Foto: Miloslav Ransdorf - Bild: Commons/Janwikifoto

Es gab in den tschechischen Zeitungen bemerkenswerte Nachrufe auf den in der vergangenen Woche plötzlich verstorbenen EU-Abgeordneten der kommunistischen KSČM, Miloslav Ransdorf. In den Blättern seiner politischen Gegner – Lidové noviny und Mladá fronta dnes – zollte man ihm eine gewisse Achtung, auch wenn man dort betonte, dass man mit ihm nur schwer inhaltlich, sprich ideologisch, übereinstimmen konnte. Aber man zollte ihm Respekt.

 

 

 

Für einen weit weniger schönen Nachruf sorgte Ransdorfs indirektes Parteiblatt „Právo“. Dort wurden lang und breit seine privaten finanziellen Probleme ausgewalzt – schon in der Überschrift. Ransdorf sei ein sehr kluger Politiker gewesen, ein wandelndes Lexikon, 15 verschiedener Sprachen mächtig. Aber den Hauptteil des Nekrologs nahmen Ransdorfs private Finanzprobleme ein.

Ich bekam den Eindruck, dass die Bedeutung von Ransdorf für die Partei in „Právo“ ganz bewusst klein geschrieben werden sollte. Logisch: Er war der Führung um den ehemaligen StB-Mann (und – wer weiß, warum – stellvertretenden Parlamentspräsidenten) Vojtěch Filip schon immer ein Dorn im Auge – wegen seiner herausragenden Intelligenz und seiner Bemühungen, die Altstalinisten wie Grebeníček, aus der Parteiführung zu drängen. Das war der Grund, weshalb man ihn nach Straßburg abschob. Weit weg, so meinte man, könnte er der Parteiführung nicht gefährlich werden. Welch peinliche Aktion! Und welch peinliche Verabschiedung von einem der besten Genossen, die man hatte!

Ich erinnere mich der zahlreichen Auftritte von Ransdorf in den 1990er Jahren in TV-Sendungen wie Co týden dal. Ransdorf war dort ein sehr streitbarer, häufig auch unangenehmer Diskussionsteilnehmer. Aber vor allem ein sehr sehr kluger Kopf. Ich bin ideologisch wahrlich kein Anhänger von ihm gewesen… aber ich habe ihn immer geachtet.

Seiner Familie gilt mein aufrichtiges Mitgefühl.

 

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