Der Říp in Nordböhmen ist der Berg der Tschechen. Von hier soll Urvater Čech auf das heutige Böhmen wie auf das Land in dem Milch und Honig geschaut haben. Unserer Wanderbloggerin ging es bei ihrer Erstbesteigung ganz ähnlich.
Wenn ich für eine Wanderung den Wecker auf fünf Uhr stelle, dann muss es eine besondere Wanderung sein. Wenn ich meinen Rucksack mit kompletter Ausrüstung versehe und meine beste Wanderhose anziehe (ich habe zwar nur eine), dann muss es eine wirklich wichtige Wanderung sein.
Und diese Wanderung war besonders und auch wichtig: es ging auf den Berg der Berge, den Hora Říp.
Von diesem Berg aus soll der Legende nach Urvater Čech das Land als würdig genug empfunden haben, sich hier anzusiedeln und somit das Land Tschechien in seinen Anfängen begründet zu haben. Schon seit Langem sagte mein Wanderherz, dass ich diesen Berg auch einmal erklimmen sollte.
Nun war es soweit. Zusammen mit einer Freundin aus Prag machten wir uns auf die Reise. Schon früh am Morgen brannte die Sonne vom blauen Himmel. Wir hatten uns beide die Legende noch einmal durchgelesen, um historisch und geologisch auf dem Laufenden zu sein. Allerdings diskutierten wir schon bei der Ankunft in Raudnitz an der Elbe (Roudnice nad Labem) darüber, ob wir überhaupt den Weg gehen konnten, den auch Urvater Čech genommen hatte. Damals. Er musste doch von Osten gekommen sein, als Slawe, doch wir kamen jetzt von Norden auf den Berg zu.
In der Mittagsgluthitze konnten wir Hora Říp schon bald erkennen. Er lag wie ein riesiger Igel in der Landschaft, zu ihm führte eine große Lindenallee. Unsere Herzen klopften schneller, als wir ihm näher kamen. Ich schaute in die Richtung, aus der damals bestimmt auch Urvater Čech gekommen war. Getreidefelder reihten sich dort aneinander. Statt Urvater Čech kam uns ein Mann entgegen, der Roller vermieten wollte. Er grüßte uns und wollte uns einen Roller für die weitere Reise andrehen. Wir starrten ihn verwirrt an. „Urvater Čech hat doch auch keinen Roller damals genommen“, erwiderte ich und wir gingen zielstrebig die steile Flanke des Berges hoch.
Ich muss gestehen, ich habe noch nie so einen steilen Anstieg erlebt wie an diesem Berg. Es sind nur wenige Meter, die man hochkraxeln muss, aber sie haben es in sich und als wir oben ankamen, tranken wir fast unsere ganzen Wasservorräte leer. Wir hatten gerade noch Kraft, die Rotunde anzuschauen, die dort oben thront und strebten dann zum südlichen Ende des Berges, wo man einen tollen Ausblick auf das Land hat.
In meiner Vorstellungskraft musste auch Urvater Čech hier gestanden haben. Er hat das Land betrachtet und gesagt, das ist das gelobte Land, in dem Milch und Honig fließt. Ich betrachtete das Land im Sonnenlicht, schirmte die Augen ab und genoss den Blick auf das gelobte Land.
Wir stiegen auf der südlichen Seite des Berges hinab (Vorsicht, wirklich steil und im Winter nicht zu empfehlen!) und umrundeten Hora Říp. Es ging zurück nach Raudnitz, wo wir uns im Schatten auf dem Marktplatz niederließen, uns an unserem Proviant labten und unsere Wasservorräte an einem Trinkbrunnen auffüllten. Das Wasser schmeckte so herrlich, dass uns klar wurde, warum Urvater Čech sich hier ansiedeln wollte und nicht weitergegangen ist!
Streckendaten:
Startpunkt: Bahnhof Roudnice nad Labem
Distanz: 17km
Höhenmeter: 319m
Laufzeit: 5h
Wegpunkte: Hostěraz, Krabčice
Anreise: mit dem Zug aus Pilsen über Prag nach Roudnice nad Labem
WanderBloggerin JANA HEENEN:
Das Leben ist eine Reise, auch für mich. Mein Name ist Jana, ich komme aus der Nähe von Krefeld in Westdeutschland und arbeite seit einiger Zeit in Pilsen (Plzeň) für den deutsch-tschechischen Jugendaustausch. Um Tschechien und seine Landschaft(en) kennenzulernen, begebe ich mich so oft wie möglich auf Wandertouren, beobachte die Natur, fotografiere, notiere und bewerte die Ausflugsziele. Gern ziehe ich mit anderen Naturfreunden los, um von ihnen zu lernen und mich mit ihnen über das Leben zu unterhalten. Wenn man geht, dann kann man besser nachdenken und kommt zu neuen Ideen! Ich möchte Sie nun gern daran teilhaben lassen und stelle dafür regelmäßig meine Wanderungen vor.
Sie sind herzlich eingeladen, Vorschläge zu machen, was es in Tschechien noch zu entdecken gibt! Diese können Sie gern an redaktion@landesecho.cz senden. Ich freue mich!
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