Es gibt wenige Pfarrer, deren Leben Thema einer „Graphic Documentary“ ist. Einer von ihnen ist Richard Henkes, der Widerstand gegen das Nazi-Regime leistete und 1945 im KZ Dachau verstarb. Anfang Mai eröffnete die Ackermann-Gemeinde eine Ausstellung über das Leben des seliggesprochenen Priesters im Prager Franziskanerkloster. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis Ende Mai.
Pfarrer Richard Henkes, der am 26. Mai 1900 in Ruppach-Goldhausen geboren wurde, wirkte ab 1931 in Schlesien und ab 1941 im Hultschiner Ländchen. Dort wandte er sich in seinen Predigten offen gegen das Nazi-Regime, bis er 1943 wegen einer Predigt in Branitz (Branice) verhaftet und nach Dachau deportiert wurde. Dort starb er im Februar 1945 an Typhus. Die Ackermann-Gemeinde widmet dem Leben des Pallottinerpaters, der auch im KZ seine geistliche Tätigkeit fortsetzte, eine eigene Ausstellung unter dem Titel „Pater Henkes – Brückenbauer von Deutschen und Tschechen“.
Er pflegte Typhuskranke in Dachau
Im Konzentrationslager traf Henkes auch auf den späteren Prager Erzbischof Josef Beran, von dem er die tschechische Sprache erlernte. Bereits seit seiner Zeit in Hultschin (Hlučín) bemühte sich Henkes um Vermittlung zwischen Deutschen und Tschechen. Er hoffte, mit dem Erwerb der tschechischen Sprache nach dem Krieg zur Versöhnung der beiden Völker beitragen zu können. Als im Winter 1944 in Dachau der Typhus ausbrach, begab sich Henkes mit den Kranken in Quarantäne. Dort steckte er sich schließlich selbst mit der Krankheit an. Für seine Verdienste um den christlichen Glauben wurde Henkes im Jahr 2019 im Bistum Limburg seliggesprochen.
Um den außergewöhnlichen Lebensweg von Richard Henkes zu würdigen, fertigte das Illustratorenkollektiv Drushba Pankow eine „Graphic Documentary“ über die Lebensgeschichte des Pallottinerpaters an. Szenen dieser Dokumentation sind in der Ausstellung der Ackermann-Gemeinde über Henkes zum ersten Mal auch in tschechischer Übersetzung zugänglich.
Theaterstück über den Lebensweg
Zur Eröffnung der Ausstellung kamen am 5. Mai im Prager Franziskanerkloster „Unserer Lieben Frau vom Schnee“ über hundert Schüler aus Deutschland und Tschechien zusammen. Sie stellten auf Plakaten Informationen über das Leben von Pfarrer Henkes vor und wohnten später der Uraufführung eines Solotheaterstücks über sein Leben bei. Das Stück trägt den Titel „Abgerungen“ und zeigt die Wirkung der Lebensgeschichte von Henkes auf einen Autor, der den Auftrag erhält, ein Theaterstück über den Seliggesprochenen zu schreiben. Im Vordergrund des Stücks stehen die großen Themen Menschlichkeit, Liebe, Wahrheit, mit denen sich Henkes zeitlebens beschäftigte.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai in der kleinen Galerie des Franziskanerklosters „Unserer lieben Frau vom Schnee“ in Prag 1 zu sehen. Geöffnet ist sie täglich von 10 bis 18 Uhr.