Mehr als 32 Tonnen tote Fische zog die Feuerwehr aus der Betschwa. Foto: ČTK/Peřina Luděk

Die Kontaminierung des Flusses Betschwa (Bečva) mit Cyanid, einer giftigen Blausäure, führte in den Regionen Zlin (Zlín) und Olmütz (Olomouc) zu einem massenhaften Fischsterben.

Die ersten Folgen des ökologischen Unglücks, das sich in der letzten Septemberwoche ereignete, wurden in der Nähe von Chorin (Choryně) und Lhota an der Betschwa (Lhotka nad Bečvou), wenige Kilometer von der Stadt Wallachisch Meseritsch (Valašské Meziříčí) entfernt, registriert. Bis Anfang Oktober wurden mehr als 32 Tonnen vergiftete Fische entlang eines 30 Kilometer langen Abschnitts des Flusses aus dem Wasser entfernt. Nachdem zunächst unklar war, wie der Giftstoff in den Fluss gelangen konnte, übernahm die Polizei die Ermittlungen von der tschechischen Umweltinspektion (ČIŽP) und konnte zumindest den Ort, an dem das Gift ins Wasser gelangte, ausmachen. „Im Moment wissen wir bereits, dass sich der Auslass des Kanals, von dem aus das Cyanid in die Betschwa gelangte, im Bereich des Dorfes Jurschinka (Juřinka) befindet“, gab die tschechische Polizei auf Twitter bekannt und fügte hinzu, dass ihr Ziel darin bestehe, den Fall so schnell wie möglich zu klären.

Suche nach den Schuldigen

Der Verursacher der Katastrophe bleibt weiterhin unbekannt. Da der Kanal mit vielen Unternehmen der Region verbunden ist, bestand zunächst die Vermutung, der giftige Stoff könne über das Chemieunternehmen DEZA, das Teil der von Premierminister Andrej Babiš (ANO) gegründeten Agrofert-Gruppe ist, in den Fluss gelangt sein. Das Unternehmen reagierte prompt auf die Vorwürfe: Agrofert-Sprecher Karel Hanzelka gab bekannt, dass die Unternehmensgruppe eine Verleumdungsklage in Betracht ziehe, da sie sich fälschlicherweise mit den Fischvergiftungen in Zusammenhang gebracht sähen.

Mittlerweile schloss auch das ČIŽP die Beteiligung des Unternehmens aus. Die Klage reiht sich damit in eine Reihe von Strafanzeigen ein, von denen einige bereits fallengelassen wurden. Unter anderem reichte Jiří Kudláček, Bürgermeister von Mährisch Weißkirchen (Hranice na Moravě), bei der Bezirksstaatsanwaltschaft in Prerau (Přerov) eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Begehung eines Verbrechens allgemeiner Gefährdung ein.

Morava blieb verschont

Befürchtungen, dass sich die Kontamination auch auf den Fluss Morava ausbreiten könnte, in die die Betschwa in der Nähe von Traubek (Troubky) in der Region Prerau mündet, bestätigten sich nicht. Laut des Wasserbetriebs „Povodí Moravy“, der für die Wasserqualität im Einzugsgebiet der Morava zuständig ist, konnte die hohe Konzentration des Cyanids durch das Abfließen der Dämme in der Gegend vermindert werden. Zudem bekam die Morava Hilfe „von oben“. Anhaltender Regen bewirkte eine Zunahme des Abflusses und verdünnte das vergiftete Wasser. Der Niederschlag hatte außerdem zur Folge, dass die Staudämme sich wieder auffüllten und so weiter zur Liquidierung des Giftstoffes beitragen konnten. Der Landwirtschaftsminister der Tschechischen Republik, Miroslav Toman (ČSSD), dankte den Vertretern von „Povodí Moravy: „Dank ihrer außergewöhnlichen Vorkehrungen an den Wasserreservoirs und Stauseen wurde die Fließgeschwindigkeit im Nebenfluss der Morava erhöht und die Fortsetzung der Vergiftung von Fisch, Flora und Fauna in der Morava verhindert“, schrieb er in einer Pressemitteilung.

Hilfspaket für Fischer

Am stärksten betroffen von den Auswirkungen der ökologischen Katastrophe sind die Fischer entlang des Flusses. Der Staat versicherte ihnen umgehende Hilfe. „Flüsse und Bäche sind wichtig für unsere Landschaft. Das Leben in ihnen ist elementar. Daher bin ich bereit, dem tschechischen Fischerverband – der Territorialunion für Nordmähren und Schlesien – bei der Wiederauffüllung der betroffenen Gebiete zu helfen. In der gegenwärtigen Situation begrüßen wir jede Hand, die zur Lösung der Situation beiträgt“, sagte Landwirtschaftsminister Toman. Eine der Maßnahmen, die zur Unterstützung der lokalen Fischer erhoben werden soll, ist eine Änderung der Fischbesatzpläne in den betroffenen Gebieten, sodass andere als die derzeitig zulässigen Fische ausgesetzt werden können und ein neuer Fischbestand aufgebaut werden kann. Außerdem sollen den Fischern alternative Wasserreservoirs von „Povodí Moravy“ zur Verfügung gestellt, sowie auf Mieten für derzeit genutzte Reservoirs verzichtet werden. Zudem sagte das Landwirtschaftsministerium die Bereitstellung finanzieller Unterstützung für 2021 zu, um die Schäden am Fischbestand zu kompensieren und eine finanzielle Grundlage zur Wiederinstandsetzung der betroffenen Gebiete zu schaffen.

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