Einkauf oder Urlaub im Nachbarland rechnen sich nur noch bedingt. Immerhin lohnt sich noch die Fahrt zur Tankstelle.
Rasch mal tanken und Zigaretten kaufen in Tschechien und dazu noch ein günstiges Mittagessen – für viele grenznah wohnende Deutsche gehört das zum Alltag. Doch das Leben in Tschechien wird immer teurer. Die Inflation schlägt im Vergleich zu allen anderen Ländern in Mitteleuropa alle Rekorde, nähert sich der 15-Prozent Marke. Europaweit liegt der Wert derzeit bei 8,1 Prozent. Lohnt sich also der Trip nach Tschechien noch, zum Einkauf oder zu einem Kurzurlaub? Auch für die, die es zu den Nachbarn weiter haben als bloß von Dresden oder Regensburg aus?
Einheitlich mit Ja oder Nein lässt sich diese Frage nicht beantworten. Die Benzin- und Dieselpreise liegen in Tschechien trotz massiver Steigerungen, die für die deutlich weniger verdienenden Tschechen kaum noch erträglich sind, immer noch deutlich unter deutschem Niveau. Umgerechnet im Landesdurchschnitt um etwa 20 bis 30 Cent pro Liter. Bei Zigaretten nähern sich die tschechischen Preise denen in Deutschland immer mehr an. Für eine Schachtel der in Tschechien teuersten Marke Davidoff Classic etwa werden schon 139 Kronen (5,56 Euro) fällig. Die häufig gekauften Marlboro-Zigaretten kosten momentan 128 Kronen (5,12 Euro).
Wer in einem tschechischen Supermarkt einkauft, spart auch nicht mehr die Welt. Aktuell sind beispielsweise in einer tschechischen Kaufland-Filiale umgerechnet in Euro folgende Preise für folgende Lebensmittel zu zahlen: Butter 2,40 Euro, ein Kilo Mischhack 6,00 Euro, ein Hähnchen frisch pro Kilogramm 3,40 Euro, eine frische Ente pro Kilogramm 6,00 Euro, Rumpsteak pro Kilogramm 26,00 Euro, Rinderfilet pro Kilogramm 80,00 Euro, eine Gurke 0,80 Euro, ein Kilo Zuchtchampignons 3,20 Euro, ein Kilo Wassermelone 2,00 Euro, ein Kilo Honigmelone 2,40 Euro, 500 Gramm Rhabarber 2,00 Euro, 500 Gramm spanische Pfirsiche 2,00 Euro, grüner oder weißer tschechischer Spargel pro Kilo 6,00 Euro, 500 Gramm Weintrauben 2,40 Euro, 125 Gramm Brombeeren 2,00 Euro, 125 Gramm kanadischer Blaubeeren 1,40 Euro, 125 Gramm Himbeeren 2,00 Euro, fünf Kilo Kartoffeln 2,00 Euro, ein Kilo roter Paprikaschoten 4,00 Euro, ein Kilo tschechischer Strauchtomaten 3,20 Euro. Stark angezogen hat Speiseöl: Jeweils ein Liter Sonnenblumen- oder Rapsöl kostet zwischen 2,00 und 2,52 Euro, qualitativ ordentliches Olivenöl aus Italien pro Liter 20,00 Euro, spanisches Olivenöl 10,80 Euro.
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Wer tschechisches Spitzenbier im Herkunftsland Tschechien kauft, begeht einen teuren Fehler. Die Luxus-Sorte Pilsner Urquell ist in deutschen Getränkemärkten deutlich billiger zu haben. Eine Halbliter-Flasche Pilsner kostet bei Kaufland in Tschechien derzeit umgerechnet 1,16 Euro, auf deutscher Seite häufig nur schlappe 0,76 Euro. Ähnlich, aber nicht ganz so extrem ist die Situation bei Budvar. Es gibt seit geraumer Zeit schon tschechische Kneipenwirte namentlich aus dem Grenzgebiet, die ihr eigentlich einheimisches Bier in Deutschland kaufen, um damit zu Hause ordentlich Gewinn zu machen.
Das in Corona-Zeiten in Deutschland wie Blattgold gehandelte Toilettenpapier ist in Tschechien übrigens vergleichsweise keinen Cent billiger als in Bayern. Deshalb gab es da auch in Tschechien nie Engpässe.
Ähnlich wie in Deutschland werden in der tschechischen Gastronomie und Hotellerie meist Mindestlöhne bezahlt. Da die aber in Tschechien wachsen und zudem vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel steigen, wird auch ein Kurzurlaub für Deutsche bei den Nachbarn teurer. Das hängt auch mit der steigenden Nachfrage der Tschechen selbst nach Unterbringungs-Möglichkeiten zusammen. 2021 verbrachten acht Millionen Tschechen den Urlaub nur im eigenen Land, fünf Millionen fuhren (auch) ins Ausland. Man rechnet damit, dass in diesem Jahr wegen der Teuerung noch mehr Tschechen zu Hause bleiben werden. Schon jetzt sind im Adlergebirge bis zu 50 Prozent der günstigen Angebote für den Sommer ausgebucht, im Böhmerwald 38 Prozent. Eine Übernachtung kostet jetzt im Durchschnitt umgerechnet pro Person fast 80 Euro, teilte die Assoziation der Reisebüros Tschechiens mit.
Die Preise in Drei-Sterne-Hotels steigen nach deren Angaben für einen Ein-Wochen- Kurzurlaub für eine vierköpfige Familie von 1.120 auf jetzt 1.212 Euro. Diese Familie muss für ein Abendessen in einem Durchschnittsrestaurant zudem jetzt 36 Euro statt 26 Euro im vergangenen Jahr einplanen. Auch Ausflüge werden teurer. Die Führung einer vierköpfigen Familie auf einer Burg wie der im mährischen Sternberg (Šternberk) kostet jetzt fünf Euro mehr. Ähnlich sieht es für Besucher der beliebten Aquaparks aus. Das zweite Kind kam bisher häufig umsonst dort rein. Derlei Vergünstigungen gibt es ab diesem Jahr nicht mehr. Deutsche Touristen sollten denn vor ihrem Urlaub in Tschechien alles in Ruhe durchrechnen. Durchgängig billig wie einst ist dort nur noch wenig.