Ostern steht vor der Tür. In der Kindheit unserer Landesbloggerin Johanna war das Fest geprägt von Traditionen und Kirchenbesuchen. Doch wie wird das heiligste Fest des Christentums in einem Land gefeiert, in dem nur jeder vierte Einwohner gläubig ist?
Kein christlicher Feiertag wird so lange und vielseitig gefeiert wie Ostern. Fast drei Monate dauern die Feierlichkeiten zur Auferstehung Jesu von den Toten insgesamt an: Nach dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, die am Ostersonntag gebrochen wird. Vorher gibt es den Palmsonntag, den Gründonnerstag und den Karfreitag. Dann kommen der Ostersonntag und Ostermontag, die Osterzeit wird eingeläutet und endet erst nach 50 Tagen an Pfingsten. Wer genauer recherchiert, findet auch noch Feiertage wie den Blauen Montag, den Schiefen Dienstag oder den Guten Mittwoch. Diese drei Feste in der Karwoche feiern aber wohl die Wenigsten.
Ein traditionsreiches Fest
Wenn ich mich an Ostern in meiner Kindheit zurückerinnere, wurde das Fest immer groß gefeiert mit kirchlichen Traditionen, aber auch mit solchen, die nur zum Spaß dienten. In meiner Heimat in Norddeutschland sind wir zumindest an einem der Ostertage in die Kirche gegangen. Meistens gingen wir auch am Palmsonntag zur Messe: Dafür bastelten wir sogenannte Palmbesen, also kleine Kreuze aus Holz und Buchsbaum, die der Pastor segnete und die wir den Nachbarn und Taufpaten brachten. Meine Geschwister und ich sind meistens nur widerwillig auch noch am Ostersonntag in die Kirche gegangen. Wir wussten aber, dass der Osterhase nur bunte Eier und Schokolade bringt, wenn wir brav zum Gottesdienst gehen.
Im Garten haben wir Osternester aus Moos, Stöcken und Steinen gebaut, in die der Osterhase die Süßigkeiten und manchmal sogar kleine Geschenke legte. Am Nachmittag besuchten wir meine Großeltern und machten uns auf große Ostereiersuche, die der Osterhase im Garten versteckt hat. Am Ende wurde alles gerecht zwischen den Enkeln aufgeteilt und jeder konnte eine vollgepackte Tüte mit Eiern und Schokolade nach Hause nehmen. Abends traf sich das ganze Dorf zum Osterfeuer, wo es noch eine Ostereiersuche für die Kinder gab.
Tschechien feiert anders
Aber jetzt wohne ich in Prag und frage mich, wie Ostern in einem Land gefeiert wird, in dem 75 Prozent der Einwohner konfessionslos sind. An Traditionen mangelt es hier jedenfalls nicht: Besonders beliebt ist die „pomlázka“. Das ist eine Rute aus Weidenzweigen, mit der die Männer den Frauen am Ostermontag auf den Hintern schlagen, alternativ werden sie auch mit Wasser nass gespritzt. Das soll Glück bringen und die Jugend erhalten. Zum Dank schenken sie den einen oder anderen Slivovice aus – der soll vermutlich nur gut schmecken und betrunken machen. Zum Essen gibt es traditionell einen Braten oder ein Lamm, gerne auch süßes Brot in Lammform. Stolz sind die Tschechen auch auf ihre Ostermärkte, die in Städten im ganzen Land stattfinden (hier eine Übersicht über Ostermärkte in Prag).
Eine Tradition, die mir als deutsche Bierliebhaberin eher schlecht aufgestoßen ist, ist das grüne Bier. „Zelené pivo“ gibt es in Tschechien ab Gründonnerstag und wird von den Brauereien oft speziell für diese Zeit gebraut. Sie fügen dem Herstellungsprozess Brennnesseln hinzu, die dem Bier nicht nur seine grüne Farbe geben, sondern auch eine leichte Kräuternote. Manche Brauereien und Kneipen färben ihr Bier hingegen einfach mit grüner Lebensmittelfarbe ein.
Dem Glauben nicht abgeneigt
Die Deutschsprachige Katholische Pfarrei Prag sieht es nicht als problematisch an, dass nur ein so geringer Anteil der Tschechen gläubig ist. Für Pfarrer Thomas Hüsch ergibt es aufgrund der kommunistischen Geschichte Tschechiens sogar Sinn: Durch die Unterdrückung der Kirche seien viele Tschechen nie mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen. Trotzdem sind sie der Kirche und dem Gedanken an eine höhere Instanz heute nicht abgeneigt: „Ich würde sie nicht als atheistisch bezeichnen, sondern eher agnostisch. Bei dem Begriff „Atheist“ schwingt immer eine gewisse Feindschaft und Ablehnung gegenüber dem Glauben mit, und das nehme ich hier nicht so wahr“, so der Pfarrer. Auch Reinhard Kaiser von der Pfarrei sieht bei vielen Tschechen eine offene Einstellung gegenüber der Kirche und einen positiven Trend der Religiosität.
Diejenigen, die gläubig sind und zur Kirche gehen, seien dafür zudem umso engagierter. Rund 3000 deutschsprachige Katholiken gibt es in Prag. Zur Kerngemeinde zählen laut Kaiser etwa 150 der Mitglieder, die regelmäßig zu den Gottesdiensten kommen und die weiteren Veranstaltungen unterstützen.
Hier finden Sie eine Übersicht über die deutschsprachigen katholischen (Sankt Johannes Nepomuk am Felsen) und evangelischen (Sankt Martin in der Mauer) Gottesdienste rund um das Osterfest:
Karfreitag, 7. April
10.30 Uhr Gottesdienst mit Beten der Karfreitagsliturgie und Bedenken der Via dolorosa, Sankt Martin in der Mauer
15 Uhr Karfreitagsliturgie, Sankt Johannes Nepomuk am Felsen
Karsamstag, 8. April
20 Uhr Feier der heiligen Osternacht, St. Johannes Nepomuk am Felsen
Ostersonntag, 9. April
6 Uhr Ostermette, Sankt Martin in der Mauer
10.30 Uhr Gottesdienst mit Kindergottesdienst, Sankt Martin in der Mauer
11 Uhr Hochamt, Sankt Johannes Nepomuk am Felsen
Ostermontag, 10. April
11 Uhr Heilige Messe, Sankt Johannes Nepomuk am Felsen (gemeinsame Messe)
Moin und Ahoj, liebe Leserinnen und Leser! Ich bin Johanna, die neue Praktikantin beim LandesEcho und freue mich, die nächsten drei Monate die tschechische Kultur und das Leben in der Hauptstadt kennenzulernen.
Aufgewachsen bin ich in einem Dorf im Norden von Deutschland. Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass es mich raus in die Welt zieht. Nach dem Abitur habe ich meine Koffer gepackt und mich auf Europa-Reise begeben. Der erste Stopp war Prag und es hat nicht lange gebraucht, bis ich mich in die Stadt verliebt habe. Die lebensfrohen und offenen Menschen genauso wie die beeindruckende Architektur und das große Angebot an Kultur haben es mir angetan. Ich wusste: Hier muss ich noch mal wieder hin!
Jetzt, wo ich beinahe am Ende meines Journalismus-Studiums an der Hochschule Magdeburg-Stendal angekommen bin, habe ich die Möglichkeit ergriffen und mich für ein Praktikum in der Stadt an der Moldau entschieden. Ich bin gespannt darauf, Prag nicht nur aus den Augen einer Touristin zu sehen, sondern herauszufinden, wie die Menschen hier leben und welche interessanten Geschichten sich verstecken.