Der Franz-Kafka-Literaturpreis geht in diesem Jahr an den französisch-tschechischen Schriftsteller Milan Kundera. Der Preis zeichnet Kunderas Lebenswerk und seine außergewöhnliche literarische Arbeit aus.
Der Vorsitzende der Franz-Kafka-Gesellschaft, Vladimír Železný, gab am Sonntag bekannt, dass der Franz-Kafka-Literaturpreis in diesem Jahr an Milan Kundera geht. Laut Železný habe der in Frankreich lebende Schriftsteller telefonisch auf die Auszeichnung reagiert und gesagt, dass er sich geehrt fühle, besonders da es sich um einen Preis von einem „Schriftstellerkollegen“ handle, der ihm nahe stand.
„Unübersehbarer Widerhall“
Der in Brünn (Brno) geborene Schriftsteller zählt zu den wichtigsten und beliebtesten zeitgenössischen tschechischen Autoren. Seinen ersten Roman „Der Scherz“ (Žert) veröffentlichte er 1967, sein kommerziell größter Erfolg „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (Nesnesitelná lehkost bytí) folgte 1998. Als Reaktion auf die Veröffentlichung seines Werkes „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ (Kniha smíchu a zapomnění), in dem er den damaligen Präsidenten Gustav Husák als „Präsidenten des Vergessens“ bezeichnete, entzog das kommunistische Regime Kundera die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Seit Mitte der 1970er Jahre lebt er in Frankreich und ist seit 1981 französischer Staatsbürger. Er veröffentlicht seine Bücher seit den 1990er Jahren in französischer Sprache. Im letzten Jahr erhielt er die tschechische Staatsbürgerschaft zurück.
Das Lebenswerk des 91-Jährigen habe einen außergewöhnlichen Beitrag zur tschechischen Kultur geleistet und darüber hinaus „unübersehbaren Widerhall“ in Europa und der Welt gefunden, begründete die Jury ihre Entscheidung. Seine Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt. Zudem legte die Kafka-Gesellschaft Kundera ihre Nominierung für den Literaturnobelpreis vor.
Einziger in Tschechien vergebene, internationale Literaturpreis
Der Preis wird im Oktober in der Tschechischen Republik vergeben und ist mit einer Skulptur des Künstlers Jaroslav Rona und einem Preisgeld von umgerechnet knapp 8.500 Euro dotiert. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der in Paris lebende Romanautor ihn persönlich entgegennehmen wird.
Seit 2001 vergibt die Kafka-Gesellschaft den Literaturpreis an herausragende zeitgenössische Schriftsteller. Es ist der einzige in Tschechien vergebene, internationale Literaturpreis. Die Preisträger werden von einer internationalen Fachjury ausgewählt, die internationale Autoren unabhängig von deren Nationalität auszeichnet. Einzige Bedingung ist, dass mindestens eines der Werke auch in tschechischer Sprache erschienen sein muss. Milan Kundera ist der 20. Preisträger, den die Gesellschaft auszeichnet und folgt damit auf Persönlichkeiten wie Philip Roth, Elfriede Jelinek, Haruki Murakami, Margaret Atwood, Ivan Wernisch, Ivan Klíma, Arnošt Lustig, Václav Havel und Daniela Hodrová.