Die Tschechische Post fuhr Milliardenverluste ein und wird deshalb tausende Mitarbeiter entlassen und 300 Filialen schießen, Gewerkschafter protestieren. Zudem verhofft sich die Regierung eine Verbesserung durch eine Teilprivatisierung des staatlichen Betriebs.

Die Tschechische Post verzeichnete im vergangenen Jahr einen Verlust von anderthalb Milliarden Kronen (ca. 63 Millionen Euro) und ihr droht die Insolvenz. Eine Situation, vor der die Gewerkschaften bereits seit 2017 und zuletzt im vergangenen Januar warnten und die Politik zum Handeln aufforderte. Die Regierung will jetzt durch Massenentlassungen und eine Teilprivatisierung wieder aus den Roten Zahlen kommen.

Postfilialen in Dörfern bleiben erhalten

Hierfür sollen mehrere tausend Mitarbeiter entlassen und 300 Filialen geschlossen werden. Betroffen sollen vor allem Städte mit mehreren Filialen sein, der Schwerpunkt des Rückbaus soll in Prag (Praha), Brünn (Brno) und Ostrau (Ostrava) liegen. Kleinere Dörfer mit nur einer Post sollen nicht von den Kürzungen betroffen sein. Die Kündigungen werden Schaltermitarbeiter, Zusteller und Verwaltungspersonal treffen. Die Maßnahmen sollen hunderte von Millionen Kronen einsparen. Derzeit betreibt die Post 3200 Filialen und beschäftigt 25.000 Mitarbeiter.

Gewerkschaften fordern mehr öffentliche Mittel für die Post

Die Gewerkschaften stellten sich gegen diesen Schritt der Regierung, von den bevorstehenden Entlassungen habe man erst aus der Presse erfahren. Die Mitarbeiter seien bereits überlastet, 2018 seien schon 7000 Stellen gestrichen worden. Die Post-Gewerkschaften fordern hingegen mehr finanzielle Mittel aus öffentlicher Hand. Die Post könne nicht nur von ihren eigenen Einnahmen leben.

Die Regierung will den Betrieb durch eine Teilprivatisierung wirtschaftlich besser aufstellen. Hierfür soll das Staatsunternehmen spätestens 2025 in zwei Betriebe aufgeteilt werden: einen Staatsbetrieb für Basisdienstleistungen und ein Privatunternehmen für Paketzustellung und Logistik. Den Grund für den desolaten Zustand der Post sieht die Regierung im Vorgehen der Vorgängerregierung. ANO kritisierte hingegen das späte Eingreifen der aktuellen Koalition.

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