteverbunds „Kleines Dreieck – Reichenau-Grottau-Zittau. „Diese Gemeinsamkeit ist ein herrliches Gefühl“, betonte Irmgard Blischke auch bei der jüngsten Begegnung. „Man kommt einfach runter, vergisst die Sorgen des Alltags.“
Wie soll es weitergehen? An eine Partnerschaft auf vertraglich geregelter Basis denkt man wohl nicht. Andererseits weckten die beiden bisherigen Begegnungen die Lust auf mehr. Und so wurden vor dem Aufbruch nächste Ideen gesammelt, die darauf hinausliefen, dass man sich noch vor dem Weihnachtsfest im Begegnungszentrum Reichenberg einfinden wird. Als besonderen Höhepunkt bereiten die Damen um Irmgard Blischke für dieses Treffen eine Modenschau vor. Deren Inhalt bleibt allerdings bisher noch geheim. Man kann also gespannt sein.
Dieser Artikel erschien in der November-Ausgabe 2021.