Logo: 20 Jahre Deutsch-Tschechische Erklärung

Eine außerordentlich gut besuchte Konferenz und ein festlicher Akt am Abend bildeten am Montag den Höhepunkt der Feierlichkeiten anlässlich des 20. Jahrestags der Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung.

Die habe vor allem geholfen, ein Vertrauensverhältnis zwischen Deutschland und Tschechien zu formen, auf dessen Grundlage sich gemeinsame Antworten für die Herausforderungen finden lassen, denen Europa und die ganze Welt heute gegenüberstehen. Das sagte Ministerpräsident Bohuslav Sobotka auf seiner Eröffnungsrede der Konferenz, die im Palais Liechtenstein auf der Prager Kleinseite stattfand. Der klassizistische Prachtbau am Moldauufer gilt für die deutsch-tschechischen Beziehungen als fast schon geschichtsträchtiger Ort. Denn es war genau hier, wo die damaligen Regierungschefs Deutschlands und Tschechiens, Helmut Kohl und Václav Klaus, am 21.Januar 1997 die gemeinsame Erklärung unterzeichneten.

„Hochwertige deutsch-tschechische Beziehungen sind ein bedeutender Teil der erfolgreichen und ruhigen Entwicklung in Mitteleuropa beziehungsweise in der EU als unserer gemeinsamen kulturellen und politischen Heimat“, sagte Sobotka.

Ansporn statt Selbstverständlichkeit

Sobotka selbst hatte als junger Abgeordneter der tschechischen Sozialdemokraten 1997 zwar gegen die Erklärung gestimmt. Heute ist er aber voll des Lobes: „Ich betrachte die deutsch-tschechische Erklärung neben der Visegrad-Gruppe als einen Grundpfeiler der deutsch-tschechischen Beziehungen“, sagte Sobotka.

Allerdings, warnte der Regierungschef, solle man das hervorragende bi-laterale Verhältnis zwischen Deutschland und Tschechien nicht als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen. „Es sollte uns im Gegenteil dazu anspornen, uns auch in Zukunft für eine Erhaltung dieser Qualität einzusetzen“, meinte Sobotka.

Der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, Co-Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, zeigte sich besonders erfreut darüber, dass es im deutsch-tschechischen Dialog keine Tabus mehr gibt. „So zeigt sich auch, dass die junge Generation nicht mehr von alten Ängsten geleitet wird“, sagte Schmidt und verwies darauf, welchen weiten Weg die deutsch-tschechischen Beziehungen in den vergangenen 20 Jahren zurückgelegt haben.

Feind im Kopf

Josef Zieleniec, bei Erklärungsunterzeichnung tschechischer Außenminister, sieht die Erklärung als den größten Erfolg seiner Amtszeit. Im Gegensatz zu EU und NATO-Beitritt war die Versöhnung mit Deutschland nichts, das von selbst geschehen würde. „Die deutsch-tschechischen Beziehungen wurden von den Kommunisten dazu benutzt, uns hinter dem Eisernen Vorhang zu halten, uns vorzumachen, es gebe keine andere Variante als den Kommunismus und den kommunistischen Block. Sonst würden wir wieder Opfer deutscher Ambitionen“, sagte Zieleniec. So verankert in der tschechischen Psyche seien diese Ängste gewesen, dass tschechische Medien im Vorfeld der Erklärung oft von einer Bedrohung der tschechischen Identität oder der nationalen Interessen sprachen. Auch deshalb seien die Verhandlungen meist geheim verlaufen, so der ex-Außenminister.

Aber auch die Sudetendeutschen hatten ihre Probleme mit der Erklärung, erinnerte sich der Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt. Sie fühlten sich übergangen, da sowohl Deutschland als auch Tschechien die Verhandlungen ausschließlich auf Regierungsebene führen wollten. Inzwischen bewerten auch die Sudetendeutschen die Erklärung als einen positiven Schritt, betonte Posselt.

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