Ende Oktober fanden die 11. Olmützer Kulturtage statt. Die alljährlich stattfindende Kulturveranstaltung beschäftigte sich in diesem Jahr mit der Vertreibung der Sudetendeutschen.
Die Olmützer Kulturtage, die vom 20. bis zum 26. Oktober 2025 in Olmütz (Olomouc) stattfanden, wurden bereits zum elften Mal von der Wissenschaftlichen Bibliothek Olmütz in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Germanistik der Palacký-Universität und weiteren Partnerinstitutionen organisiert. Im Fokus stand in diesem Jahr die Vertreibung der Sudetendeutschen, der sich literarisch, in Diskussionen und in Form von Ausflügen und Führungen gewidmet wurde.
Bücherspende an Bibliothek Olmütz übergeben
Einer der eindrucksvollsten Momente war die Präsentation der Buchspende von Franz Kubin. Über zweieinhalb Tonnen Bücher, vor allem Sudetika und Bohemika – wertvolle Dokumente, Jahrbücher der Heimatvertriebenen und Drucke, die das Leben und die Schicksale der Sudetendeutschen und ihre Vertreibung dokumentieren, gelangten nach Olmütz. Diese Spende ist nicht nur ein materieller Gewinn für die Wissenschaftliche Bibliothek Olmütz – sie bedeutet auch die Hoffnung, dass vergessene Geschichten und Stimmen der Vergangenheit wieder hörbar werden. Die Jahrbücher und Heimatliteratur erinnern an menschliche Erfahrungen, Traditionen, aber auch Traumata, Abschied und Vertreibung – und offenbaren einen Weg zur Versöhnung.

Auf den Spuren der Vertreibung
Eine besondere Rolle spielte der Ausflug nach Prerau (Přerov) – konkret zum Gelände der sogenannten Schwedenschanze, in dessen Rahmen die Teilnehmer Orte besuchten, die die tragische Spur der Nachkriegsereignisse tragen: ein Massengrab, in dem nach Kriegsende 267 Unschuldige – überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen – aus den Reihen der Karpatendeutschen verscharrt wurden. Diese Exkursion zeigte die schmerzliche Geschichte von Vertreibung, Gewalt und Verlust und erinnerte daran, dass kulturelles Gedächtnis nicht nur aus Sprache und Literatur, sondern aus den Schicksalen realer Menschen besteht.
Erinnerung bewahren
Die Olmützer Kulturtage demonstrierten bereits zum elften Mal, dass Erinnerung, Kultur und Geschichte keine toten Unterrichtsstoffe sind – sondern Teil unseres aktuellen gesellschaftlichen Diskurses. Dank der Spende von Franz Kubin, zahlreichen Vorträgen und Gesprächen sowie Exkursionen bot das Festival die Möglichkeit, schmerzliche Kapitel der Vergangenheit mit den Augen derjenigen zu sehen, die sie wirklich erlebt haben. In einer Zeit, in der wir wieder geopolitischen Umwälzungen ausgesetzt sind, ist es wichtig, sich an die Geschichte zu erinnern und aus ihr eine Lehre zu ziehen, damit sie sich nicht wiederholt. Denn wie das Festival jedes Jahr zeigt, sind wir gemeinsam stärker – wenn wir möglichst viele Brücken zwischen Sprachen, Nationen und Generationen bauen. Dies alles ist nur dank unseren Sponsoren, vor allem dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und unserem Projektpartner, der Ackermann-Gemeinde, möglich.
Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 12/2025
Das neue LandesEcho 12/25 ist da!
In unserer Dezember-Ausgabe lesen Sie, wie es am kältesten Ort Tschechiens aussieht und welche Geschichte hinter dem Ort Klein Iser steckt. Diese und weitere Themen aus Tschechien sowie aus dem Leben der deutschen Minderheit finden Sie im neuen LandesEcho.
Mehr…



