Hana Zagorová bei einem Auftritt 2017. Foto: ČTK/Deml Ondřej

Eine der bekanntesten Sängerinnen Tschechiens, Hana Zagorová, ist im Alter von 75 Jahren verstorben. Die neunfache Gewinnerin der Goldenen Nachtigall sang ihre berühmten Lieder auch auf Deutsch.

Zagorová hatten bereits seit Längerem gesundheitlich Probleme zugesetzt. Mit einer schweren Corona-Erkrankung im September 2020 verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch. Die körperlichen Langzeitfolgen der Infektion ließen nicht nach, seit August 2021 konnte sie nicht mehr auftreten. Über den Tod Zagorovás hatte am Freitag ihr Plattenlabel Supraphon informiert. Über das genaue Datum oder die Todesursache wurden keine Angaben gemacht.

Eine schillernde Karriere

Zagorová wurde am 6. September 1946 in Ostrau (Ostrava) geboren. Hier fiel sie bereits bei einem Gesangswettbewerb mit ihrer Stimme auf und wurde von einem Radiosender eingeladen, mehrere Lieder aufzunehmen. Zu Beginn versuchte sie sich als Schauspielerin, machte dann allerdings krankheitsbedingt die Musik zu ihrer Bestimmung. Sie nahm mit ihrer Ostrauer Band Flamingo ihren ersten Hit „svatej kluk“ (dt. „heiliger Junge“) auf und entdeckte ihre Vorliebe für langsame Lieder mit Chanson-Einschlag.

Mit ihrem Umzug nach Prag 1969 nahm ihre Bekanntheit zu und sie gab ihr erstes Fernsehkonzert. Manche ihrer Lieder wurden von den bekanntesten und besten tschechischen Schriftstellern und Lyrikern geschrieben, andere verfasste sie selbst. Zu ihren ersten großen Hits gehörte „Bludička Julie“ (dt. „Die Fee Julie“). Ein großer Erfolg wurde auch das Lied „Duhova vila“ (dt. „Geisterhaus“), das sie gemeinsam mit Petr Rezek sang. Zu bekannten Hits gehören auch „Jinak to nejde“ (dt. „Es geht nicht anders“), „Ahoj léto“ (dt. „Hallo Sommer“) oder „Můj čas“ (dt. „Meine Zeit“), die sie jeweils gemeinsam mit Petr Kotvald und Stanislav Hložek sang.

Zagorová unterzeichnete außerdem das regimekritische Dokument „Několik vět“ (dt. „Ein paar Sätze“) der Charta 77, es folgten Auftrittsverbote bis zur Wende.

Verlust einer begnadeten Künstlerin

Die Sängerin gewann zwischen 1977 und 1985 neun Mal in Folge den Musikpreis „Goldene Nachtigall“. Zudem erhielt sie die Diamant-Schallplatte für zehn Millionen verkaufte Platten und sie wurde in die tschechische Music Hall of Fame aufgenommen. Ihr letztes Album „Já nemám strach“ (dt. „Ich habe keine Angst“) veröffentlichte sie 2018. Die Sängerin war auch als Moderatorin und Schauspielerin bekannt. Ihr Ruhm reichte bis nach Deutschland.

Das Goethe-Institut in Prag schrieb anlässlich ihres Todes auf Twitter: „Hana Zagorová ist gestorben. Dem deutschen Publikum war die tschechische Sängerin nicht unbekannt. In den 1970er Jahren trat sie oft sowohl in der DDR als auch in der BRD auf und sang ihre tschechischen Lieder mit deutschen Texten. Herzliches Beileid!“

Die tschechische Öffentlichkeit zeigte sich voll Trauer um den Verlust der begnadeten Künstlerin. Ministerpräsident Petr Fiala (ODS) bezeichnete sie als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der tschechischen Pop-Musik, er respektiere sie auch wegen ihrer bürgerlichen Einstellung im Jahr 1989. Auch die tschechische Musik- und Kunstwelt zeigt sich betroffen, viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sprachen ihre Bewunderung für Zagorová aus und brachten ihre Trauer um den Verlust zum Ausdruck. Die Sängerin Helena Vondráčková schrieb: „Sie hatte eine riesige Fangemeinde, nicht nur wegen ihrer schönen Lieder und ihrer warmen und liebenswürdigen Art, sondern auch wegen ihrer wunderbaren Texte, von denen sie viele selbst schrieb. Wir sahen uns oft auf denselben Bühnen, und ich kannte sie als eine lächelnde und angenehme Kollegin, die das Leben und die Menschen liebte“. 


Eine kleine Auswahl ihrer Lieder:

 

 

 

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