Rumpelkasten und Osterratsche Credit: Günther Wohlrab/ Eghaland Bladl

Im Egerland war die Osterzeit von den verschiedensten Bräuchen geprägt. Viele sind heute fast schon in Vergessenheit geraten.

Wirft man einen Blick in das Depot des Egerland-Museums, dann erzählen Osterratschen, Rumpelkästen und Aufpeitschruten von diesen alten Traditionen. Es werden Erinnerungen wach: Das letzte Läuten der Glocken am Gründonnerstag, das grüne Essen (Brunnenkresse-Salat, Brennnessel-Salat), das Ratschen in den Kartagen, die Anbetung am Heiligen Grab, die Auferstehungsfeier, das Eierpeitschen am Ostermontag und vieles mehr.

Osterratschen am Karfreitag

Das Osterratschen der Buben war ein straff durchorganisierter Brauch. Am Gründonnerstag verstummten zum Zeichen der Wehmut und Trauer über den Kreuzestod Christi die Glocken und der Orgelklang in der katholischen Kirche. Während der Abwesenheit der Glocken ersetzten im Egerland „Ratschenbuben“, auch „Klappara“ oder „Schnarrnboum“ genannt, das Glockengeläute durch das Lärmen ihrer aus Holz gebauten Ratschen, Rumpeln, Kästen oder Schubklappern. Dreimal täglich zogen sie ratschend und rumpelnd durch das Dorf, um die Gläubigen früh, mittags und abends zum Gottesdienst zu rufen. Der Stolz eines jeden Buben war es, einen Ratschenbock zu besitzen. Aber auch unter diesen hölzernen Lärmgeräten gab es eine strenge Hierarchie. Träger von Handratschen und Klappern genossen weniger Ansehen als die meist größeren Jungen, die mit „Kuhmäulern“ und „Ratschenböcken“ im Zug standen. Als Lohn für diese Arbeit sammelten die Jungen dann von den Dorfbewohnern am Karsamstag Gaben und Geldgeschenke ein, die sie untereinander je nach Leistung aufteilten.

Aufpeitschen und „Heischesprüche“

Wer erinnert sich noch an das „Aufpeitschen“ am Morgen des Ostermontags? In den Nachbargegenden des Egerlands um Karlsbad (Karlovy Vary) und Falkenau (Sokolov) spielte der “Schlag mit der Lebensrute“ eine wichtige Rolle. Mit einer aus sieben gelben Weiden geflochtenen Rute ging es los zum „Aufpeitschen“. Wichtig war es, sich frühmorgens auf den Weg zu machen, erzählt ein Egerländer, denn „faule Aufpeitschbuben kriegten nichts mehr“.

„Rote, rote Eier raus/ eins, zwei, drei raus/ bin der kleine König/ gebt mir nicht zu wenig/ lasst mich nicht zu lange steh`n/ muss a Häusel weiter geh`n“ – so lautete einer der typischen Heischesprüche. Waren Mädchen im Haus, wandelte man den Spruch ab: „Rote, rote Eier raus, sonst peitsch` ma eure Mädchen aus.“ Wurde ein Mädchen erwischt, dann gab es tatsächlich einige Schläge mit der Weidenrute. Nach dem Auspeitschen kamen die Jungen mittags reichlich beschenkt nach Hause. „90 bis 120 Kronen, 50 bis 60 Eier, Orangen, Schokolade und Wurst“ hatte man da oft zusammen.

In Acht nehmen mussten sich aber beim „Aufpeitschen“ die Sparsamen, die den Peitschern nichts zukommen lassen wollten. Ein Zeitzeuge erinnert sich an einen Dorfbewohner, dessen Geiz man damit bestrafte, dass man ihm einen Mistwagen aufs Scheunendach stellte. Es gibt noch viele weitere Egerländer Osterbräuche, die leider in Vergessenheit geraten sind.

Wer weiß zum Beispiel noch, dass in manchen Gegenden des Egerlandes nicht der Osterhase, sondern der Hahn die Eier brachte? Der Osterhahn legte am Gründonnerstag die mit Zwiebelschalen und Zichorienpapier gefärbten Eier in die eigens dafür vorbereiteten Nester.

Ostersaat

Oder wer kennt noch das Ansetzen einer Ostersaat? Es war im Egerland weit verbreitet. Etwa zehn Tage vor Ostern setzte man in einer flachen Schüssel oder einem Teller Getreide, Gerste oder Hafer an und stellte die Saat in die Sonne. Die gefärbten Eier verschenkte man dann in der schnell keimenden Saat.

Bekannt war auch der Brauch des „Osterwasserholens“ am Karsonntag in der Frühe. Die Mädchen eilten zu einem Bach in der Nähe oder zum Brunnen vor dem Haus. Sie wuschen sich dort das Gesicht, weil das einen schönen Teint geben sollte. Allerdings durfte dabei kein einziges Wort gesprochen werden, weil sonst der Zauber verflog. Die Burschen des Dorfes versuchten jedoch, das mit allen möglichen Tricks zu verhindern.

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