Die deutsch-tschechische Theatergruppe „Čojč“ hat sich das Kloster in Chotieschau bei Pilsen für eine Woche zur Unterkunft und Quelle der Inspiration erkoren und macht es am Samstag, den 21. August, zur Bühne ihrer zweisprachigen Aufführung „V hledáčku | Im Visier“.
Die Gruppe um das Theaternetzwerk „Čojč“ besteht aus jungen Darstellerinnen und Darstellern aus Tschechien und Deutschland. Gemeinsam entwickelten sie über mehrere Tage in Nürnberg und Chotieschau (Chotěšov) ein Theaterstück, das ganz im Zeichen der Zweisprachigkeit steht. Das lässt sich bereits an dem Namen der Organisation ablesen, der eine Mischform aus „Česky” und dem Gleichklang von „[d]eutsch” auf Tschechisch „[d]ojč” darstellt. Die Theateraufführung ist so ausgelegt, „dass sie Sprecher von beiden Sprachen verstehen können“ erklärt Antonia Kurz (25), eine der Darstellerinnen. Dies geschieht über Äußerungen in beiden Sprachen und durch leicht verständliche Mischwörter aus Tschechisch und Deutsch. „Viele Stücke kommen auch ohne Worte aus“, ergänzt Antonia.
Menschenrechte im Visier
Thematisch steht das gesamte Projekt unter dem Zeichen der Menschenrechte. Die Gruppe hat sich während ihrer Zeit in Nürnberg intensiv mit dem Thema beschäftigt. Neben einer ausführlichen Besichtigung der „Straße der Menschenrechte“ und der dortigen Skulpturen unternahm die Gruppe auch eine Stadtführung mit einem ehemaligen Obdachlosen und informierte sich zu den Nürnberger Prozessen.
Interessiert studieren die Darsteller die Säulen auf der Straße der Menschenrechte. Foto: Ferdinand Hauser.
In Chotieschau setzten sie ihre inhaltliche Arbeit fort, so kamen zum Beispiel Vertreter der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Tschechien in das Kloster, um mit den Darstellerinnen und Darstellern eine Intensive Auseinandersetzung mit dem Thema zu führen. „In Tschechien ist es wichtig, Menschenrechte zu verstehen“ erklärt Matěj Landa (24) von Amnesty International. Viele würden sich auf Rechte wie Meinungsfreiheit berufen, ohne zu begreifen, was das tatsächlich bedeutet, so der Jurist der ehrenamtlich bei der Menschenrechts-Organisation aktiv ist.
Eine Aufführung in einer besonderen Kulisse
Für die Aufführung soll der ganze verfallene und verlassene Teil des Klosters genutzt werden. Hier erzählen die Wände von der Vergangenheit der Region, verblasste Fresken und die vom Staub zerfressene Bodenbemalung der Sporthalle der einst untergebrachten Soldaten geben der Zeit eine ganz eigene Gegenständlichkeit. Der geschichtsträchtige Ort ist somit nicht nur eine Quelle der Inspiration, sondern er wird selbst zum Sprechen gebracht. Die Räume werden hierfür intensiv genutzt, sei es für Installationen, szenische Aufführungen oder Klanginszenierungen. Die Aura und Stimmung der Räumlichkeiten unterstreicht dadurch authentisch die künstlerischen Darbietungen.
Für ihre Aufführung nutzt die Gruppe die Stimmung, die die heruntergekommenen Räume erzeugen. Foto: Ferdinand Hauser.
Am Samstag, den 21. August, um 19 Uhr findet schließlich die große Aufführung statt. Die Besucherinnen und Besucher können selbstständig die alten Gemäuer des Klosters erkunden und von Raum zu Raum ziehen. Dort können sie die Atmosphäre auf sich wirken lassen, zahlreiche Darbietungen erkunden sowie zeitaktuelle und alltagsnahe Szenen über das Thema Menschenrechte sehen. „Die Aufführung soll eine Inspiration sein“, erklärt der Darsteller Filip Lipenský (22). Neben der ernsthaften Auseinandersetzung mit Menschenrechten, soll es allerdings auch einige komische Szenen geben.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist kostenlos und nach der Aufführung besteht die Möglichkeit, an einer Nachtführung durch das Kloster teilzunehmen. Wer also schon immer mal das imposante Kloster besuchen und erkunden wollte, hat am Samstag die perfekte Gelegenheit, diesen Besuch mit einer spannenden und interessanten Aufführung zu verbinden.
Mehr auf der Webseite von „čojč“.
Bild: Čojč Theaternetzwerk Böhmen Bayern.