In einem gemeinsamen Appell haben mehr als 20 Organisationen die tschechische Regierung aufgefordert, den Zugang zu Alkohol deutlich zu begrenzen. Anlass für die Initiative ist die hohe Belastung der tschechischen Gesellschaft durch Alkoholmissbrauch.
Auf einer Pressekonferenz in Prag betonten die Vertreter der beteiligten Organisationen – darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Tschechische Ärztekammer (ČLK) –, dass Alkoholmissbrauch nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem sei. Jährlich sterben in Tschechien bis zu 7000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Die Organisationen forderten deshalb von der Regierung Maßnahmen, um den Verkauf und Konsum von Alkohol zu reduzieren.
Alkoholkonsum belastet Gesellschaft
Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 9,5 Litern reinem Alkohol pro Kopf und Jahr trinken Tschechen im Alter von über 15 Jahren fast fünf Liter mehr. „Es gibt Zehntausende von Krankenhauseinweisungen und die Schäden wirken sich auch auf unsere Wirtschaft aus“, sagte der Arzt Tomáš Šebek. Die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Kosten würden sich jährlichen auf etwa 40 bis 50 Milliarden Kronen (etwa 1,6 bis 2 Milliarden Euro) belaufen. Auch häusliche Gewalt sei in den meisten Fällen mit Alkoholkonsum verknüpft, ergänzte Petr Pleva von der Denkfabrik Rational Addiction Policy.
Besonders alarmierend sei laut Pleva aber die frühe Verbreitung von Alkohol unter Jugendlichen. Bis zu 90 Prozent der Kinder probieren Alkohol vor dem 15. Lebensjahr, meist unter Aufsicht der eigenen Eltern. Alkohol sei in der tschechischen Gesellschaft weit verbreitet, billig, leicht zugänglich und werde stark beworben. Außerdem trinken viele Frauen auch während der Schwangerschaft, warnte Zsofia Pustaiová, Leiterin des tschechischen WHO-Büros.
Fünf-Punkte-Plan für mehr Kontrolle
Die Initiative hat einen Maßnahmenkatalog mit fünf zentralen Empfehlungen vorgelegt. Dieser umfasst unter anderem ein Werbeverbot für Alkohol im Internet sowie bei Sportveranstaltungen. Auch die Sendezeit im Fernsehen und Radio solle eingeschränkt werden. Der Verkauf von Alkohol solle künftig nachts, an Tankstellen und in der Nähe von Schulen untersagt werden.
Zudem fordern die Organisationen eine verbesserte Durchsetzung bereits geltender Gesetze, etwa zum Jugendschutz, sowie eine neue Besteuerung nach Alkoholgehalt. Ergänzt werden die Maßnahmen durch umfassende Aufklärungskampagnen. Zu den Unterstützern zählen neben WHO und Ärztekammer auch das Nationale Institut für psychische Gesundheit und die tschechische Apothekerkammer. Ihr Appell richtet sich an Premierminister Petr Fiala (ODS), mehrere Ministerien und den Regierungsrat für öffentliche Gesundheit.
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