Schmidts Kater Lojzl - Illustration: Jiří Bernard

Čauky, mňauky, allerseits! Es wird eng. Nein, ich habe keinen Stress mit meinem Butler, dem Katzenflüsterer Herrn Schmidt.

 

Mein Butler hat sich nämlich auch im Urlaub in Dänemark an mich erinnert und sich überlegt, was er mir als Souvenir mitbringt. Er hat sich für eine ganze Familie von Schwänen aus Porzellan entschieden. Die zieren jetzt meinen Prager Garten. Man kann in die Schwäne Wasser füllen. Sie könnten somit als Tränken für meine gefiederten Freunde, die Vögel, dienen. Aber die haben das bislang noch nicht begriffen, was die Schwäne sollen. Dafür trinke ich jetzt fleißig daraus. So weit, so gut.

Das Problem: Es wird jetzt wirklich langsam eng in meinem Garten. Der Rasen wird immer weniger, dafür nehmen die Gräser, die mir deutlich über den Kopf wachsen, immer mehr Platz ein. Ich rede nicht nur vom Elefantengras, das ursprünglich aus Japan stammt und über Dänemark nach Europa kam. In der Ferienhaussiedlung meines Butlers ziert dieses gern mehr als zwei Meter hoch wachsende Gras jeden Garten. Dort wächst es auch deshalb wie verrückt, weil es bei den Dänen immer ganz ordentlich regnet. Da freut sich das Elefantengras. Herr Schmidt war so neidisch auf die Dänen und ihr Elefantengras, dass er auch so etwas in einer Gärtnerei in Prag besorgen musste. Das gab ihm gar keine Ruhe. In meinem Garten erreichen diese Wedel knapp zwei Meter, aber nur, weil der Herr Schmidt das Gras immer ordentlich wässert.

Andere Ziergräser bei mir im Garten gehen Jahr für Jahr nicht mehr nur mehr und mehr in die Höhe, sondern auch in die Breite. Das hat zur Folge, dass der Herr Schmidt schon allergrößte Mühe hat, zwischen diesen Gräsern noch mit dem Rasenmäher durchzukommen. Der Rasen leidet darunter, sieht in diesem Jahr alles andere als englisch aus.

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Seit neuestem hat auch noch ein Planschbecken zum Aufblasen die Rasenfläche verkleinert. Der Herr Schmidt hat das Planschbecken für ein kleines Scheißerchen besorgt, seine Enkeltochter Adélka, als die mit ihren Eltern aus Ostrau zu uns zu Besuch kam. Es war noch so ein wirklich schönes Sommerwochenende, da bot es sich geradezu an, dass das kleine Scheißerchen ein bisschen Abkühlung bekommt. Adélka ist eine richtige Wasserratte, die großen Spaß in dem Becken hatte. Ich für meinen Teil habe das Planschbecken mit größtem Interesse untersucht. Als ich jedoch feststellte, dass sich da Wasser drin befand, ist mein Interesse ruckartig erloschen. Kater können zwar schwimmen, aber es gibt nur wenige, die an diesem Sport Gefallen finden. Mir hat schon gereicht, dass mich Adélka bei ihrem heftigen Planschen etwas nass gespritzt hat. Da habe ich lieber gleich Reißaus genommen. Katzen brauchen kein Wasser. Wir sind sehr reinlich und putzen uns ohne dieses nasse Zeug.

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Als Adélka die Kurve kratzte, hatten wir ein Problem: Es regnete so heftig, dass wir unmöglich auch noch das viele Wasser aus dem Planschbecken im Garten verteilen konnten. Die Folge davon: Das Becken mit dem Wasser steht jetzt und steht jetzt – und der Rasen darunter wird nicht besser. Und mit jedem Regen wird das Planschbecken voller. Irgendwann wird es überlaufen. Ich glaube mittlerweile, es war keine so gute Idee, so ein Ding zu kaufen. Mein schöner Garten wird im ganzen Wasser wohl ertrinken. Gut, dass dort auch ein zwei Meter hohes Regal steht, auf das ich flüchten könnte.

In besagtem Regal steht allerlei Unsinn für Gartenfreunde. Beispielsweise ein Gartenzwerg mit Klamotten des angeblich ruhmreichen Fußballvereins Borussia Dortmund. Sie wissen, das ist der Verein, den ich auch zu lieben habe, obwohl ich eigentlich die Konkurrenz namens Schalke 04 anfangs besser fand. Mein Butler modelt mich allerdings immer weiter um. Spiele von Schalke gibt es in unserem Fernsehapparat nicht, immer nur die von Dortmund. Ich muss mal die Gebrauchsanweisung für die Fernbedienung suchen. 

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Doch zurück zu dem Zwerg. Tschechen amüsieren sich über solche Dinge, die zu jedem Garten in Deutschland gehören, in Tschechien aber eher weniger. Unsere tschechischen Nachbarn haben sich aber noch nicht bei Herrn Schmidt beschwert über diesen deutschen Garten-Kitsch. Diese Nachbarn sind ihrerseits freilich auch ein bisschen neben der Spur. Die schmücken ihren eigenen Garten immer vor Weihnachten wie verrückt mit endlosen Lichterketten, dicken Weihnachtsbaumkugeln oder einem Schlitten für den Weihnachtsmann. Dabei kommt am Heiligen Abend in Tschechien das Christkind und keine doofe Coca-Cola-Erfindung mit roter Nase und weißem Rauschebart. Aber die Nachbarn sind ganz stolz auf ihren Weihnachtsgarten. So hat jeder seine Macke bei uns im Viertel. 

Doch bis Weihnachten ist ja nun wirklich noch Zeit. Ehe ich hier auch noch meinen Wunschzettel aufschreibe, mache ich lieber Schluss für heute. Čauky, mňauky!

?? Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt ??


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Als eingefleischter Fan von Bohemians Prag lässt unser Autor kein Auswärtsspiel aus. Dabei interessiert er sich auch für Orte abseits der Stadien.

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