Schon zum zehnten Mal fanden in Olmütz (Olomouc) die Olmützer Kulturtage statt. In diesem Jahr standen Literatur und historische Themen im Vordergrund.

Die feierliche Eröffnung der zehnten Olmützer Kulturtage fand am 21. Oktober in der sogenannten „Roten Kirche“, einem multifunktionalen Raum der Wissenschaftlichen Bibliothek zu Olmütz, statt.

Bei der „Roten Kirche” handelt es sich um einen sehr symbolischen Ort. Erbaut wurde die Kirche 1902 von den Olmützer deutschsprachigen Evangelen, diesen diente die Kirche bis zur Vertreibung 1945. Danach durften die tschechischen Gläubigen sie kurz nutzen, bis sie ab 1956 nicht mehr als Kirche diente und 1961 an die Universitätsbibliothek überführt wurde. Jahrelang wurden in der Kirche tausende Bücherbände gelagert. Zwischen den Jahren 2020-2023 kam es dank EU-Mitteln zu einer Generalsanierung und die Kirche dient seitdem wieder der breiten Öffentlichkeit.      

In diesem Jahr war die Eröffnung dem Jubiläum entsprechend feierlich, musikalisch begleitet vom Chor der ZUŠ Campanella. Anwesend waren nicht nur Vertreter der Palacký-Universität und der Stadt Olmütz, sondern auch der Bürgermeister der Partnerstadt Nördlingen und seine Delegation. Nach allen feierlichen Reden und Danksagungen konnte es losgehen. In der Festivalwoche konnte man Autorenlesungen, Filmvorführungen und ein Kabarett besuchen, oder zum Beispiel an einem Ausflug ins Sudetenland teilnehmen, bei dem man den Windmühlen der Region auf der Spur war. 

Den Windmühlen der Region auf der Spur.  Foto: Vědecká knihovna Olomouc

Schwerpunkt der 10. Olmützer Kulturtage: Literatur

Die Programmleiterin des Festivals, Miroslava Dvorská, sagte zum zehnten Jahrgang: „Am Anfang bauten wir es so auf, dass es von jedem kulturellen Bereich etwas beinhaltete – Theater, Literatur, Film et cetera. Nach den vergangenen zehn Jahrgängen schließt sich aber der Kreis und wir kehren zu unserem Kern zurück – zur Literatur, zu der haben wir es als Hauptveranstalter [Wissenschaftliche Bibliothek zu Olmütz, Anmerk. d. Autors] am nächsten.“  Nichtsdestotrotz gab es traditionell einen Spaziergang durch Olmütz, dieses Mal suchte man österreichische Spuren in der Stadt – und es waren nicht nur die von Franz Josef I., Marschall Radetzky oder Gustav Mahler. In diesem Jahr durfte ein Kafka-Lesemarathon nicht fehlen. Wie jedes Jahr gab es auch ein eigenes Programm für die Schulen. In diesem Jahr konnten sich die Schüler anhören, welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie Europa entdecken wollen – nicht nur beim Studium. Es gab aber auch einen Workshop zu einem Comicbuch über vertriebene Kinder. 

Der Bürgermeister der Stadt Nördlingen (ganz rechts) und die Organisatoren des Festivals. Foto: Vědecká knihovna Olomouc

Historische Themen im Vordergrund

Wie auch in den Jahren davor ging es nicht nur darum, die deutsche Sprache zu popularisieren und den Olmützern deutschsprachige Kultur näherzubringen. In den letzten Jahren fokussierte sich das Festival auf lokale historische Themen, auf deutschsprachige Literatur aus der Region und auf die Spurensuche im Sudetenland. Das Interesse an diesen Themen ist groß und es lässt sich sehr gut auch mit diversen anderen Ebenen verbinden. Es ist ja kein Zufall, dass die Partnerstadt von Olmütz Nördlingen ist, denn da kamen die meisten Vertriebenen aus Olmütz an. So gelingt es, diese Partnerschaft auch dank des Festivals lebendig zu halten und mit Inhalten zu füllen. Alle Programmpunkte wurden so angepasst, dass Jung und Alt sie auch ohne Deutschkenntnisse genießen konnten. Denn das ist ja der Sinn: die Lust zu wecken, die deutsche Sprache und Kultur zu entdecken. Das alles wäre aber nicht möglich ohne die Unterstützung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, die Stadt Olmütz, die Olmützer Region und zahlreiche weitere Partner. 

Die „Rote Kirche“ ist ein sehr symbolischer Ort. Foto: Vědecká knihovna Olomouc

Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 11/2024

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