Eine Stadt ohne Strom, der Angriff auf ein Atomkraftwerk, Diebstahl von wirtschaftlichen und politischen Daten. Durch das Internet sind solche Attacken inzwischen von überall in der Welt möglich, deshalb müssen die Länder sich um ihre ‚Cybersicherheit‘ kümmern. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Tschechien auf diesem Gebiet gut vorbereitet ist. In anderen digitalen Feldern gibt es aber noch Aufholbedarf.

 

Die Tschechische Republik hat nicht gerade den Ruf einer Cyber-Nation. Radio Prag berichtete kürzlich über eine Studie, der zufolge in drei bis fünf Jahren die öffentliche Verwaltung digital unzureichend aufgestellt sei, wenn nicht schnell Schritte zur Gegenwehr eingeleitet würden. Aber in einem Ranking, das von den Vereinten Nationen in Auftrag gegeben wurde, zeigt sich ein anderes Bild der Republik. Sie steht auf Platz eins für nationale Cybersicherheit.

Insgesamt wurden von dem Institut „e-Governance Academy“ in Tallinn im Auftrag der UN 131 Länder unter die Lupe genommen. Hinter Tschechien stehen Estland und Spanien. Deutschland steht immerhin auf Platz 10, Österreich hat an dem Ranking nicht teilgenommen. Es wurde untersucht, inwiefern Nationen weltweit Angriffen aus dem Netz vorbeugen und mit Vorfällen umgehen können. Auch der Schutz von Daten wurde beleuchtet. Bei staatlichen und persönlichen Daten konnte Tschechien starke Sicherheitsvorkehrungen vorweisen.

Bei der „Prague 5G Security Conference“ unterstrich Premierminister Andrej Babiš die Bedeutung des Datenschutzes – gemeint war damit ganz besonders der Schutz geistigen Eigentums. Unausgesprochen war das an den chinesischen Technologie-Giganten Huawei gerichtet. Ehemalige Mitarbeiter des Konzerns haben kürzlich gegenüber dem Tschechischen Rundfunk behauptet, dass Huawei „empfindliche Daten“ von Geschäftspartnern zusammentrage. Der chinesische Konzern steht auch unter Verdacht personenbezogene Daten seiner Nutzer zu sammeln.

Luděk Sefzig, Leiter des 2017 gegründeten tschechischen „Zentrum für Cyber-Sicherheit“, erklärte gegenüber der „Wiener Zeitung„, dass es wohl gerade an der kommunistischen Vergangenheit Tschechiens liege so bedacht auf den Schutz von persönlichen Daten zu sein. In dem Zentrum können sich Informatiker aus ganz Europa in der praktischen Abwehr eines Cyber-Angriffes üben. Es gibt auch schon eine tschechische Kooperation mit Israel. Eine weitere ist mit dem Taiwan geplant.

Bei ihrem Untersuchungsfeld hat sich die Studie aus Tallinn lediglich auf Cybersicherheit beschränkt, andere Aspekte der Digitalisierung einer Nation waren nicht Zweck der Studie. Ende 2018 wurde jedoch eine EU-Studie veröffentlicht, die darstellte, welche Länder in der Digitalisierung von Verwaltungsbereichen besonders weit fortgeschritten sind. Nicht nur Mitglieder der Europäischen Union, sondern auch andere europäische Länder, wie die Schweiz und Norwegen, kommen in der Auflistung vor. Gegenstand war vor allem, welche Länder es ihren Bürgern ermöglichen digital auf Informationen und Serviceleistungen von Verwaltungseinrichtungen zuzugreifen oder auf entsprechende Vorgänge Einsicht zu haben.

Malta führt das Ranking an, gefolgt von Dänemark und Schweden. Österreich zeigt sich weit vorne auf Platz sechs, Deutschland liegt an zwölfter Stelle. Auf Platz 23 und damit unter dem EU-Durchschnitt im mittleren Hinterfeld war Tschechien, knapp vor Polen und der Slowakei. Der EU-Studie kann man entnehmen, dass Tschechien im Vergleich zu anderen Bereichen insbesondere im Business stark digitalisiert ist. Das lässt erahnen, in welche Bereiche Geld fließt.


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Ich bin ein Dorfkind, aufgewachsen in einer 400-Seelen-Gemeinde. Schon immerhabe ich meine Zeit gern in der Natur verbracht und es geliebt, im Sommer barfuß durch den Garten und das Dorf zu schlendern.Enge Schuhe mochte ich hingegen noch nie wirklich. Getragen habe ich sie dennoch – sie sehen schließlich schick aus.

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