Seit Dienstag treffen sich in Prag die Polizeichefs von 46 Ländern, um gegen die Manipulation bei Sportwetten vorzugehen. In Tschechien ist die Wettmafia besonders aktiv: Das zeigt ein aktuelles Ranking.
Sportwetten sind so alt wie der Sport selbst. Und seitdem Profiligen und Vereine aktiv für Sportwetten werben, sind Tippspiele & Co auch in der breiten Bevölkerung angekommen: In Deutschland hatten in der vergangenen Spielzeit 16 von 18 Fußball Bundesligisten einen Werbevertrag mit Sportwetten- und Glücksspielanbietern. Auch die Bundesliga und ihre TV-Partner halten entsprechende Verträge.
Und auch in Tschechien gewinnen Sportwetten an Popularität. Um immer größere Gewinnmargen abzugreifen, scheuen Wett- und Glücksspielanbieter in Tschechien nicht vor kriminellen Mitteln zurück: Die Anbieter agieren aus Drittstaaten und manipulieren Spiele zu ihren Gunsten. Meistens sind Spiele im Regional- oder Lokalsport betroffen, da sich Partien in dem Bereich leichter manipulieren lassen. Auch der Nachweis ist oft schwerer als in den Profiligen, da meist keine Videoaufzeichnungen von den Aufeinandertreffen existieren.
Oft reichen kleine Entscheidungen
Der Ablauf ist häufig der gleiche: Menschen aus einem Land A wetten auf Spiele aus einem Land B, welche der Wettanbieter aus dem Land C für sie bereithält. Die Einsätze sind mit drei oder vierstelligen Beträgen nicht zu hoch. Die Wettteilnehmer spekulieren, dass, vor allem in der Schlussphase der Partie, gewisse Ereignisse wie Eckbälle, Abstöße oder Auswechslungen stattfinden. Im Gegensatz zu Toren sind solche Spielsituationen nämlich einfacher und unauffälliger herbeizuführen.
Tschechien im Negativ-Ranking auf Platz zwei
Das Schweizer Unternehmen sportradar bietet Software zur Erkennung manipulierter Sportereignisse an. In einem internationalen Ranking der Länder, die am meisten mit der Manipulation von Spielen zu kämpfen haben, belegt Tschechien den zweiten Platz: Von sportradar wurden im vergangenen Jahr sport- und spielklassenübergreifend 67 Spiele als „verdächtig“ eingestuft. Deutlich vor Tschechien liegt Brasilien mit mutmaßlich 109 manipulierten Spielen. Knapp hinter Tschechien liegen die Philippinen mit 65 Verdachtsfällen.
Auf der Konferenz in Prag sollen Wege geschaffen werden, auf denen sich Spieler oder Schiedsrichter, die von der Wettmafia zur Spielmanipulation gedrängt werden, direkt an den Verband oder die Polizei wenden können. Wie Radio Prag berichtet, sollen eigens dafür geschulte Spezialisten, sogenannte Safeguards, als Vertrauenspersonen in die jeweiligen Verbände integriert werden. Aktuell können die Polizeibehörden nur schwer gegen die Wettmafia vorgehen, da sowohl die Kontaktaufnahme als auch die Zahlungsabwicklung online ablaufen.
Daher sind sich die Konferenzteilnehmer einig, dass im Falle des Verdachts auf Manipulation rechtzeitig vor Austragung der Partie ermittelt werden muss. Spieler und Offizielle müssen ermuntert werden, offen mit den Behörden zu kooperieren. Im Nachhinein ist die Wettmafia oft nicht mehr greifbar, weil dann meist Aussage gegen Aussage steht und die Kontaktleute längst wieder abgetaucht sind.