Prags Oberbürgermeister Zdeněk Hřib beim Hissen der Regenbogenfahne am Magistratsgebäude. Foto: ČTK/Vondrouš Roman

Eine der größten kulturellen und politischen Veranstaltungen in Prag hat wieder begonnen, die diesjährige Pride. Während diese die Menschlichkeit und Liebe feiert, versuchen tschechische Abgeordnete, die gleichgeschlechtliche Ehe unmöglich zu machen.

Am Montag, den 8. August, begann sie nach zwei Jahren mit Einschränkungen wieder in vollem Umfang: die Pride in Prag. Eine Woche, in der sich die tschechische Hauptstadt von ihrer besten Seite zeigt. Die Straßen sind gefüllt mit jungen Menschen. Die Stadt vibriert vor Liebe, Freiheit, Selbstbestimmung und natürlich auch der allabendlichen Party auf der Schützeninsel (Střelecký ostrov).

Eine Woche für Menschlichkeit, Liebe und Leben

In diesem Jahr wollen sich die Veranstalter ein weiteres Mal übertreffen. Bis zum 14. August gibt es über 150 Veranstaltungen an verschiedenen Orten der Stadt. Zentrum der Pride-Woche wird allerdings wie gewohnt die Schützeninsel (Střelecký ostrov) bleiben. Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt auch die Parade am Samstag wieder zurück nach Prag. Diese wird durch das historische Stadtzentrum zum Letná-Park ziehen. Symbol der diesjährigen Veranstaltung ist ein Herz in den Farben der Pride-Fahne. „Für uns ist das Herz ein Symbol der Menschlichkeit, der gegenseitigen Liebe und des Lebens“, erklärte der Pressesprecher Tom Bílý. Alle Menschen seien eingeladen teilzunehmen, so Bílý.

Zudem wolle man unter dem Motto #heartmatters auf die Unterdrückung in vielen Ländern der Welt aufmerksam machen. „Ein trauriges Beispiel ist der jüngste Angriff auf die LGBT+ Gemeinschaft in Oslo, der zwei Toten und Dutzenden von Verletzten zur Folge hatte“, erläuterte Bílý weiter.

Den Startschuss machte wie in den Vorjahren das Prager Rathaus. In einer feierlichen Zeremonie wurde die Regenbogenfahne am Magistratsgebäude gehisst, insgesamt bereits zum vierten Mal. Damit zeige Prag, dass es eine moderne und westliche Stadt sei, die offen für alle ist, so Zdeněk Hřib (Piraten), Oberbürgermeister von Prag. Er ist der Schirmherr der diesjährigen Pride. „Das ist auch eine Botschaft an jene konservativen Politiker, die den Menschen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben: Das Mittelalter ist vorbei!“, schrieb Hřib auf Twitter.

Ehe als Vereinigung zwischen Mann und Frau?

Mit diesem Kommentar nahm er gezielt eine Initiative tschechischer Abgeordneter ins Visier, welche plant, die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau in die Verfassung aufzunehmen. Eine Gruppe aus 54 Abgeordneten der konservativen Parteien KDU-ČSL und ODS, der liberalen TOP 09, der ehemaligen Regierungspartei ANO und der rechtsextremen SPD brachte einen entsprechenden Vorschlag ein.

„Das ist ein gezielter Versuch, uns im ideologischen Raum der ungarischen und polnischen Konservativen und Autoritären zu verankern“, erklärte Piraten-Vorsitzender Ivan Bartoš. Der Antrag versuche, die gleichgeschlechtliche Ehe unmöglich zu machen. Präsident Miloš Zeman kündigte an, dass er eine solche Verfassungsänderung unterzeichnen würde. „Eine Familie ist ein Zusammenschluss von Mann und Frau. Punkt“, so Zeman.

Der Vorstoß der Abgeordnetengruppe ist eine Reaktion auf einen Antrag von fünf Abgeordneten von STAN, Piraten, ODS, TOP 09 und ANO, die die gleichgeschlechtliche Ehe gesetzlich festschreiben wollte. „Wir Piraten glauben, dass die Menschen nicht nur in ihren Pflichten, sondern auch in ihren Rechten gleich sein sollten“, erklärte die Abgeordnete Olga Richterová (Piraten). In der vergangenen Legislatur wurden bereits zwei ähnlich Anträge vorgelegt. Sowohl die Ehe für alle als auch die Verfassungsänderung, die festschreiben sollte, dass eine Ehe nur aus Mann und Frau hervorgehen kann, fanden nicht die notwendige Mehrheit.


Mehr zur Pride in Prag und das Programm mit allen Veranstaltungen finden Sie hier: https://www.praguepride.cz/en/

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.