Bei der Eier-Prozession auf der Prager Karlsbrücke feierten auch an diesem Palmsonntag Hunderte eine kuriose Legende, die sich über das Örtchen Welwarn erzählt wird.
Am Sonntag, dem 13. April 2025, fand auf der Karlsbrücke wieder die traditionelle Eier-Prozession statt. Gefeiert wurde mit Pferdekutsche, mittelalterlicher Musik und einer guten Portion Selbstironie. Im Mittelpunkt: Eine jahrhundertealte Legende über die Bewohner des Dorfes Welwarn (Velvary), die mit hartgekochten Eiern den Bau der Karlsbrücke unterstützen wollten – und sich zum Gespött des Landes machten.

Eier-Delegation aus Welwarn trifft in Prag ein
Viele Pilger machten sich auch in diesem Jahr wieder auf den Weg nach Prag. In mittelalterlich anmutenden Gewändern, mit Trommeln, Fahnen und Körben voller Eier zogen sie über die Karlsbrücke – angeführt vom Bürgermeister der Stadt Welwarn, Radim Volák (Oživme Velvary!).

Begleitet von Waffenknechten, einer mittelalterlichen Kapelle und einer Kutsche voller hartgekochter Eier, gebettet in Stroh, kam der Festzug um 14:30 Uhr am Kreuzherrenplatz (Křižovnické náměstí) an. Dort wurden die Eier der Bürgermeisterin des Bezirks Prag 1, Terezia Radoměršká (TOP 09), sowie der Gouverneurin der Mittelböhmischen Region, Petra Pecková (STAN), symbolisch überreicht – begleitet von viel Applaus, Lachen und Staunen.

Umzug endet mit Museum, Musik und Eierlikör
Nach dem Umzug wurde im Karlsbrücken-Museum die Ausstellung „Die Geschichte von Ostern“ eröffnet. Noch bis zum 30. April zeigt die Ausstellung Ostertraditionen aus dem Böhmerwald und anderen Regionen Tschechiens – von kunstvoll bemalten Eiern bis zu religiösem Brauchtum. Im angeschlossenen Barockcafé warteten Eierspezialitäten und der traditionelle Eierpunsch auf die Besucherinnen und Besucher.

Die Eier-Prozession auf der Karlsbrücke: Eine eigensinnige, aber charmante Tradition
Das Festival ist keine klassische Osterveranstaltung, sondern ein liebevoll inszeniertes Fest mit viel Selbstironie, lokalem Stolz und historischem Bezug. Es ist eine charmante Hommage an ein kleines, historisches Malheur des Dörfchens Welwarn, über das auch Jahrhunderte später noch gelacht wird. Es ereignete sich im Jahr 1363, als Dörfer rund um Prag eine Sondersteuer in Form von rohen Eiern entrichten sollten. Diese wurden dem Mörtel beigemischt, um beim Bau der Karlsbrücke für zusätzliche Festigkeit zu sorgen. Die Bewohner von Welwarn wollten jedoch sichergehen, dass ihre Lieferung unterwegs nicht zerbricht – und kochten die Eier kurzerhand vor. Ein gut gemeinter, aber unbrauchbarer Beitrag, ließen sich die hartgekochten Eier nun nicht mehr in den Mörtel rühren. Ob die Legende stimmt, ist nicht einvernehmlich geklärt. Für eine große Inszenierung dieser kuriosen Geschichte – ob wahr oder nicht – reicht die unklare Faktenlage allemal. Und schließlich geht es den Feiernden auch gar nicht so sehr um den wissenschaftlichen Gehalt, sondern um den Spaß: Seit 2015 findet die Eier-Prozession jedes Jahr am Palmsonntag statt. Wer die Feierlichkeiten am Wochenende verpasst hat, muss sich bis zum nächsten Jahr gedulden. Die nächste Eier-Prozession findet am 29. März 2026 statt.