Die Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz. Foto: Manuel Rommel

Der Designer und Erfinder der Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz, Erich John, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Bei der Schöpfung des Berliner Wahrzeichens und wohl beliebtesten Treffpunkts in der deutschen Hauptstadt dachte John an die Linde in seinem sudetendeutschen Heimatdorf.

Wenn man sich in Berlin verabreden möchte und nach einem geeigneten Treffpunkt sucht, dann ist schnell klar: An der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz! Seit 1969 – dem 20. Jahrestag der DDR-Gründung – steht die metallene Rotunde dort an der Stelle der einstigen Urania-Säule, zeigt die 24 Zeitzonen und die dazugehörigen 147 wichtigsten Städte (aufgeteilt in die Nord- und Südhalbkugel), und über ihr rotiert zusätzlich noch eine vereinfachte Darstellung des Sonnensystems. Neben der Funktion als Uhr bringt sie vor allem aber die Menschen unter sich zusammen und spendet praktischerweise Schatten oder Schutz vor Regen. Das ist kein Zufall, denn ihr Schöpfer, der Designer Erich John, dachte bei dem Entwurf der Uhr an die Dorflinde in dem sudetendeutschen Örtchen Kartitz (Choratice), in dem er 1932 geboren und von wo er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zusammen mit seiner Familie vertrieben wurde. In den Erinnerungen Johns war die alte Dorflinde ein beliebter Treffpunkt in dem Örtchen, spendete Schatten und lud mit ihrem Hohlraum zum Spielen ein.

Erich John. Foto: Ulrich Miksch

Erich John. Foto: Ulrich Miksch

Für das Design der zehn Meter hohen Weltzeituhr, die seit 2015 unter Denkmalschutz steht, erhielt John am 12. März 2021 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Laut einer Meldung des rbb überreichte Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel die Auszeichnung an den Künstler. Dem rbb sagte John, dass er sich freue, dass die Uhr damals wie heute als Treffpunkt diene.

Erich John studierte zwischen 1953 und 1958 Formgestaltung an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee (heute: Kunsthochschule Berlin-Weißensee), an der er 1973 zum Professor berufen wurde. Im Rahmen seiner Mitarbeit in der Planungsgruppe zur Umgestaltung des kriegszerstörten Alexanderplatzes entwarf John die Weltzeituhr. Daneben entwarf er zahlreiche Produkte der Elektro- sowie optisch- und feinmechanischen Industrie. So geht etwa das Design des Schulmikroskops der Rathenower Optischen Werke (ROW) oder der Schreibmaschine „Erika“ auf John zurück. Der Künstler lebt heute in Berlin-Weißensee.


Mehr über die Geschichte hinter der Weltzeituhr und über Erich John erfahren Sie hier: „Die Weltzeituhr – eine Erfindung aus den Sudeten“. Darüber hinaus lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des LandesECHO über die Rückkehr Johns an seinen Heimatort Kartitz und welche unerwartete Begegnung er dort machte.

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