Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard
Schhmidts Kater Loisl. Zeichnung: Jiří Bernard

Čauky, mňauky, allerseits! Da bin ich also wieder. Ich habe meinen Sklaven, den Herrn Schmidt, davon überzeugt, dass das LandesEcho ohne meine Kolumne an den Kiosken schwer wie Blei läge und überdies Milliarden Leser ihr Abo kündigen könnten. Na ja, eigentlich habe ich meinen Dosenöffner, der sich so sehr über meine Vogeljagd aufgeregt hatte, ein bisschen erpresst. Zumindest im Traum. Mit Hilfe von Schmidts Katze Frau Merkel, meiner gebürtigen Mama, die bekanntermaßen auch bei uns wohnt. 

Die hatte in meinem Traum eine echt traumhafte Idee: „Ich habe mir überlegt, dass ich meine Namensvetterin Angela, die Kanzlerin a.D., bitten könnte, unseren Dosenöffner zur Räson zu bringen“ sagte mir Schmidts Katze Frau Merkel. „Ich schicke ihr eine Mail – sozusagen von Frau Merkel zu Frau Merkel – und werde ihr schreiben, wie sehr dich unser Butler derzeit mobbt. Wegen eines einzigen Rotkehlchens, das sich dummerweise direkt vor deine Nase gesetzt hatte. Und wie würdelos der Herr Schmidt dich armes tschechisches Katzentier danach behandelt hat. Mal sehen, was dann passiert.“ 

Frau Merkel, also die Ex-Kanzlerin, hat die Angelegenheit in meinem Traum sehr ernst genommen und geantwortet: „Liebe vierbeinige Frau Merkelová, ich freue mich zunächst einmal sehr, dass Sie meinen Namen tragen. Ich habe zum Nachbarvolk der tschechischen Zweibeiner schon zu Zeiten der DDR eine besondere Beziehung gehabt. Wie Sie sicher aus meinem Buch ‚Freiheit‘ wissen, war ich im August 1968 mit meinen Eltern im Riesengebirge auf Urlaub und habe mitbekommen, wie toll die Atmosphäre unter den tschechischen Zwei- und sogar Vierbeinern seinerzeit war, als sie dem Sozialismus ein ‚menschliches Antlitz‘ verleihen wollten. Umso trauriger war ich, als der große Reformversuch unter Alexander Dubček von Soldaten des Warschauer Pakts zerstört wurde. Später habe ich mehrmals in Prag am Institut für physikalische Chemie unter dem verehrten Herrn Professor Zahradník arbeiten dürfen. 

Und als Bundeskanzlerin habe ich 16 Jahre lang die Augen fest zugedrückt, wenn sich die Prager Präsidenten Václav Klaus und Miloš Zeman in Europa immer mal wieder als ‚bordeláři‘ aufgeführt, also ständig versucht haben, gegen den europäischen Strom zu schwimmen. Beide Augen, weil ich nicht den Eindruck erwecken wollte, dass sich die ‚großen‘ Deutschen heutzutage immer noch über die ‚kleinen‘ Tschechen erheben dürfen. Bis heute stehe ich zu diesem Prinzip, dass sich alle Staaten in Europa auf Augenhöhe befinden. Was konkret im Fall Deines Söhnchens, des tschechischen Katers Loisl, nichts anderes bedeutet, als dass sich jedwedes Mobbing durch seinen deutschen Dosenöffner, den Herrn Schmidt, verbietet. Dem Herrn Schmidt steht das gar nicht zu. Einmal Katzen-Sklave, immer Katzen-Sklave! Wenn er das nicht begriffen hat, stimmt etwas mit ihm nicht.“ 

Und weiter schrieb die Bundeskanzlerin a.D.: „Ich könnte Anfang Juni, wenn ich in Prag mein dickes Buch vorstelle, die Debatte dazu nutzen, den Sinn der deutsch-tschechischen Versöhnung – auch zwischen deutschen Dosenöffnern und tschechischen Katzen – am Beispiel von Schmidts Kater Loisl zu erläutern. Oder ich könnte dem Fall in der mit Sicherheit kommenden zweiten Auflage meines Buchs ‚Freiheit‘ ein gaaanz langes Kapitel widmen.“

Schmidts Katze Pani Merkolová war begeistert über den Einsatz von Frau Merkel. Aber so ein großes Aufsehen, antwortete sie der Kanzlerin, hätten wir gar nicht im Sinn gehabt und würden dem Herrn Schmidt jetzt selbst zeigen, wie der Hase zu laufen hat. Voller Selbstbewusstsein könnten wir doch jetzt dem Herrn Schmidt drohen, dass ihn der Kanzlerinnen-Bannstrahl treffen wird, wenn er noch einmal sooo böse zu uns ist. 

Als wir den Traum-Chat mit der Kanzlerin unserem Sklaven gezeigt haben, wurde der ganz kleinlaut und hat mir angeboten, für immer in seinem Bett schlafen zu dürfen. Allein! Geht doch, oder? Wenigstens in meinem Traum. Čauky, mňauky!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

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