Unsere WanderBloggerin begibt sich auf die Spur mysteriöser Steine. Diesmal muss sie lange geduldig forschen, bis am Ende doch noch Aufklärung winkt.
Im Internet entdeckte ich letztens seltsame Fotos von einem wirklich kuriosen Ort im Böhmerwald. Riesige Steine in einem wilden Fluss waren darauf zu sehen, wie eine Schneise mitten durch den Wald geschlagen. Die Szenerie wirkte mysteriös und ich machte mich sofort auf den Weg, um dieses Phänomen zu ergründen.
Bei Morgenrot fuhr ich mit dem Bus aus Pilsen Richtung Böhmerwald, mit mir kam ein Schwung Ausflügler. Um mich mit wirklichen Experten zu unterhalten, stieg ich direkt beim Nationalparkbesucherzentrum in Rokyta aus. Der dortige diensthabende Mitarbeiter des Nationalparks schaute mich nur verwirrt an, als ich ihn nach riesigen Gesteinsbrocken und einem möglichen Asteroideneinschlag im Böhmerwald befragte. Stattdessen drehte er mir ein dickes Sachbuch über die hiesige Flora und Fauna an, dass alle meine geologischen und biologischen Fragen beantworten sollte. Mit diesem schweren Gepäck zog ich weiter.
Und auf der Brücke von Antiegelhof (Antýgl) lag es dann vor mir. Der Fluss Widra (Vydra) schießt hier durch den Wald und in ihm hocken riesige Steine aller möglichen Formen. Kreuz und quer. Voll chaotisch. Ein Rieseneinschlag muss das gewesen sein. Eine Weile betrachtete ich alles, die Herbstsonne brach durch die Äste und spielte mit dem sprudelnden Wasser.
Neben der Widra führt ein gemächlicher Pfad entlang, auf dem viele Wanderer anzutreffen waren. Die ersten, die mir entgegenkamen, fragte ich, wann der Asteroid hier eingeschlagen sein könnte. Sie hatten anscheinend aber auch keine Ahnung und meinten, dass es hier schon immer so ausgesehen hätte.
Ein paar Leute befragte ich noch, dann gab ich es auf. Es schien niemanden zu interessieren, woher diese Steine gekommen waren. Am Ufer der Widra nahm ich mein Mittagessen ein und blätterte in dem Buch des Nationalparks. Keine Erklärung zur Widra und ihren Steinen. Unglaublich.
So ging ich weiter, immer am Fluss entlang, bis ich am Nachmittag in Unterreichenstein (Rejštejn) ankam. Hier hockte eine Frau mit Zigarette vor ihrer Haustür und ich ging zu ihr. Ich erklärte ihr meine Frage und sie schaute mich eine Weile misstrauisch an. Dann sagte sie: „Ach, die Geschichte. Das mit Mr. Spock.“ Ich vergaß zu atmen. „Was meinen Sie?“, fragte ich. „Na, die sind hier vorbeigekommen, sie hatten zu viele Steine von einem Asteroidenaufprall an Bord. Die haben sie hier heruntergeschmissen und dabei so die Baumwipfel gekappt, dass das Flussbett entstehen konnte“, erwiderte sie und zog an ihrer Zigarette.
Ihre Augen schauten ernst drein und ich nickte langsam. Ich bedankte mich für die Informationen und ging wie im Traum zur Bushaltestelle. Es war auch eindeutig, warum es nirgendwo geschrieben stand, dass Raumschiff Enterprise hier gewesen war. Es würde eh niemand glauben. Jetzt wissen wenigstens Sie Bescheid.
Streckendaten:
Startpunkt: Rokyta
Distanz: 13 km
Höhenmeter: 36m
Laufzeit: 3h
Wegpunkte: Antýgl most, Čeňkova pila, Rejštejn
Anreise: mit dem Bus aus Pilsen über Sušice nach Rokyta
WanderBloggerin JANA HEENEN:
Das Leben ist eine Reise, auch für mich. Mein Name ist Jana, ich komme aus der Nähe von Krefeld in Westdeutschland und arbeite seit einiger Zeit in Pilsen (Plzeň) für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Um Tschechien und seine Landschaft(en) kennenzulernen, begebe ich mich so oft wie möglich auf Wandertouren, beobachte die Natur, fotografiere, notiere und bewerte die Ausflugsziele. Gern ziehe ich mit anderen Naturfreunden los, um von ihnen zu lernen und mich mit ihnen über das Leben zu unterhalten. Wenn man geht, dann kann man besser nachdenken und kommt zu neuen Ideen! Ich möchte Sie nun gern daran teilhaben lassen und stelle dafür regelmäßig meine Wanderungen vor.
Sie sind herzlich eingeladen, Vorschläge zu machen, was es in Tschechien noch zu entdecken gibt! Diese können Sie gern an redaktion@landesecho.cz senden. Ich freue mich!
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