Pilsen feierte auch in diesem Jahr zwischen dem 5. und 8. Mai seine Befreiung vom Nationalsozialismus und das Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Befreiungsfestival „Liberation Festival / Slavností svobody“. Zehntausende Menschen kamen, um die viertägige Feier zu besuchen und den Veteranen zu danken.
Am 6. Mai 1945 befreiten die Streitkräfte der US-Armee Pilsen, zwei Tage später kapitulierten die Nationalsozialisten und der Zweite Weltkrieg endete in Europa. Seit 1990 feiert die westböhmische Großstadt diesen historischen Sieg über die nationalsozialistische Barbarei mit dem „Liberation Festival / Slavností svobody“. In Zusammenarbeit mit der US-Botschaft stellt die Stadtgesellschaft eine viertägige Feier auf die Beine, die in Europa einzigartig sein dürfte.
Im Mittelpunkt der Befreiungsfeier stehen die Veteranen, die Pilsens Freiheit erkämpften. Die Parkanlage Šafaříkovy sady ist gesäumt von Plakaten mit den Bildern der amerikanischen und belgischen Veteranen. In Videobotschaften erzählen sie auf der Webseite des Festivals von ihrer Geschichte. Einige der noch lebenden Soldaten kommen jedes Jahr nach Pilsen, besuchen die Veranstaltungen und führen den Freiheitskonvoi am 8. Mai an.
In militärhistorischen Fahrzeugen zogen auch die Veteranen durch die Pilsner Altstadt. Foto: Tobias Eisch
Der Konvoi für die Freiheit zog am Tag der Befreiung durch eine volle Pilsner Altstadt. In 250 militärhistorischen Fahrzeugen demonstrierten Schausteller die damalige Ausstattung der alliierten Truppen. Menschenmassen mit amerikanischen, belgischen und tschechischen Fahnen säumten die Strecke der Parade, jubelten den Veteranen zu und feierten ihre Freiheit. Die Zuschauer wurden von den amerikanischen Veteranen George Thompson (16th Armored Division, Herman Geist von der 2nd Infantry Division der US Army) und Richard Pieper (97th Infantry Division) sowie den belgischen Veteranen Louis Gihoul und Valère Gustin begrüßt. Luc Rensonnet, der Sohn des verstorbenen Kommandeurs des belgischen 17. Artillerieregiments, war ebenfalls Teil des Konvois. „In diesem Jahr sprachen die Veteranen oft darüber, dass wir die Freiheit nicht für selbstverständlich halten können und dass sie Pilsen nie vergessen werden, sowie darüber, dass sie die Tschechische Republik als ihre zweite Heimat wahrnehmen“, erzählte der Bürgermeister von Pilsen, Pavel Šindelář.
60.000 Menschen besuchten die Veranstaltungen des Festivals. Dieses war wieder von einem reichhaltigen Programm geprägt, nachdem es in den letzten Jahren wegen Corona nur in reduziertem Ausmaß stattfinden konnte. „Nach zwei Jahren Einschränkungen durch Covid-19 haben wir auch in diesem Jahr wieder vier schöne Tage erlebt“, resümierte Šindelář. Dazu gehörte zum Beispiel auch das lebendige Museum, welches vier Tage zu bestaunen war.
In einem lebendigen Museum konnten die Besucher die militärische Ausstattung der Alliierten erkunden. Foto: Tobias Eisch
In der Pilsner Altstadt stellten Schausteller ein kleines US-Militärlager auf und zeigten den Besuchern in historischen Uniformen die militärische Ausrüstung von damals. Am Samstagabend wurde eine eigene Dankesfeier für die anwesenden Veteranen veranstaltet. „Als die tschechische Hymne aus dem Mund von Terezie Kapustová ertönte, saßen die anwesenden Veteranen unter der Bühne. Der ganze Platz war voller Emotionen und Dankbarkeit! Ich habe nichts weiter zu sagen als Thank you, Boys!“, erklärte die Pilsener Stadträtin Veronika Jilichová Nová.
Diese Dankbarkeit war auch am 8. Mai allgegenwärtig. 30.000 Menschen jubelten den Freiheitskonvois und Veteranen zu. Am Ende der Parade standen die Teilnehmer Schlange, um ein Foto mit ihren Helden zu bekommen. Bis in den Abend wurde auf dem Platz der Republik (Náměstí Republiky) die Befreiung mit Musik sowie Essen- und Bierständen gefeiert.
Die Menschen standen Schlange für ein Foto mit dem Veteranen Herman Geist von der 2nd Infantry Division der US Army. Foto: Tobias Eisch
Den ganzen Tag über feierte Pilsen die Befreiung. Foto: Tobias Eisch