Tränen der Trauer bei vielen großen und kleinen Fans von Spejbl und Hurvínek: Die langjährige Prinzipalin der weltberühmten gleichnamigen Prager Puppenbühne, Helena Štáchová, ist tot. Sie verstarb nach Angaben ihrer Tochter Denisa Kirschnerova in der Nacht zum Mittwoch in Prag nach schwerer Krankheit.
Mehr als 50 ihrer 72 Lebensjahre gehörte Štáchová dem Ensemble mit den handgeschnitzten Holzpuppen an. Sie begann als junge Elevin, führte und sprach selbst die Figuren der Freundin von Hurvínek, Mánička, sowie von Großmütterchen Bábinka, heiratete den Chef der Truppe, Miloš Kirschner und übernahm 1996 nach dessen Tod die Leitung des Puppentheaters. Sie schrieb zahlreiche Manuskripte der Stücke und führte Regie. Wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme war sie zuletzt nicht mehr unter den Puppenspielern, sondern widmete sich allein dem Betrieb des Theaters.
Das Puppentheater war 1930 von Josef Skupa in Pilsen (Plzeň) gegründet worden. Die nationalsozialistischen Besatzer verhafteten Skupa 1944 wegen Beteiligung am Widerstand und schlossen die Bühne. Bei den Bombenangriffen im Februar 1945 auf Dresden konnte Skupa aus dem brennenden Gefängnis der Elbestadt fliehen. Unter seiner Leitung wurde das Theater im Oktober jenes Jahres neu eröffnet. Nach Skupas Tod übernahm dessen Schüler Kirschner die Leitung des Puppentheaters. Er führte auch die Tradition ein, dass im Ausland stets auch in der dortigen Sprache gespielt wurde. Solche Reisen unternahm das Ensemble in 31 Länder auf vier Kontinenten der Erde. Überaus beliebt ist es bis heute namentlich in Deutschland und Österreich.
Helena Štáchová hat persönlich mehrere Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Sie verlor ein Kind und erlitt bei einem unverschuldeten Autounfall schwere Gesichtsverletzungen. Später diagnostizierten die Ärzte bei ihr eine Krebserkrankung der Lymphdrüsen. In ihren letzten Lebensjahren gesellten sich dazu schmerzhafte Rückenprobleme. Die rührten auch vom anstrengenden Puppenspiel her. Jede der handgeschnitzten Holzpuppen wiegt etwa fünf Kilogramm, was sich bei den bis zu zweistündigen Inszenierungen irgendwann bemerkbar machte.
Štáchová hat sich von Problemen nie unterkriegen lassen. Auch nicht davon, dass das Theater nach der politischen Wende aus seinem angestammten Haus in Prag-Vinohrady ausziehen und ein neues Quartier im Stadtteil Dejvice aufbauen musste. Im Jahr 2000 begann ein langwieriger Streit um die Rechte an den beiden „Hauptdarstellern“ Spejbl und Hurvínek mit der Anstalt für Sozialdienste in Pilsen. Letztere hatte den Nachlass Skupas von einer entfernten Verwandten bekommen und wollte künftig an den Einnahmen aus den Aufführungen beteiligt werden. Der Streit, den von Seiten des kleinen Theaters allein Helena Štáchová finanzieren musste, ging bis vors Oberste Gericht, das nach acht Jahren letztendlich dem Theater Recht gab. In all diesen Jahren sorgte Štáchová dafür, dass keine einzige Vorstellung wegen der Finanzprobleme ausfiel.
Wie Denisa Kirschnerova betonte, soll das Theater auch nach dem Tod seiner Prinzipalin weiter bestehen bleiben: „Wir werden uns darum bemühen, dass unsere hölzerne Familie ihr Theaterleben weiter leben kann.“
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