Das Ministerium für regionale Entwicklung hat ein Förderprogramm zur Sanierung deutscher Gräber in der Tschechischen Republik ausgeschrieben. Im Jahr 2026 stehen zehn Millionen Kronen (ca. 414.000 Euro) zur Verfügung.
Das tschechische Ministerium für regionale Entwicklung hat am 24. November 2025 die lang erwartete Ausschreibung für das neue Förderprogramm „Obnova německých hrobů“ (Erneuerung deutscher Gräber) veröffentlicht. Gemeinden, Vereine und weitere Einrichtungen können ab dem 5. Januar bis zum 30. April 2026 Anträge stellen.
Erstmals staatlich koordinierte Lösung
Ziel ist die Erhaltung des deutsch-tschechischen Kulturerbes – insbesondere in den früheren Sudetengebieten. Damit regiert die tschechische Regierung auf ein seit Langem bekanntes Problem, das in den vergangenen Jahren sowohl vonseiten der deutschen Minderheit in Tschechien als auch vonseiten der Vertriebenen wiederholt thematisiert wurde. Schätzungsweise befinden sich Hunderttausende Gräber der ehemaligen deutschen Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, viele davon in einem desolaten Zustand.
„Tschechien hat sich bereits vor mehr als dreißig Jahren verpflichtet, deutsche Gräber zu pflegen, aber bisher fehlten konkrete systemische Maßnahmen, die dies wirklich gewährleisten würden. Deshalb bieten wir ein gezieltes und zweckmäßiges Programm an, das es ermöglicht, einen Teil der Gräber zu restaurieren und gemeinsame Denkmäler zu errichten, wo die Restaurierung einzelner Gräber keine realistische Lösung mehr ist. Das Programm wird auch dazu beitragen, die regionale Identität und das Gemeinschaftsleben insbesondere in den Gebieten des ehemaligen Sudetenlandes zu stärken“, erklärte der Minister für regionale Entwicklung Petr Kulhánek (STAN).
Zwei Förderbereiche
Die Ausschreibung unterscheidet zwei Förderbereiche: Zum einen unterstützt das Ministerium die Restaurierung sogenannter integrierter Gedenkstätten. Diese können an Orten entstehen, an denen ganze Friedhöfe zerstört wurden oder einzelne Gräber nicht mehr identifizierbar sind. Zum anderen fördert das Programm gezielt die Instandsetzung von Gräbern bedeutender deutscher Persönlichkeiten. In beiden Fällen sind eine historische Begründung, eine genaue Projektbeschreibung sowie eine Fotodokumentation des aktuellen Zustands erforderlich.
Die Antragstellung ist vom 5. Januar bis zum 30. April 2026 möglich. Für das Jahr 2026 steht ein Gesamtbudget von zehn Millionen Kronen – umgerechnet rund 414.000 Euro – zur Verfügung. Bis 2029 sollen dann jährlich bis zu 20 Millionen Kronen freigegeben werden. Pro Projekt können maximal 500.000 Kronen für Gedenkstätten und bis zu 150.000 Kronen für Einzelgräber bewilligt werden. Die Förderung deckt bis zu siebzig Prozent der Projektkosten ab. Die restlichen Mittel müssen vom Antragsteller selbst aufgebracht werden. Eine Kofinanzierung durch private Spenden oder überregionale Fördertöpfe ist möglich, sofern keine Doppelfinanzierung entsteht. Die geförderten Projekte müssen spätestens bis Ende 2029 abgeschlossen sein.
Antragsberechtigt sind keine Einzelpersonen, sondern ausschließlich juristische Personen des öffentlichen oder gemeinnützigen Sektors. Dazu zählen Gemeinden, Regionen, eingetragene Vereine, kommunale Einrichtungen, Stiftungen sowie von Städten oder Landkreisen getragene Organisationen. Projekte müssen zwingend in jenen Gebieten der Tschechischen Republik realisiert werden, die vor dem Zweiten Weltkrieg zum deutsch besiedelten Teil des Landes gehörten. Der geografische Geltungsbereich entspricht der historischen Grenzziehung der sogenannten ehemaligen Sudetengebiete.
Bewahrung des historischen Gedächtnisses
Hinsichtlich der großen Zahl an Gräbern sind die vorgesehen Mittel allerdings begrenzt. „In Tschechien gibt es Hunderttausende deutscher Gräber, deren vollständige Restaurierung Milliarden kosten würde. Unser Ziel ist es, dort anzufangen, wo es am sinnvollsten ist – die Kennzeichnung der Gräber zu erneuern und Denkmäler zu errichten, die an das Schicksal der Begrabenen erinnern“, sagte Leo Steiner, Generaldirektor der Abteilung für europäische und nationale Programme des Ministeriums für Regionalentwicklung. „Es geht nicht nur um die Instandsetzung von Gräbern, sondern auch um die Bewahrung des historischen Gedächtnisses und den Respekt vor der Vergangenheit, die Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist“, so Steiner weiter
Das Förderprogramm knüpft an den Vertrag mit Deutschland über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit aus dem Jahr 1992 an. Seit 2016 bestand beim tschechischen Regierungsamt eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Problematik deutscher Gräber befasste. Ein zentraler Impuls kam dabei von der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik. Unterstützung erhielt das Projekt auch von der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Mehr Informationen sowie das elektronische Antragsformular finden Sie hier: https://mmr.gov.cz/cs/narodni-dotace/podpora-a-rozvoj-regionu/obnova-nemeckych-hrobu-2026
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