Foto: Leopold Silberstein

Der Slawist Leopold Silberstein beschäftigte sich in seinem Studium zunächst viel mit der russischen Kultur und Geschichte. Später wanderte sein Fokus jedoch zur noch recht jungen Tschechoslowakei, in deren Archiven und Bibliotheken er in den sehr frühen 1930er Jahren in Vorbereitung auf seine Habilitation an der Berliner Universität Materialien sichtete. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten zerstörte diesen Traum.

Silberstein, als Jude und Sozialist doppelt gefährdet, floh bereits im März 1933 mit seiner Familie vor der Verfolgung nach Prag. Er veröffentlichte hier wissenschaftliche Texte, schrieb für die „Prager Presse“ und beteiligte sich mit seinen Publikationen auch am politischen Diskurs. Seine Arbeit wurde geschätzt und so wurde er 1936 von der tschechischen Regierung auf Vortragsreise nach Estland geschickt. Dort hatte Silberstein, mittlerweile ausgestattet mit der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft, mit vielen Vorträgen ein volles Programm und die Reise verlängerte sich. Als 1939 die Tschechoslowakei besetzt wurde, blieb er zunächst als unbezahlter Lektor an der Universität Tartu, nach der Besetzung Estlands durch die Sowjetunion wurde er Russischlehrer. Als die Nazis die Sowjetunion angriffen, gelang es ihm nicht mehr, aus Tartu zu fliehen. Er wurde 1941 in Tartu hingerichtet, nachdem er von der estnischen SS als Ausländer verhört worden war.

Leopold Silberstein ist am 14. März ab 19 Uhr ein Vortrag von Konrad Herrmann in der Prager Maisel-Synagoge (Maiselova 10, Prag 1) gewidmet, veranstaltet vom Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum in Prag.

Weiter Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf den Seiten des Prager Literaturhauses: hier.

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