Bahnfahren soll günstiger werden, um mehr Menschen von der Straße weg und in die Bahn zu holen, so hat es die Bundesregierung beschlossen. In Tschechien fahren zumindest Rentner und Studenten bereits für 25 Prozent des Bahnpreises. Dazu kommt nun eine neue alte Verbindung. Der Vindobona von Berlin nach Wien und weiter nach Graz fährt bald wieder. Doch im Gegenzug wird auch eine Verbindung gestrichen.
Ab Mai 2020 bietet die Deutsche Bahn zusammen mit der Tschechischen Staatsbahn (České drahy) und der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) eine tägliche Direktverbindung zwischen Berlin und Graz an, über Dresden, Prag und Wien. Werbung macht die Deutsche Bahn vor allem für Reisende nach Prag: „Ideal für einen Tagesausflug in die tschechische Hauptstadt“. Um 10.30 Uhr käme man in Prag an und um 17.30 fährt der Railjet wieder zurück in Richtung Berlin. Genug Zeit also, um über die Karlsbrücke zu wandeln und die Prager Burg zu besichtigen.
Momentan gibt es zwischen Berlin und Prag mit dem Euro-City täglich sechs direkte Zugverbindungen, im Frühjahr 2020 kommt also eine weitere hinzu, die das Angebot für Reisende aus Berlin am Morgen und in der Gegenrichtung am Abend ergänzt. Viereinhalb Stunden dauert die Fahrt zwischen der deutschen und der tschechischen Hauptstadt und soll im Super-Sparpreis für 19,90 Euro zu haben sein, ab Dresden für 14,90 Euro. Die Gattung der Railjet-Züge ist in Deutschland tariflich dem ICE gleichgestellt. Kostenloses WLAN soll es in den Zügen geben, einen Speisewagen und in neueren Modellen auch ein Fahrradabteil.
Die gute Nachricht hat aber ihre Schattenseite. Die Bahn spart die Frühverbindung von Leipzig nach Prag. Und das auch schon ab Fahrplanwechsel im Dezember. Für fast ein halbes Jahr werden also zwischen Dresden und Prag nur fünf, statt der heute sechs Verbindungen unterwegs sein. Auch in Gegenrichtung gibt es den Abendzug nach Leipzig nicht mehr. Der letzte Zug ab Prag fährt ab Mai bereits 17.32 Uhr. Bisher konnte man nach Dresden und Leipzig noch 18.32 Uhr gelangen und dann weiter Richtung Berlin umsteigen.
Kritiker bemängeln immer wieder, dass es zu wenige schnelle, grenzüberschreitende Zugverbindungen in Europa gebe, die eine ernsthafte Alternative zum Fliegen sein können. Ein großes Problem dabei ist, dass die nationalen Eisenbahnsysteme untereinander wenig kompatibel sind. So gibt es zwanzig unterschiedliche Zugsicherungs- und Signalsysteme, mehr als vier verschiedene Spurweiten und viele unterschiedliche Stromspannungen. Bis zum Jahr 2030 möchte die Europäische Union ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz mit mind. 30 000 km Netz aufbauen, der Europäische Rechnungshof hält diese Pläne aber für zu teuer, zu langsam und zu unkoordiniert. Seit dem Jahr 2000 sei in Europa ein „unwirksamer Flickenteppich“ der nationalen Bahnnetze entstanden.
Die neue Verbindung zwischen Berlin und Graz startet ab dem 4. Mai von Graz aus, einen Tag später wird die Fahrt auch frühmorgens von Berlin aus angeboten. Buchen kann man die Tickets bereits ab November 2019.