Illustration: Landesblog groß

Mit einem Auslands-Stipendium vom DAAD in der Tasche fuhr ich im Oktober nach Prag, um für zwei Semester an der Karls-Universität – Fakultät der Sozialwissenschaften zu studieren und anschließend ein Praktikum zu absolvieren. Schon zu Beginn meiner Studienzeit in Prag fiel mir auf, dass es trotz der geringen Entfernung zu meiner Universität in Regensburg, wo ich seit 2015 „Deutsch-Tschechische Studien“ studiere, viele Unterschiede gibt.

Abgesehen von meinem Leben, welches sich durch das Fehlen einer Küche in meiner Wohnung zum Positiven, aber auch Negativen verändert hat, stellte ich nach den ersten Tagen in der Uni fest, dass die Beteiligung am Unterricht in Prag eine höhere ist. Ich fühlte mich das erste Mal wie ein Student, der sich aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligt fühlt, da viele Kommilitonen ihre Meinung bei einer Diskussionsrunde während ein Vorlesung konstruktiv abgeben und über die Themen reden, statt einfach nur gelangweilt mit dem Smartphone im Hörsaal zu sitzen und darauf zu warten bis die Vorlesung zu Ende geht. Genauso stellte ich mir das „Studieren“ eigentlich vor.

Das Unigebäude in Prag - Foto: Patrik Schumacher

Ein weiterer positiver Aspekt, der mir aufgefallen ist, ist, dass die studentische Gemeinschaft eine echte Gemeinschaft ist. Durch viele Veranstaltungen, die von Studenten einer Fachschaft organisiert werden, kann man sich leicht mit Kommilitonen in Kontakt setzen und neue Freunde kennen lernen. Dies zeigt sich auch in Vorlesungen, in denen sich die Studenten herzlich begrüßen und miteinander reden. In Deutschland gibt es zwar auch die sogenannten Studentenpartys, jedoch gibt es sie seltener und sie sind viel unpersönlicher. Dadurch wird alles viel anonymer und man sitzt oft in Vorlesungen ohne die Hälfte überhaupt bei Namen zu kennen.

Die Professoren machen mir einen gelasseneren Eindruck, was sich vor allem am Ende des ersten Semesters in Prag bestätigt hat. Bei einer mündlichen Prüfung wurden Person für Person Studenten in einen Raum geschickt, um sich vom Professor bei einem kurzen Gespräch testen zu lassen. Als ich dran war, fragte mich der Professor am Ende des Gesprächs, ob ich mit einer 2 zufrieden wäre. ich sagte nein und sagte, dass ich mit einer 1 zufriedener wäre und bekam eine 1.

Das Mensa-Essen muss sich leider vor dem in meiner deutschen Universität verstecken. In Regensburg wählt man zwischen 4 bis 5 Gerichten und zahlt gleich viel, wie man in Prag für ein warmgemachtes zähes Schnitzel zahlt. Der große Vorteil ist aber, dass man in Prag gemütlich in eines der umliegenden Restaurants ausweichen kann, die anders als in Deutschland fast immer ein Mittagsmenü im Aufgebot haben, mit dem man zu erschwinglichen Preisen seinen Hunger stillen kann.

Die Studentengemeinschaft ist enger verbunden in Prag - Foto: Archiv Patrik Schumacher

Neben der Lockerheit der Professoren gibt es in Prag auch ein unkompliziertes Verfahren, sollte man eine Klausur nicht bestehen. Anders als in Regensburg, wo man ein ganzes Semester warten muss, um bei einer Klausur in den Zweit-Versuch zu gehen. In Prag kann man mit dem Professor direkt in Kontakt treten, der einen Zweittermin meist direkt zwei Wochen nach der ersten Prüfung ansetzt. Dies erspart unheimlich viel Zeit und Aufwand.

Auch das An- und Abmelden von Klausuren ist simpel. Man kann sich bis zu einem Tag vor der Prüfung für die Klausur noch an- oder abmelden. In Deutschland muss man sich meistens schon mindestens einen Monat vor der Klausur anmelden und kann sich nur noch mithilfe umständlicher Briefe an das Prüfungsamt von einer Klausur abmelden. Hier frage ich mich, wieso es in Deutschland nicht einfach genauso simpel gehalten werden kann, wie es in Prag ohne Probleme praktiziert wird.

Alles zusammengefasst bin ich dankbar für die Erfahrungen und kehre mit einem weinenden Auge aber dennoch mit Freude nach meinem Praktikum beim LandesECHO in meine alte Wirkungsstätte zurück, da ich dank einer Küche in meiner dortigen Wohnung mein Essen selber kochen kann. Man mag es kaum glauben, aber wenn man jeden Tag auswärts essen geht, vermisst man es sich daheim was Eigenes zu kochen.

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