Am 6. September wurden in Brünn 23 Stolpersteine zum Gedenken an die Familien Tugendhat, Löw-Beer und Hože verlegt.

Vor den ehemaligen Wohnhäusern der Familien wurde in einer feierlichen Zeremonie an deren Schicksale erinnert. Zu den Teilnehmern zählten hochrangige Persönlichkeiten wie Premierminister Petr Fiala, Vizepremier Vlastimil Válk, Bildungsminister Mikuláš Bek, der Gouverneur von Südmähren Jan Grolich, die Brünner Bürgermeisterin Markéta Vaňková sowie Angehörige der Familien.

Die Zeremonie begann um 14 Uhr vor der Arnoldová-Villa in der Drobného-Straße 26. An diesem Ort wurden die Stolpersteine für Cecilia, Max und Friederika Hože verlegt. Danach besuchten die Teilnehmer weitere Gedenkorte, bis sie schließlich die berühmte Villa Tugendhat in der Černopolní-Straße erreichten.

Der Weg der Erinnerung

Der deutsche Künstler Günter Demnig initiierte die Verlegung der Stolpersteine. Mit diesen Gedenksteinen wird in ganz Europa an die Menschen erinnert, die durch das Naziregime ihr Leben, ihre Heimat und ihre Existenz verloren. Die Messingplatten, die fest in den Boden eingelassen werden, markieren die Plätze, an denen die Opfer einst lebten. In Brünn wurden im Rahmen der Gedenkfeier 23 Stolpersteine an sechs Orten verlegt, begleitet von Gebeten und Rosen.

Bedeutende Persönlichkeiten vor Ort

Besonders bedeutsam war die Anwesenheit von Vertretern der Familien Löw-Beer und Tugendhat, die aus mehreren Teilen der Welt anreisten. Premierminister Petr Fiala betonte in seiner Rede, wie schwer es sei, auch nach achtzig Jahren die Schrecken dieser Zeit zu begreifen. „Die Namen Hože, Löw-Beer und Tugendhat standen einst für Brünns wirtschaftliche und soziale Elite. Diese Familien trugen maßgeblich zur Transformation der Stadt in ein industrielles Zentrum und eine Hochburg der modernen Kultur bei“, erklärte Fiala. Sein Dank galt all jenen, die sich für Bildung, Versöhnung und die symbolische Wiedergutmachung einsetzen.

Zukünftige Führungen

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Vorstellung eines neuen Guides, der umfassende Informationen zu den Schicksalen der betroffenen Familien bereithält. In Zukunft wird es in Brünn geführte Spaziergänge geben, bei denen Interessierte auf den Spuren der Verschwundenen wandeln können.

Die Brünner Bürgermeisterin Markéta Vaňková zeigte sich berührt von der Bedeutung dieses Projekts. „Brünn wird niemals jene Bürger vergessen, die Opfer des Naziregimes wurden. Die Verlegung der Stolpersteine in unserer Stadt ist ein unverzichtbarer Schritt, um die Erinnerung an sie für kommende Generationen zu bewahren und unser kollektives Gedächtnis zu stärken“, sagte sie in ihrer Ansprache

Buntes Programm im Dialogzentrum

Die symbolische Verlegung der Steine eröffnete gleichzeitig das Programm des Dialogzentrums in der Arnold-Villa. In den kommenden Wochen werden dort Diskussionen, Vorträge und Ausstellungen stattfinden, die Themen rund um dieses Ereignis aufgreifen. Die Gedenkveranstaltung wurde durch eine enge Zusammenarbeit des Stadtmuseums Brünn mit dem Museum Brünn, der Jüdischen Gemeinde, dem Verein Meeting Brno und dem Festival ŠTETL ermöglicht.

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