Karneval wird nicht nur am Rhein gefeiert, auch in Tschechien gibt es vor Beginn der Fastenzeit ein buntes und närrisches Treiben. Aber hier heißt die „fünfte Jahreszeit“ nicht Karneval oder Fasching, sondern „Masopust“.
Das Wort Masopust bedeutet so viel wie „das Fleisch weglassen“ und ist damit ein Äquivalent zum ursprünglich italienischen „Carneval“, das eine ähnliche Etymologie aufweist. In Tschechien wird Masopust zwischen dem Dreikönigstag am 6. Januar und Beginn der Fastenzeit gefeiert. Höhepunkt ist der Faschingsdienstag (Masopustní úterý), am Aschermittwoch (Popeleční středa) ist dann alles vorbei.
Masopust – eine alte-neue Tradition
Genauso wie beim Karneval oder Fasching in Deutschland ist es üblich, sich zu verkleiden, Masken oder Perücken zu tragen, zu Musik zu tanzen, Spaß zu haben und vor der Fastenzeit noch einmal so richtig Essen und Trinken zu genießen. Anders als beim rheinischen Karneval ist beim Masopust der vorchristliche Ursprung des Fests aber noch viel deutlicher spürbar. So geht es vor allem um den Übergang von der kalten in die warme Jahreszeit, um den Abschied vom Winter, bzw. dessen Vertreibung mithilfe von Lärm und bunten Kostümen, oft auch in der Gestalt von Tieren. Damit ähnelt der tschechische Masopust stark anderen vorchristlichen slawischen Feiern am Ende der Winterzeit, wie z. B. dem Fest „Maslenica“ in Russland.
Eine gefestigte Masopust-Tradition gibt es in Tschechien allerdings nicht. Erst nach der Wende feierte der tschechische Karneval ein Comeback und erfreut sich seit Jahren in einigen Prager Stadtvierteln, wie vor allem auf der Prager Kleinseite oder in Žižkov, großer Beliebtheit. Aber auch auf dem Land gibt es vereinzelte Masopust-Traditionen. So gibt es z. B. in den Gegenden Chodenland (Chodsko) und Doudlebsko in Ost- bzw. Südböhmen traditionelle Prozessionen, bei der das Dorf mit Masken und Musik umrundet wird. Mitgeführt wird ein Korb mit Schnaps, Eiern, Speck, Gebäck und anderen Leckereien. Anschließend wird der Inhalt des Korbs in einer Gaststätte verzehrt. In Hlinsko in der Pardubitzer Region gibt es einen traditionellen Faschingsumzug, der seit 2010 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Masopust in Žižkov
Zu den größten Masopust-Feiern in Prag gehören die Feierlichkeiten und Umzüge auf der Kleinseite und im Szene-Viertel Žižkov. Dort kommt der Masopust am heutigen Faschingsdienstag mit einem Umzug zu seinem Höhepunkt. Die Masopust-Feier beginnt um 10 Uhr morgens mit kulinarischen Spezialitäten auf dem Platz Jiřího z Poděbrad. Ab 16 Uhr startet von dort in Begleitung der Band Lovesong Orchestra ein Umzug zum Rathaus und zum Radost-Platz. Dabei sein werden auch Jongleure, Stelzenläufer und Riesenmasken aus der Werkstatt der Sekundarschule für angewandte Kunst, Feuerwehrleute, Jäger und Vertreter weiterer Vereine und Organisationen. Auf dem Radost-Platz werden die besten Masken gekürt und das Řešeto-Theater präsentiert ein buntes Programm. Zum Abschluss wird eine Bassgeige symbolisch vergraben.
Mehr Informationen auf der offiziellen Webseite von Prag-Žižkov