Parksünder haben es in Prag schwer. Um sie zu ertappen, nutzt die Hauptstadt moderne Technik.
Überwachungskameras gehören schon länger zum Straßenbild der tschechischen Hauptstadt. Seit einiger Zeit fahren durch Prag aber Autos, auf deren Dächern mehrere Kameras angebracht sind. Diese haben allerdings eine andere Aufgabe, als Menschen zu überwachen. Bei den Wagen handelt es sich um solche mit dem Logo der Firma Eltodo. Sie arbeitet in den Bereichen Energetietechnik, Telekommunikation und Verkehr, entwickelt aber auch Kamerasysteme für die Überwachung von öffentlichen Plätzen und Verkehrssituationen. Insbesondere zählt dazu auch die Überwachung der Parksituation. Das ist die Aufgabe der kamerabestückten Autos.
Zum Parken gibt es in Prag drei verschiedene Park-Zonen, die durch farbige Streifen auf der Straße erkennbar sind. In der blauen Zone mit den blauen Streifen dürfen nur Anwohner mit einer entsprechenden Parkberechtigung unbegrenzt parken. Alle anderen dürfen auf diesen Flächen nur maximal gegen drei Stunden stehen und natürlich nur nach Bezahlung. In der violetten Zone dürfen neben Anwohnern auch Besucher länger parken, nämlich bis zu einer Parkdauer von 24 Stunden. Weiterhin gibt es in Prag noch eine orangene Zone, die vor allem Kurzparkern zugedacht ist. Das Parken ist hier ebenfalls zeitlich auf drei Stunden begrenzt, bezahlt wird am Automaten oder über ein Online-Portal. Die Reglementierung kommt Anwohnern vor allem in touristischen Gebieten zugute, dies sich deshalb darauf verlassen können, einen Parkplatz zu finden.
Was wird genau überwacht?
Da Prag eine große Stadt mit vielen Parkplätzen ist und eine Kontrolle der Parkberechtigung durch Hilfspolizisten in allen Straßen sehr aufwändig wäre, kommen die bereits erwähnten Autos mit „Eltodo“-Aufdruck zum Einsatz. Bei den Wagenmodellen selbst handelt es sich um kleine Toyota Yaris, die aufgrund ihrer Größe auch engere Straßen befahren und kontrollieren können. Die Kameras auf dem Dach scannen die Autokennzeichen der geparkten PKW und gleichen diese mit einer internen Datenbank ab. So kann mit sehr hoher Genauigkeit erkannt werden, welches Auto rechtmäßig und welches unrechtmäßig parkt. Letzteres wird dann wie eine normale Ordnungswidrigkeit behandelt, der Wagenbesitzer muss zahlen. Die Routen, die die Autos durch die Stadt fahren, sind so festgelegt, dass jede Straße Prags mindestens 15 Mal monatlich kontrolliert wird. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schwarz- und Falschparker erwischt werden, relativ hoch.
Außerdem sollen die Eltodo-Autos auch dabei helfen, die ständig herrschende Parkplatznot zu begrenzen. Indem einmal monatlich regelmäßig mit Hilfe der Kameras die allgemeine Parksituation gescannt wird, werden statistische Informationen darüber geliefert, wo genau es beispielsweise an Parkplätzen mangelt. Oft werden die Wagen mit Eltodo-Aufdruck mit Google-Autos verwechselt, die ebenfalls eine Kamera auf ihrem Dach haben. Letztere sammeln aber Bildmaterial für den Google-Dienst StreetView.
Deutschland setzt auf Mithilfe der Bürger
In Deutschland hingegen setzt man bei der Erkennung von Falschparkern statt auf Autos mit Kameras lieber auf die Mithilfe und Initiative der Bürger, wenn Autos beispielsweise auf dem Fahrradstreifen stehen. Bereits in den letzten Jahren fanden vielerorts sogenannte „Falschparker-Aktionswochen“ statt, in denen dazu aufgerufen wurde, falsch geparkte Autos z.B. mit Luftballons, entsprechenden Visitenkarten und Aufklebern oder Sprühsahne zu dekorieren.
Dank der „smarten“ Gesellschaft muss aber nicht auf solche Gelegenheiten gewartet werden. Jederzeit kann man sich die Anwendung „Wegeheld“ auf sein Smartphone laden und damit dem örtlichen Ordnungsamt Informationen über Falschparker liefern. Mithilfe der Standort-Funktion der Mobiltelefone kann die Position des falsch geparkten Wagens ermittelt werden. Eine Kurzbeschreibung des Vorfalls sowie die Art und Farbe des Autos oder ein Foto mit geschwärztem Kennzeichen werden der Meldung hinzugefügt und anschließend über die App gepostet. Diese erscheint dann auf der Webseite von „Wegeheld“ und auf Twitter. Wie die Ordnungsämter mit den Meldungen umgehen, entscheiden diese jedoch selbst.
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