Historische Ansicht der Burg Bayreck um 1840. Foto: WikimediaCommons/ gemeinfrei

Diese Sagen erzählen vom Glauben an verborgene Schätze, die in Kriegszeiten vergraben und später zufällig gefunden wurden. In ihnen sind auch geschichtliche Erinnerungen verwoben und der Schatzglaube ist bis heute lebendig geblieben. Vielleicht finden auch Sie in der Osterzeit nicht nur bunte Eier.

Heilige Zeit

Gleich nach der Schwedenzeit trug es sich zu, dass der Kuhtriftmüller mit seinem Gesellen am Palmsonntag wilderte. Sie fanden eine Hirschenspur, die führte in den Kohlenwald hinein. Da sagte der Müller: „Wart nur, Hirschlein, du musst gleich zurückkommen!“ Er kniete sich hin, schnitt aus der hintern rechten Fähre das Herzlein heraus und legte es in verkehrter Richtung wieder hin. Hernach versteckten sich die zwei hinter den Stauden. Nicht zwei Vaterunser lang stand es an, da kam der Hirsch zurück. Er trug ein Kreuz in Geweih, das glänzte, als ob die Sonne recht scharf darauf scheine. Die Wilderer trauten sich nicht, die Büchsen auf den heiligen Hirsch anzulegen. Wie der Hirsch vorbei war, rannten sie geschwind in die Kirche und gingen so bald nimmer auf die Hirschjagd.

Schloss Bayreck (Zámek Pajrek)

Dort, wo der Osser (Ostrý) seine Wurzeln hat, liegt mitten im Bergwald (Zádušní vrch) die zerbrochene Burg Bayreck. Die Schweden sollen sie ausgebrannt haben: Der Preuß hätte es getan, meinen andere.

Der Haupttum der Burg Bayreck von Westen. Foto: Creative Commons/ Art Jarka (CC BY-SA 3.0)

Der Haupttum der Burg Bayreck von Westen. Foto: Creative Commons/ Art Jarka (CC BY-SA 3.0)

Vor urdenklicher Zeit wohnten droben Riesen. Der Bayrecker Riese schleuderte oft sein Tabakglas hinüber zum Riesenberg bei Kauth (Kout na Šumavě), der Vetter drüben sollte auch schnupfen. Er und der Riese, der auf der Burg am Gewinzi (vrch Jezvinec) saß, wünschten sich täglich einen guten Morgen und gaben sich über Berg und Tal die Hand. Den Neuerner Bürgern warf der Bayrecker Hämmer in die Stadt hinunter, so oft sie solche brauchten.

Die Riesentochter stieg einmal ins Land hinab, dort klaubte sie einen Bauern samt Pflug und Ochsen ins Fürtuch und brachte sie heim ins Schloss. Ihr Vater aber greinte: „Gib den Kleinen wieder hin, wo du ihn hergenommen hast!  Diese Leute bringen uns noch von der Welt.“

Weite Gänge laufen vom Bayreck aus unter die Erde hin. Einmal jagte man eine Gans in einen solchen Gang: Sie kam in Schloßbrunn zu Klenau (Klenová) wieder heraus. Ein anderes Mal zündete einer im selben Keller von Bayreck ein Feuer an. Der Rauch stieg meilenweit davon im Schwarzen Turm in Klattau (Klatovy) auf. Die Gänge sind heutzutage verschüttet.

Unter der Burg liegt ein verschwundener Schatz. Jeden Palmsonntag, wenn in Neuern (Nýrsko) drunten das Hochamt gelesen wird, tut sich eine Kluft zu dem Schatz auf, und da krochen einmal ein Pfarrer, ein Mesner und ein armer Hirt hinein, die drei wollten schnell reich werden. Aber drin saß der Teufel auf der eisernen Truhe und hielt den Schlüssel dazu zwischen den Zähnen. Der Mesner sprengte ihn gleich kräftig mit Weihwasser ein und die zwei andern wollten ihn von der Truhe wegreißen. Sie zogen ihn langmächtig hin und her, konnten ihn aber nicht bewältigen. Da redeten sie ihm gar gütig zu und fragten, was er für den Schatz verlange. Der Teufel hustete Feuer und schrie fürchterlich: „Eine Seele!“ Gleich wollten da der Pfarrer und der Mesner ihm die Seele des armen Hirten ausliefern, die konnte aber der Teufel nicht brauchen, weil der Hirte ein redlicher Mann war. Die drei ließen sich aber nicht abweisen, sie fragten allweil wieder, was er für den Schatz begehre. Da sie ihn nicht in Frieden ließen, sagte der Teufel: „Die Truhe gehört euch, wenn ihr mich in einem neunzipfligen Sack nach Klenau tragt.“ Einen neunzipfligen Sack konnten sie nicht auftreiben, und so ist der Bayrecker Schatz heute noch zu haben, wenn er derweil nicht längst verrostet ist.

Brennende Schätze

Der Hirt von Rindlau (Žlíbek) trieb am Palmsonntag die Kühe aus. Da sah er auf einmal bei einem Feldkreuz eine kleinwinzige Flamme blühen. Er rannte hin und fand an der Stelle einen Häfen uraltes Geld. Wie er den Häfen aus der Erde hob, da lag ein schwarzes Hündlein darunter, das sprang voller Freude aus der Grube und schweifelte und schmeichelte sich an ihn und schaute ihn herzlich an. Der Hirte aber wünschte nur das schwere Geld und drum stieß er das Hündlein von sich und fluchte: „Du verdammtes Ludervieh!“ Da war der Hund wie von der Erde verschluckt und auch der Häfen rasselte und versank. Hätte der Hirt den Hund geküsst, so hätte er einer gepeinigten Seele geholfen und wäre selber reich geworden. Aber mit seinem Fußtritt stieß er die arme Seele noch tiefer in die Hölle.

Ein Mann aus Duschowitz (Tuškov) ging über Land. Da merkte er neben dem Weg ein blaues Feuer, und weil ihm eben die Pfeife ausgegangen war, zündete er sie an dem blauen Brändlein an. Wie er nachher daheim die Pfeife ausklopfte, fiel ein alter Taler heraus.

Entnommen aus Hans Watzlik: „Die Böhmerwäldler Sagen“ (Waldkirchen, 1952)

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