Durch Charkiw sollen schon bald zwei Dutzend Prager Straßenbahnen fahren. Tschechische Verkehrsbetriebe stellen mehreren zerstörten ukrainischen Städten Trams und Busse für den Wiederaufbau der Infrastruktur zur Verfügung.

Sie ist inzwischen das inoffizielle Wahrzeichen der goldenen Stadt, die Prager Tram. Diese soll bald auch durch die ostukrainische Metropole Charkiw verkehren. Der Verkehrsbetrieb Ostrau (Ostrava) will ebenfalls Straßenbahnen und Busse für den Wiederaufbau ukrainischer Städte zur Verfügung stellen.

Russische Panzer zerstörten öffentlichen Nahverkehr

Die Ostrauer Busse sollen in die nordukrainische Stadt Konotop geliefert werden. Obwohl der Abzug der russischen Truppen dort bereits vor fünf Monaten erfolgte, verfügt diese noch immer nicht über einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Ein einziger Bus fährt momentan durch die Stadt und bedient 18 Linien zugleich. Russische Panzer zerstörten einen großen Teil des Bestands, die übrigen Busse mussten der ukrainischen Armee bereitgestellt werden.

Der Bestand der Ostrauer Verkehrsbetriebe soll nun Abhilfe verschaffen und somit einen wesentlichen Teil der Infrastruktur wiederaufbauen. Tschechische Straßenbahnen sind in der Ukraine kein ungewohntes Bild, so fahren durch Kiew und Odessa häufig ältere tschechoslowakische Trams.

Prager Straßenbahnen für die zerstörte Ostukraine

Neben Ostrau spenden auch die Prager Verkehrsbetriebe stillgelegte Straßenbahnen. Insgesamt sollen 20 Trams nach Charkiw geliefert werden, zwei Busse sollen den ÖPNV der westukrainischen Stadt Chmelnyzkyj verstärken. Ziel sei es, den kriegsgebeutelten Städten der Ukraine beim Wiederaufbau zu helfen.

„Fahrzeuge, die in Prag keine Fahrgäste mehr bedienen können, werden anderswo die notwendige Verwendung finden. In der Ukraine wurden viele Straßenbahnen und Busse durch den Einmarsch des ungebetenen russischen Diktators völlig zerstört. Damit unterstützen wir den Wiederaufbau ukrainischer Städte, damit Kriegsflüchtlinge schnellstmöglich in ihre Heimat zurückkehren können“, erklärte Zdeněk Hřib (Piraten), Oberbürgermeister von Prag.

Die Lieferung wird von der tschechischen Hilfsorganisation „Člověk v tísni“ (dt. „Mensch in Not“) organisiert, welche seit Beginn des russischen Angriffs Hilfsleistungen in die Ukraine organisiert. „Die ersten Straßenbahnen sollen in den kommenden Tagen oder Wochen in die Ukraine gefahren werden“, erklärt die Organisation auf ihrer Homepage. Die Prager Spende für die Ukraine umfasst fünf Straßenbahnen des Modells T3SUCS, 15 des Modells T6A5 und zwei Busse.

Zeichen der tschechischen Solidarität

Obwohl eine pro-russische Demonstration in Prag das Bild des solidarischen Tschechiens momentan trübt, ist der tschechische Beitrag zur Unterstützung der Ukraine ungebrochen. Dies beweist die unermüdliche Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen und die zahlreichen Spenden, die diese ermöglichen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges steht das Land energischer als kaum ein anderes an der Seite der Ukraine, sei es mit humanitärer Hilfe für Geflüchtete oder mit der Lieferung von Waffen und Munition. Nun beteiligt sich Tschechien auch aktiv am Wiederaufbau zentraler Bestandteile der ukrainischen Infrastruktur.

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