Extremistische Inhalte in Internetforen führen zunehmend zur Radikalisierung Jugendlicher. Foto: Pixabay/ Anete Lusina
Extremistische Inhalte in Internetforen führen zunehmend zur Radikalisierung Jugendlicher. Foto: Pixabay/ Anete Lusina

Das tschechische Innenministerium hat den Extremismusbericht für das erste Halbjahr 2025 vorgelegt. Der Bericht bestätigt mehrere alarmierende Entwicklungen mit einem steigenden Sicherheitsrisiko. Darunter fällt insbesondere die zunehmende Online-Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen.

Neben den andauernden Aktivitäten traditioneller extremistischer und populistischer Gruppierungen in Tschechien stellt für Sicherheitsexpertinnen und -experten vor allem die steigende Online-Radikalisierung von Jugendlichen und Kindern eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheitslage im Land dar. 

Dabei setzt sich ein Trend aus dem vergangenen Jahr fort: Da sich jüngere Generationen oftmals nicht von den Mitteln und der Sprache etablierter Gruppierungen aus extremistischen Milieus angesprochen fühlen, entwickeln Kinder und Jugendliche immer häufiger isoliert radikales Gedankengut im Internet. Den Jugendlichen, die in den sozialen Medien oder in Gaming-Gruppen auf extremistische Beiträge stoßen, fehlt es oftmals an der Kompetenz, Propaganda oder Manipulation zu erkennen und diese von seriösen Informationen zu unterscheiden. Zudem erleichtert es die Anonymität des Internets, Hass zu verbreiten und zu Gewalt aufzurufen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. 

Kampf gegen Gewalt in der Gesellschaft

Ein zentrales Problem besteht dabei darin, dass die radikalisierten Jugendlichen selten mit bekannten extremistischen Strukturen in Verbindung stehen. Dadurch wird es immer komplizierter, diese rechtzeitig zu entdecken. „Sicherheitskräfte stoßen immer häufiger auf Fälle von Online-Radikalisierung und werden zweifellos auch in Zukunft mit ihnen konfrontiert werden. Eine koordinierte und systemische Reaktion des Staates ist angebracht, der effektiv auf dieses akute Problem reagieren kann“, sagt dazu Tschechiens Innenminister Vít Rakušan (STAN). 

Laut Rakušan habe die Regierung bereits Schritte unternommen, um die Gewalt in der Gesellschaft umfassend anzugehen. Ein Beispiel ist das Programm „Sichere Kindheit“, das im Juni vom Innenministerium vorgestellt wurde. Dabei geht es darum, Gewalt möglichst früh vorzubeugen und Gefahrensituationen früh zu erkennen. Dazu sollen Kinder und Familien besser unterstützt werden, Krisendienste gestärkt werden, Zentren für psychische Gesundheit in jeder Region geschaffen und Schulbildungsprogramme überarbeitet werden.

Rückgang in der Hasskriminalität 

Gleichzeitig ist laut Bericht in der ersten Hälfte des Jahres 2025 die Anzahl an registrierten Hassverbrechen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr um fast die Hälfte gesunken. Die tschechische Polizei verzeichnete 60 Fälle, bei denen die meisten zum Ziel hatten, Hass gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen zu schüren und deren Rechte und Freiheiten einzuschränken. Am häufigsten richtete sich der Hass gegen jüdische Personen, die LGBTQ+-Gemeinschaft und Menschen aus der Ukraine.

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