„Es ist hauptsächlich davon abhängig, ob man ein Interesse dafür hat – dann kann man alles schaffen“, sagte Terezie Hovorková, Finalistin des Landesfinals von „Jugend debattiert international“ im Prager Musikmuseum.
Soeben war am 8. Juni die Finaldebatte vor über 100 Zuschauern zu Ende gegangen. Der Schülerin des Gymnasiums „Na Pražačce“ in Prag und den anderen drei Finalisten merkte man die Erleichterung an, es endlich geschafft zu haben. „Ich war sehr nervös, weil man vor einem sehr großen Publikum sprechen muss“, bestätigte Dagmar Smetanová vom Erzbischöflichen Gymnasium Prag, „aber für mich sind das alles hier Freunde, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Deshalb war es nicht so anstrengend und nicht ganz so schlimm.“
Neben Terezie Hovorková und Dagmar Smetanová qualifizierten sich auch Jan Bednář und Barbora Chlupová für das Finale. Alle vier setzten sich am Tag zuvor in den Halbfinal-Entscheidungen im Prager Goethe-Institut durch.
Viel dazugelernt
Andrea Meyerová hat es nicht ins Finale geschafft, die Halbfinalistin war am Finaltag aber dennoch anwesend. „Ich dachte immer, man muss gegeneinander debattieren. Aber beim Siegertraining wurde uns gesagt, man muss miteinander debattieren. Es liegt im Gleichgewicht. Man muss seine eigene Meinung durchsetzen, aber auch miteinander arbeiten“, erklärte sie. So hat sie viel für sich aus dem Wettbewerb mitgenommen. Ihr Alltag hat sich verändert und die Debatte ist dabei ein fester Bestandteil. „Auf jeden Fall debattiere ich jeden Tag. Jeder kennt die Situation, wo er mit seiner Mama streitet, ob er die Spülmaschine ausräumen soll oder nicht. Und das hat uns allen sehr geholfen, ich muss jetzt keine Spülmaschine mehr ausräumen.“
Insgesamt war die Atmosphäre beim Finale entspannt. Trotz der Konkurrenz gingen die vier Finalisten freundschaftlich miteinander um. „Diese Debatte, die wir hier hatten, war ein gutes Beispiel. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Politiker nach einer Debatte umarmen würden“, beobachtete auch Andrea Meyerová und meinte, dass sich Politiker etwas abgucken können: „Diese friedliche und nette Atmosphäre sollten die wirklich von uns lernen.“
Und auch die Frage der Finaldebatte könnte in einem Parlament mal auf der Tagesordnung stehen, hat sie doch durchaus politische Brisanz: „Soll in Tschechien bei Präsidenten- und Parlamentswahlen eine Wahlpflicht eingeführt werden?“. Während die Finalistinnen im Anschluss zugaben, dass Politik nicht ihr großes Interessengebiet ist, war Jan Bednář in seinem Metier. „Ich interessiere mich eigentlich für Politik.“ Am Ende sollte sich das dann auch als sein Vorteil herausstellen.
Denn der 18-Jährige aus dem Matyáš-Lerch-Gymnasium in Brünn (Brno) konnte das Finale für sich entscheiden und setzte sich vor Terezie Hovorková durch. Beide werden nun Tschechien bei der Internationalen Finalwoche in Tallinn (Estland) vom 25. bis 30. September vertreten. Dort treffen sie auf die Landessieger aus den anderen neun Projektländern.
Das internationale Finale wartet
Der Vorjahressieger Khoi Nguyen, der zusammen mit Jan Sommerfeld, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Goethe-Institut, die Veranstaltung moderierte, wünschte den beiden schon mal viel Spaß und verriet, was sie erwartet. Er war im vergangen Jahr selber im Internationalen Finale – damals in Prag. „In der Finalwoche erwartet die Finalisten eine Mischung aus Spaß und Spannung, mit Landessiegern aus neun anderen Ländern. Viel Spaß!“
Die hervorragenden Sprachkenntnisse der Teilnehmer waren für die meisten Besucher überraschend. „Ich bin immer wieder beeindruckt. Ich kam hier an und musste mich mehrmals umgucken, ob hier wirklich das internationale Finale ist und nicht das in Deutschland. Es ist ganz hervorragend, wie gut hier deutsch gesprochen wird“, bemerkte Arvid Baier, Zeitnehmer im Finale und ehemaliger deutscher Teilnehmer von Jugend debattiert.
Dabei müssen die Debattanten auf so viele Dinge während einer Diskussion achten. Am meisten aber auf Gesprächsfähigkeit, Ausdrucksvermögen, Überzeugungskraft und Sachkenntnis. Das sind nämlich die vier Bewertungskriterien. „Wie gut gehe ich auf meinen Gegner ein, habe ich die Kernpunkte der Debatte verstanden? Auf die Sprache bezieht sich das Ausdrucksvermögen nicht, aber wie überzeugend man ist. Und wie gut habe ich mich vorbereitet und auch wie wende ich dieses Wissen an“, erklärte Arvid Baier.
Zukunftsaussichten
Etwa um 16.30 Uhr wurde das Ergebnis dann verkündet. Der Jubel bei den mitgereisten Freunden und Schülern aus Brünn war groß und Jan Bednář konnte es noch nicht richtig fassen. Im Anschluss fand er aber dennoch Worte für ein exklusives Interview mit dem LandesEcho (nachzulesen auf landesecho.cz: hier). „In fünf Jahren sehe ich mich wahrscheinlich an einer Uni in Deutschland“, sieht der Gewinner seine Zukunft schon vor sich. „Ich würde gerne in Deutschland studieren. Ich finde das Land sehr gut. Es ist in der Nähe zu Tschechien, nicht so weit nach Hause und trotzdem hat man da sehr viele Studienmöglichkeiten. Physik oder Mathe wären für mich interessant.“
Aber vorher folgt auf den Landessieg für ihn erstmal die internationale Finalwoche in Estland. In Tallinn war er noch nie. Er freut sich darauf.
Weitere Informationen zum Wettbewerb „Jugend debattiert international“ gibt es auf den offiziellen Internetseiten: hier.
{flike}