Die Nationalgalerie in Prag hat ihre Sammlung alter Kunst im Schwarzenberg-Palais wiedereröffnet. Dabei kam es zu einigen Veränderungen.
Nach einem zehn Monate langen Umbau feierte die Nationalgalerie Prag Anfang November 2019 die Wiedereröffnung des Schwarzenberg-Palais auf dem Hradschin. Auf drei Etagen ist hier nun die Dauerausstellung „Staří mistři“ („Alte Meister“) versammelt. Es gehört zum neuen Konzept unter der Leitung des Direktors der Alten Meister und Kurator der neuen Ausstellung, Marius Winzeler, dass zum ersten Mal alte tschechische sowie europäische Künstler gemeinsam präsentiert werden. Dabei geht es um 300 Skulpturen und Bilder von Renaissance bis Rokoko.
Um die Authentizität der der Renaissanceräume hervorzuheben, hat sie der tschechische Architekt Josef Pleskot in sein Ausstellungskonzept miteinbezogen. Um die Architektur dieses historischen Gebäudes zu verdeutlichen, ließ er in jedem Raum massive Holzschränke aufstellen, an denen Kunstobjekte angebracht wurden. Eine grundlegende Rolle innerhalb der Werkpräsentation spielt die Außenwelt, die der Architekt in die Gesamtschau einflechtet, so dass die nicht verdunkelten Fenster dem Zuschauer herrliche Ausblicke auf barocke Häuser und moderne Stadviertel Prags ermöglichen.
Ziel der neuen Dauerausstellung ist wie Marius Winzeler sagt, „die Kunst als ein offenes und grenzenloses System“ zu präsentieren. In diesem Sinne werden Seite an Seite Werke eines Karel Škréta, Jan Kupecký und Matyáš Bernard Braun mit Albrecht Dürer, El Greco oder Bartholomäus Spranger gezeigt.
Am Anfang stand das Rosenkranzfest
Der Ausstellungsrundgang beginnt eben bei diesen bedeutendsten Vertretern der Renaissance und des Manierismus. Da hängt das Meisterwerk Dürers, „Das Rosenkranzfest“ von 1506, das mit den Anfängen der Sammlung der Nationalgalerie Prag verbunden ist. Denn das Bild erwarb Kaiser Rudolf II. 1606 für seine Kollektion. Seitdem befindet es sich in Prag. Später wurde das Gemälde Teil der Sammlung der Nationalgalerie Prag.
Weitere Säle zeigen griechische Marmorskulpturen als eine grundlegende Inspirationsquelle für die Renaissancekünstler. Es sind hier Werke zusammengetragen, die eigens für die umfangreiche Kunstsammlung des Rudolf II. geschaffen wurden. Zu den Autoren dieses Umfelds gehören Hans von Aachen oder Roelant Savery.
Neu wurde im Schwarzenberg-Palais auch die ehemalige Kapelle gestaltet, die eine Rokokoausmalung ziert. Kurator Winzeler installierte hier die Monumentalfigur des liegenden gekreuzigten Christi, womit er einen Dialog zwischen der Architektur und dem Hauptwerk von Matthias Bernhard Braun einleitete. Üblicherweise wird der Gekreuzigte senkrecht und nicht waagerecht präsentiert. Doch durch diese völlig überraschende Perspektive wirkt um so mehr Brauns phantastische Meisterschaft, mit der er den Gesichtsausdruck des Sterbenden, seinen Körper und Gewand geschaffen hat. Gleich gegenüber hängt die Arbeit des wohl bedeutendsten tschechischen Barockkünstlers, Peter Johann Brandl. Das Bild „Simeon mit Jesuskind“ von etwa 1730 zeigt die Euphorie des alten Dieners über das Neugeborene, das in seinen Armen ruht. Denn Simeon hat rasch erkannt, dass es sich um den Messias handelt. Das Bild zeichnet sich aus durch die energische, persönliche Handschrift seines Autors, der beim Arbeiten nicht nur Pinsel, sondern auch die eigenen Finger einsetzte.
Zwei grafische Kabinette
Die Werke aus Barock und Rokoko werden von drei monumentalen Altarbilder repräsentiert. Sie zeigen biblische und mythologische Szenen von Anthonis van Dyck, Paul Rubens oder Karel Škréta. Das 17. Jahrhundert wird in der Ausstellung durch Landschaftsmalerei und Werke mit sakraler Thematik vertreten. Der letzte Ausstellungsteil behandelt die Beziehung des Menschen zu Gott. Darunter finden sich Bilder von Francesco Goya.
Die Arbeiten aus der Kollektion von Grafiken und Zeichnungen dürfen wegen der schädlichen Wirkung des Lichts nur für drei Monate ausgestellt werden. Zu diesem Zweck hat die Nationalgalerie im Erdgeschoss des Palastes zwei grafische Kabinette eingerichtet, in denen man die Werke abwechselnd sehen kann. Die aktuelle Ausstellung „Linie, Licht und Schatten“ präsentiert Meisterstücke des 16. und 17. Jahrhunderts. Zum wertvollsten Exponat zählt das Autoporträt von Giuseppe Arcimboldo, das nur wenige Wochen nach der Ausstellungseröffnung am 6. November zu bewundern ist.