Der Erzbischof von Olmütz (Olomouc) und Präsident der tschechischen Bischofskonferenz Jan Graubner wird der neue Erzbischof von Prag. Damit wird er der Nachfolger von Kardinal Dominik Duka, der im Alter von 75 Jahren zurücktrat.
Der künftige Erzbischof von Prag ist 1948 in Brünn geboren und 73 Jahre alt. Seine Priesterweihe empfing er 1973. Nach Stationen in Zlin (Zlín) und Wisowitz (Vizovice) wurde er 1990 schließlich von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Olmütz (Olomouc) ernannt. Von 2000 bis 2010 war und erneut seit 2020 ist er Vorsitzender der tschechischen Bischofskonferenz, seit vielen Jahren ist er Tschechiens Caritas-Bischof. Vor allem durch seine Arbeit als Seelsorger schaffte er es Graubner, Sympathien in der tschechischen Bevölkerung zu gewinnen. Er bemühte sich zudem sehr um die Aussöhnung mit den Vertriebenen Deutschen und spricht fließend Deutsch.
Jan Graubner sei ein Vertreter des „Mährischen Katholizismus“, welcher für Gleichgewicht stehe, so Kardinal Dominik Duda. „Ich wünsche unserer Kirche für die Zukunft einen Mann, der die Fackel des Gleichgewichts trägt, die in den Anfängen des Christentums verwurzelt ist“, so Duka.
Experten der Kirche in Tschechien sahen die Entscheidung für Graubner im tschechischen Fernsehen (Česká televize) als Zeichen der Krise der katholischen Kirche im Land. Einen 73-Jährigen zum Erzbischof zu machen, der mit der Seelsorge aus einem ganz anderen Gebiet kommt als in Prag gefordert, zeuge von der Personalkrise der tschechischen Geistlichkeit, so der Historiker Jaroslav Šebek. Mit 75 Jahren gehen Priester oftmals in den Ruhestand. Zudem sei die Wahl ein Zeichen dafür, dass die Reformation der Kirche in Tschechien gescheitert sei, erklärte der Theologe und Kirchenhistoriker der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Karlsuniversität, Martin Vaňáč. Graubner gilt als Vertreter des konservativen Flügels und ist momentan noch durch eine schwere Covid-Infektion, die er knapp überlebte, stark geschwächt.
Dem neuen Erzbischof stehen in Prag eine Reihe großer Herausforderungen bevor, Dominik Duka hinterließ ihm die Prager Diözese in keinem besonders guten Zustand. Sie verzeichnet eine Rückläufige Zahl von Gläubigen und Priestern und ist geprägt von wirtschaftlichen Problemen. Zudem sorgte Duka immer wieder durch kontroverse Äußerungen für negative Öffentlichkeit. So bezeichnete er Corona als eine biologische Waffe aus China, Abtreibungen als Terroranschläge und relativierte die Vergewaltigungen ukrainischer Frauen durch russische Soldaten. Außerdem geriet er für sein Vorgehen bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche in die Kritik.
Präsident Miloš Zeman wünschte Jan Graubner für sein neues Amt viel Kraft, Geduld und Offenheit. Tschechien stehe durch die Auswirkungen des Krieges vor einer wirtschaftlichen und sozialen Krise und die Kirche könne eine Quelle der Ermutigung für die Bürger sein, so Zeman. Auch der Premier Petr Fiala (ODS) gratulierte Graubner und wünschte ihm Kraft, Weisheit und Gottes Segen.
Die Inthronisierung Graubners als Prager Erzbischof soll am 2. Juli 2022 stattfinden. Wer auf Graubner im Amt des Olmützer Erzbischofes nachfolgt, ist bislang nicht bekannt. Das Erzbistum Olmütz wird bis dahin von einem apostolischen Administrator geleitet.