Foto: Kardinal Dominik Duka - Bild: Commons/Draceane

Der Prager Kardinal im Ruhestand, Miloslav Vlk, musste sich sichtbar auf die Zunge beißen, als er am Montag Abend im tschechischen Fernsehkanal ČT24 nach der Messe gefragt wurde, die sein Nachfolger im Amt, Dominik Duka, Ende vergangener Woche für Präsident Miloš Zeman und das „tschechische Vaterland“ zelebriert hatte. Diese Messe hat in Tschechien gehörig Staub aufgewirbelt.

 

 

Nicht nur, weil es der erste Gottesdienst dieser Art für ein Staatsoberhaupt seit den 1920er Jahren gewesen ist, als der tschechoslowakische Staatsgründer Tomáš Garrigue Masaryk seinen Sommersitz in Lány bei Prag bezogen hatte.

Kurz vor der Messe hatte Zeman den Jahrestag der Samtrevolution von 1989 dazu genutzt, in Prag auf einer Veranstaltung des Anti-Islam-Blocks aufzutreten, um gegen die nach Europa flüchtenden Kriegsopfer aus dem Nahen Osten zu wettern. Damit hatte er nach Meinung auch zahlreicher Politiker, die dem Präsidenten bislang wohl gesonnen waren, eine Grenze überschritten. Premier Bohuslav Sobotka etwa distanzierte sich scharf von den Aussagen des Staatschefs und stellte die Unterstützung seiner Sozialdemokraten (ČSSD) für eine neuerliche Kandidatur Zemans für das höchste Amt im Staat in Frage.

Ausgerechnet kurz nach Zemans Auftritt fuhr Kardinal Duka nach Lány, um eine Messe unter anderem für die Gesundheit des Präsidenten zu halten. Sein Vorgänger, Kardinal Vlk, meinte, es sei nicht seine Aufgabe, seinen Nachfolger in der Öffentlichkeit zu kritisieren. Aber man merkte ihm an, wie schwer ihm diese Worte fielen. Zuvor hatte Vlk in dem Interview die Notwendigkeit betont, mit dem Islam und seinen Vertretern einen Dialog zu führen. „Ein solcher Dialog ist nicht nur notwendig, sondern auch möglich“, sagte Vlk unter Hinweis auf verschiedene Unterredungen, die er mit Würdenträgern des Islam bereits gehabt habe. Und Vlk kritisierte zudem den Auftritt von Präsident Zeman vor den Islamfeinden in Prag, unter die sich auch führende Vertreter von Pegida aus Dresden gemischt hatten.

Auch in den sozialen Medien hatte die Messe Dukas speziell vor dem Hintergrund des Auftritts von Zeman vor den Rechtsextremisten des Landes eine Flut empörter Reaktionen ausgelöst. Eine Gruppe tschechischer Katholiken warf dem Prager Erzbischof in einer Petition eine „zu große Nähe zur Politik“ vor. Die Petition trägt mittlerweile mehrere hundert Unterschriften. Der Gottesdienst sei schwerlich anders als Unterstützung für den Kurs von Zeman zu sehen, heißt es darin. Der Literaturhistoriker Martin C. Putna sagte in einem Interview des privaten TV-Senders DVTV, er schäme sich für seinen Kardinal. Es sei ein Unding, dass Erzbischof Duka eine Messe für einen Mann abhalte, der eigentlich aus seinem Amt entfernt werden müsse, weil er die humanistischen und demokratischen Traditionen Tschechiens mit Füßen trete. 

Duka verteidigte indessen sein Vorgehen. Der Termin des Zusammentreffens mit Zeman sei lange vor dessen Auftritt zum Jahrestag der Samtrevolution geplant gewesen. Er habe nach der Messe mit dem Präsidenten auch über strittige Restitutionsfragen zwischen Kirche und Staat gesprochen. Das hat die Kritik an dem Prager Erzbischof indes nicht verstummen lassen. In den sozialen Netzwerken wurde ein Vergleich zu Russland gezogen und vor einer „Putinisierung Tschechiens unter Zuhilfenahme der Kirchen“ gewarnt.

 

{flike}

 

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.