Der diesjährige Sommer lief wahrscheinlich bei allen etwas anders ab als geplant. Es gab viel Neues, womit man fertig werden musste, und auch die Urlaubspläne beschränkten sich meistens auf heimische Gebiete. Was aber nicht zwingend heißt, dass der Urlaub langweilig sein muss oder dass es nichts zum Entdecken gibt, im Gegenteil.
Unweit von Asch (Aš) in Böhmen befindet sich das Dorf Neuberg (Podhradí). Dieses Dorf gehört auf den ersten Blick eher zu den durchschnittlichen Orten, von denen es in jeder Grenzregion mehr als genug gibt. Keine Geschäfte, keine Kneipe… Es ist wirklich ein Ort, wo sich „Fuchs und Hase Gute Nacht sagen“. Und doch gibt es hier einen wahren Schatz.
Alles aus Holz
Damit ist die im Jahre 1490 erbaute Kirche „Zum guten Hirten“ gemeint, die im Jahre 1542 unter Einfluss des Adelsgeschlechts von Zedtwitz zu einer evangelischen Kirche wurde. Sie überstand alle Konflikte und ideologischen Streitereien. Der letzte Umbau fand im 18. Jahrhundert statt. Damals bekam die Kirche barocken Schmuck auf den Emporen, dem Altar und der Kanzel. Und in diesem Zustand kann man sie bis heute bewundern. Diese Kirche gilt als eine der ältesten protestantischen Kirchen im frühen Habsburger Reich.
Das Innenleben der Kirche besteht nahezu komplett aus Holz. Foto: Michal Urban
Wenn man vor der Kirche steht, ahnt man nicht, was sich in ihr versteckt. Von außen täuscht das Gotteshaus mit einer schlichten weißen Fassade. Tritt man aber ein, wird man von reich geschmückten Emporen empfangen. Alles besteht aus Holz, sogar die bunt bemalte Decke. Die Nägel wurden mit hölzernen Bolzen ersetzt. Es gibt nicht einmal Schäden durch Holzwürmer. An den Bänken sieht man noch hier und da die Täfelchen mit den Namen der ursprünglichen Bewohner, die sich diese Plätze reserviert hatten. Es wirkt als hätten sie erst gestern ihr Heim verlassen müssen. Links von der Kanzel befindet sich ein ganz besonderes Gemälde. Es bildet den Schlossbesitzer von Zedtwitz und seine Gattin ab, diese wird nach einer Fehlgeburt zum Himmel getragen. Das Bild ist angeblich noch dreißig Jahre älter als die Kirche selbst – also in ihrer jetzigen Bauform.
Deutschsprachige Gottesdienste
Bis vor kurzem kümmerte sich der letzte vor Ort verbliebene Deutsche, Herr Hermann Heinrich, um die Kirche. Da er nun aber auf seinen 90. Geburtstag zusteuert und die Gesundheit nicht mehr so gut ist, musste er diese Tätigkeit gänzlich an die Ascher Pfarrergattin Libuše Kučerová abgeben.
Bis vor kurzem kümmerte sich Hermann Heinrich, der letzte in Neuberg verbliebene Deutsche, um die Kirche. Foto: Michal Urban
Die Kirche ist aber nicht nur zum Anschauen da. Jedes Jahr vom 12. Juli bis zum 13. September gibt es jeden zweiten Sonntag im Monat um 14.30 Uhr einen deutschsprachigen Gottesdienst. Und wenn Sie schon da sind, sollten Sie sich auch die Kirche in Rossbach (Hranice) anschauen. Dort werden nämlich oft Orgelkonzerte veranstaltet.