Am 31. Juli fand in Aussig an der Elbe (Ústí nad Labem) erneut die jährliche Gedenkfeier für die Opfer des Aussig-Massakers statt. Vertreter der deutschen Minderheit, der deutsche Botschafter sowie Lokalpolitiker gedachten an zwei historischen Orten der tragischen Ereignisse des Jahres 1945.

Die Veranstaltung begann um 14 Uhr an einem Denkmal bei der Zuckerfabrik in Schönpriesen (Krásné Březno). Rund 30 Teilnehmer aus der Tschechischen Republik und Deutschland versammelten sich dort, um der Opfer zu gedenken und ein Zeichen für die deutsch-tschechische Versöhnung zu setzen. Unter den Anwesenden waren der deutsche Botschafter Andreas Künne, der Oberbürgermeister Petr Nedvědický sowie der Polizeichef von Aussig. In mehreren Ansprachen wurden die damaligen Geschehnisse in Erinnerung gerufen.

Am 31. Juli 1945 ereigneten sich zwei verheerende Tragödien. Eine Explosion in der Zuckerfabrik, die als Munitionsdepot genutzt wurde, erschütterte die Region. Die Ursache ist bis heute ungeklärt. Václav Houfek, der Museumsdirektor, bezeichnete diesen Tag als „dramatisch für die Beziehung zwischen Tschechen und Deutschen“. Petr Nedvědický betonte: „Wir sind noch immer mit den Folgen der Explosion konfrontiert, bei der in Schönpriesen 27 Menschen starben und Dutzende weitere verletzt wurden.“

Rund 30 Teilnehmer versammelten sich am Denkmal vor der Zuckerfabrik in Schönpriesen. Foto: Rosa Bort

Symbolisches Rosenwerfen

Die Explosion führte zu einem Pogrom gegen die deutschsprachige Bevölkerung. Auf der heutigen Edvard-Beneš-Brücke wurden Menschen, die am Nachmittag des 31. Juli 1945 die Brücke überqueren wollten, von einem wütenden Mob in die Elbe geworfen. Diejenigen, die das Wasser überlebten, wurden erschossen oder erstochen. Deutsche Historiker schätzen, dass an diesem Nachmittag 220 Menschen Opfer der Gewalt wurden.

Nach den Ansprachen an der Zuckerfabrik versammelten sich die Teilnehmer auch an einem zweiten historischen Ort: der Gedenktafel auf der Edvard-Beneš-Brücke. Brigitta Gottmann, Zeitzeugin und Organisatorin der Gedenkveranstaltung, sprach über die grausamen Ereignisse der Vergangenheit. In ihrer Rede hob sie auch die Bedeutung der heutigen Versöhnung hervor: „Wir bauen Brücken für Deutsche und Tschechen.“ Weitere Redner, darunter Radek Novák vom Kulturverband, betonten die Wichtigkeit des gemeinsamen Erinnerns. „Wir kommen hier an diesen Ort, um uns an eine Vergangenheit zu erinnern, die sich nie wiederholen darf. Nie wieder ist Jetzt.“, erklärte Novák.

Zum Gedenken der Opfer des Pogroms am 31. Juli 1945 versammelten sich die Teilnehmer auf der heutigen Edvard-Beneš-Brücke. Foto: Rosa Bort

Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne, drückte seine Dankbarkeit darüber aus, wie weit die Versöhnung bereits fortgeschritten ist. „Dass wir jetzt gemeinsam gedenken können, zeigt, dass wir auch in anderen Teilen des Kontinents eine Versöhnung erreichen können. Es braucht Zeit, aber wir sehen hier, dass es gelingen kann.“, sagte Künne. Zum Abschluss der Zeremonie lud ein Vertreter der Kirche zu einem gemeinsamen Gebet ein. Anschließend warfen die Teilnehmer symbolisch Rosen in die Elbe.

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